Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus
Niilo Yli-Vainio kam im Februar 1920 in einer leicht religiösen lutherischen Familie zur Welt. Sein Vater war ein im finnischen Unabhängigkeitskrieg (von Russland, 1918) ausgezeichneter Soldat, verließ jedoch das Militär, um in der Holzfällerindustrie zu arbeiten, während seine Mutter eine fürsorgliche Hausfrau war. Das junge Ehepaar lebte zusammen mit Yli-Vainios Großmutter.
Bei der Geburt von Yli-Vainio rechnete der Arzt damit, dass beide, er und seine Mutter, sterben werden. Wie auch immer verkündete die Großmutter prophetisch, dass dieser Sohn nicht sterben würde und, da die Familie bereits einen kriegerischen Soldaten hatte, der Sohn zu einem starken Soldat im Reich Gottes heranwachsen würde. Der Vater lachte über diese Aussage. Trotz alledem überlebten beide, die Mutter und das Kind, und Yli-Vainio wuchs zu einem Mann heran.
Etwa im Jahr 1938 heiratete Yli-Vainio eine junge Frau namens Linnea. Bedauerlicherweise, als er gerade knapp ein Jahr verheiratet war, brach im November 1939 der Krieg zwischen Finnland und Russland aus. Während dieses Krieges wurde Yli-Vainio als Soldat an die Front geschickt.
Bis zu diesem Zeitpunkt nannte Yli-Vainio sich einen Lutheraner. Auf dem Schlachtfeld wurde Yli-Vainio jeglicher Glaube, den er hätte haben können, genommen. Er erklärte seinen Standpunkt folgendermaßen: „Das Wort Gottes gibt es nicht. Vier Jahre lang kroch ich während des Kriegs durch Wälder und Gestrüpp und ich sah nichts außer Betrug und Verbrechen. Die Geistlichen segneten uns und versprachen uns das Himmelreich, wenn wir im Krieg fallen sollten. Dann brachten sie uns, wie Lämmer für die Metzger, als Kanonenfutter an die Front … Gott existiert nicht. Wenn Menschen sich selbst nicht helfen, werden sie hilflos zurückbleiben.“ Er ahnte kaum, dass schon bald ein größerer Kämpfer als er die Mauern seiner Seele stürmen würde.
Visionen, die verändern
Nach dem Krieg verbreitete sich die Pfingstbewegung in viele Regionen, abhängig von der Verlagerung der Flüchtlinge nach dem Krieg. Vor dem Krieg waren viele dieser Flüchtlinge Anhänger der Pfingstbewegung in Viipuri (Vyborg), nahe der russischen Grenze. Linnea begann Hauskreise in umliegenden Dörfern zu besuchen, während Yli-Vainio den ganzen Tag in einer Werkstatt arbeitete. Das Wort Gottes war in Linneas Herz gepflanzt und sie akzeptierte Christus als ihren Erretter. Obwohl Yli-Vainio sehr stark gegen diese Veränderung war, besuchte er ab und zu die pfingstkirchlichen Hauskreise. Er war beeindruckt von der Freude und Echtheit des Glaubens der Christen. Ebenso berührten ihn die wunderschönen Lieder, gesungen von den Gitarrenchören. Schon bald akzeptierte er Jesus Christus als seinen Herrn.
Nicht lange nach seiner Bekehrung begann Yli-Vainio Visionen über verlorene Seelen, die angekettet und in die Hölle gesandt waren, zu sehen. Er war außerordentlich verstört von diesen Visionen und spürte, dass er zum Dienst berufen war. Kurze Zeit später begann er mit einem Freund die umliegenden Dörfer zu besuchen, wo sie evangelistische Versammlungen in Häusern durchführten. Nach seinen Besuchen waren die Menschen errettet und erfüllt mit dem Heiligen Geist und er bekam zusätzlich eine Bestätigung seiner Berufung durch eine persönliche Prophezeiung.
Die Jahre vergingen und Yli-Vainio wurde sogar zum Pastor einer etablierten Gemeinde eingesegnet. Gleichwohl waren seine Botschaften immer auf die Evangelisation und Buße fokussiert. Während dieser Zeit, in der er durchgehend arbeitete, wohnte er in Schweden und bediente als Pastor etliche Gemeinden finnischer Immigranten. Er galt als erfolgreicher Pastor. Die Gemeinden wuchsen unter seiner Leitung und er schrieb Traktate über das Leben eines Christen und die Evangelisation.
Offene Fenster für das Licht
Oftmals trug er auch zu Ristin Voitto bei (diese Veröffentlichung, übersetzt „Der Sieg des Kreuzes“, ist das finnische Pendant zu „Pentecostal Evangel“). In einem seiner Artikel schrieb er über Frieden. Er verkündete, dass Individuen Frieden zwischen beiden, Gott und den Mitmenschen haben müssen. Die Prophetie seiner Großmutter hatte sich erfüllt; der Sohn eines ausgezeichneten Soldaten diente nicht mehr in einer irdischen Armee, sondern als ein Krieger für das Königreich Gottes.
Während einer Brüdertagung der finnischen Pfingstgemeinde machte Yli-Vainio eine Bemerkung. Er teilte dem versammelten Brüderrat mit, dass das Feuer der Pfingstler in Finnland nachgelassen hatte. Er sagte, dass die Menschen nicht mehr länger mit derselben Häufigkeit und dem Eifer mit dem Geist erfüllt würden wie früher. Er brachte diese Entwicklung mit dem Mangel an Gebeten in Verbindung. Die Finnen „wanderten nicht mehr auf den Knien“, so wie sie es früher praktizierten. Diese Betrachtung wurde ordnungsgemäß aufgenommen und im Ristin Voitto vermerkt, aber das Leben ging wie gewohnt weiter.
Dann, 1963, passierte etwas Schreckliches. Yli-Vainio fing an, unter Herzbeschwerden zu leiden. Obwohl Gott ihn durch ein Wunder heilte, wurde er ebenso mit Krebs diagnostiziert. Nachdem er über zehn Jahre mit Krebs zu kämpfen hatte, bekam auch seine Frau 1976 die Diagnose Krebs. Es konnte nicht mehr geholfen werden. Yli-Vainio wurde mit einer Erfolgswahrscheinlichkeit von 80 % operiert und seine Frau blieb krank. Das Ehepaar mittleren Alters plante den restlichen Lebensverlauf. Sie würden aufs Land ziehen, um in Frieden zu sterben. Die Zeit, in der er krank war, lehrte Yli-Vainio Demut zu üben, die er später brauchen würde.
Diese Weihnachten reiste Yli-Vainio nach Australien, um auf der australischen Konferenz der finnischen Pfingstbewegung zu predigen. Während seines Aufenthalts erlebte er eine Veränderung. Es war, als hätte Gott ein Fenster in seinem Leben aufgetan und er war erfüllt mit Freude und Heilung. Nach diesem Ereignis veränderten sich seine Predigten. Es war, als wären sie mit Licht gefüllt. Auf den Gebetsversammlungen wurden die Menschen so mit dem Geist erfüllt, wie Yli-Vainio es nie erlebt hatte. Als er aus Australien nach Hause zurückkehrte, war seine Frau auf wundersame Weise vollständig geheilt.
Wo der Wind weht….
1977 wurde Yli-Vainio in die Stadt Lapua zum Predigen eingeladen. Als Yli-Vainio predigte, wurden Menschen von dem Heiligen Geist erfasst (der Kraft des Geistes nachzugeben), andere wurden geheilt, andere wiederum fingen an, in Zungen zu reden. In den ersten Versammlungen waren etliche Hunderte von Zuhörern, aber innerhalb von Wochen mussten die Versammlungen in eine große Halle verlegt werden. Tausende von Menschen versammelten sich in Lapua. Es kamen Busladungen mit Menschen aus allen sozialen Schichten, Christen, Nicht-Christen und Leute aus diversen Konfessionen. Die Versammlungen wurden in Lapua einmal wöchentlich abgehalten und an den anderen Wochentagen reiste Yli-Vainio umher.
Es besuchten regelmäßig hundert bis zweihundert Menschen die nächtlichen Versammlungen, um Christus als den Herrn anzunehmen. Journalisten kamen, um die Versammlungen zu beobachten, einige um zu spotten, für andere waren die Wunder ein eindeutiges Zeugnis. Zwischen 1977 und 1980 beinhaltete jede wöchentliche Ausgabe der Zeitschrift Ristin Voitto mindestens drei Artikel in Bezug auf Yli-Vainios Erweckung und drei Ankündigungen von Versammlungen nach seinem Zeitplan. Es wurde ein Film über seine Erweckung gedreht und eine Biografie im Jahr 1978 veröffentlicht.
Yli-Vainio reiste nicht mehr zu Häusern und Dörfern, sondern zu Stadien und Großstädten. Er reiste sogar in den Fernen Osten, um seine Erweckungsgeschichte auszubreiten. Die Lahmen konnte gehen, die Blinden konnten sehen und die Krebskranken wurden geheilt. Selbstverständlich machte seine starke Bekanntheit es Yli-Vainio schwer, demütig zu sein. Die Erweckung verursachte nahezu ein kultische Anhängerschaft um ihn herum. Menschen sahen zu ihm auf als zu dem „wundersamen Heiler Yli-Vainio“ oder einfach dem „Heiler Yli-Vainio“. Er bekam Post und anhaltende Telefonanrufe, bei denen er um Termine oder die Heilung von Menschen angefragt wurde. Trotz allem blieb er bescheiden.
Er versuchte verzweifelt, das Auge des Menschen auf Christus und den Heiligen Geist zu fokussieren, so wie er in einer Predigt lehrte: „Erzählt nicht, dass ihr von einer menschlichen Kraft geheilt wurdet. Menschen machen keinen gesund, nur Gott allein kann das tun … Der Heilige Geist steigt auf die Person herab, berührt die Person wie ein Windstoß und wenn es Gottes Wille ist, wird die Person geheilt.“ Er erklärte ebenfalls: „Ich empfehle euch keine Glaubensgemeinschaft, Gemeinde oder Organisation. Ich empfehle euch Jesus. Er erfüllt die Person mit dem Heiligen Geist und Feuer. Die Bibel sagt ´Da ist in keinem anderen Namen Errettung´. Gott liebt alle Menschen ohne Acht zu geben auf Rasse, Nationalität, Hautfarbe oder Konfession.“ Die Predigten und Aufzeichnungen von Yli-Vainio reflektierten einen nahezu aussichtslosen Zustand. Es schien, die Menschen würden nicht verstehen; er bezog sich dabei nicht auf sich selbst, sondern auf Gott. Auf seinen Versammlungen wiederholte er es wie ein Mantra „Es tat Jesus, Jesus tat es!“.
Unerwartet abgerufen
Um das Jahr 1981 fing die Erweckungsbewegung an abzubremsen. Yli-Vainio wollte sich einen Monat freinehmen, um zu fasten und zu beten, aber er fieberte wie immer für seine Reisen. Im Februar ging er nach Spanien und plante danach, die Ukraine zu besuchen. Obwohl seine Reise nach Spanien als Urlaub dienen sollte, hielt er immer noch Versammlungen ab. Dann kollabierte er eines Tages beim Joggen. Das energische Tempo, mit dem er seine Treffen und Reisen wahrgenommen hatte, hat sein Herz stark geschwächt. Er starb, so wie er gelebt hatte, weit weg von seiner Familie. Yli-Vainio zeigte definitiv eine große Wirkung in Finnland.
Während der Zeit seines Dienstes besuchte oder predigte er in Schweden, Norwegen, Japan, Thailand, Spanien, Australien, Kanada und Israel. Heute ist Yli-Vainio neben Sari Essayah, eine olympische Athletin (88 %), der zweite meistbekannte Pfingstler in Finnland (69 % der Finnen können seinen Namen wiedererkennen).
Alle Pfingstler sollten von Yli-Vainios Leben lernen. Er betonte, dass eine Gebetshaltung und Erwartung zur Wahrnehmung von Pfingsten unentbehrlich seien. In seiner Dienstzeit bestand er darauf, dass die Menschen ihre Augen nicht auf ihn selbst, sondern auf Jesus und den Heiligen Geist richteten. Er verkündete, dass die Wiedergeburt nicht abhängig ist davon, was ein Mensch tut, welche Versammlungen man besucht oder sogar welches Symbol auf dem Kirchengebäude angebracht ist, sondern von dem Werk des Herrn. Der Heilige Geist entscheidet, welche Gaben welchen Menschen gegeben werden und er entscheidet über den Ort und die Zeit der Geistestaufe.
Übersetzt aus dem Englischen