Glaubensvorbilder #1 David Gesswein

David Gesswein – völlige Hingabe

„Wenn du wissen willst, wie ein heiliger Mann stirbt, dann gehe zu Kornelius.“

Diese Worte teilte Gott David in einem Traum mit. Die Rede ist von Kornelius Friesen, dem ehemaligen Leiter von Sawinka. Er hatte zu diesem Zeitpunkt David die Leitung des Hauskreises übergeben. Als dieser zu dem alten Pastor kam, brannte das Erlebnis sich tief
in seinem Herzen ein. Diese Ruhe und Frieden in dem Raum und der Übergang von dem Diesseits ins Jenseits.

Der Glaube wird geformt
Doch bevor David Gesswein Leiter eine Pfingstgemeinde in Kirgisien wurde, begann seine Geschichte um 1925 in Walinsk, welches in der Ukraine liegt. Als drittes Kind von insgesamt fünf, war er Teil einer tiefgläubigen baptistischen Familie. Unter seinem Vater Julius, welcher ein bekennender Prediger war und auch aufgrund seiner Überzeugung ins Gefängnis musste, wurde sein Glaube geformt.

Kurz nach dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges wurde die gesamte Familie um 1940 nach Sawinka, welches in Kasachstan liegt, verschleppt. Dort begann David eine Ausbildung als Service-Techniker für Traktoren. Schnell zeigte sich sein Können und die Qualität seiner Arbeit wurde im ganzen Dorf bekannt. Nach einige Zeit wurde er sogar in den Kolchosenrat gewählt und war daher Vorsteher einer Arbeitsgemeinschaft.

Neben seiner vorbildlichen Arbeitsweise suchte David aufrichtig und eifrig Gott. Hohe Strafen und sonstige schwere Nachteile konnten David nicht davon abhalten, in seinem eigenen Haus regelmäßig Gottesdienste durchzuführen. Wurden abends Gottesdienste abgehalten, trafen sich vormittags die verheirateten Frauen in diesem Haus, um für die Anliegen im Dorf und in der Gemeinde zu beten. In der Tat war dieses Haus ein Ort der Anbetung und des Gebets.

Es steht so geschrieben
Einige Jahre später kam David mit der aufkommenden Pfingstbewegung in Verbindung. Auf der Suche nach der Wahrheit verbrachte er häufig Stunden mit dem Lesen im Worte Gottes, um der Sache wirklich auf den Grund zu gehen. Konnte es tatsächlich sein, dass es etwas noch gibt, was er für sein Christenleben braucht? Eine Kraft von oben für die Ausrüstung um Dienst?

Jede Bibelstelle, die über die Kraft des Geistes berichtete, markierte er sich, bis letztendlich seine ganze Bibel voll davon war. Neben dem Studium in der Schrift führte er viele Gespräche mit anderen Gläubigen über dieses Thema. Am meisten bewegte ihn das Gespräch mit seinem Vater. Als er auf die Stelle in Apostelgeschichte 2 zu sprechen kam, kommentierte diese die Verse wie folgt:

„Es steht so geschrieben. Es ist die Wahrheit.“

Diese Worte bestärkten ihn in seiner weiteren Suche. Als er sein Anliegen ein weiteres Mal vor dem Herrn brachtem, berichteten seine Kinder, die dieses Ereignis aus einer gewissen Entfernung bemerkten, wie folgt:

„Ihm wurde, wie ein Film, sein gesamtes Leben von Gott vor Augen geführt. Immer an gewissen Stellen, hielt er inne und bekannte seine Schuld vor seinem Herrn. Schließlich wurde er, nach dieser tiefgründigen Heiligung, von Gott mit dem Heiligen Geist getauft.“

Durch dieses Ereignis und durch die Bestätigung Gottes dieser biblischen Wahrheit entstand eine Pfingstgemeinde in Sawinka, für die er verantwortlich war. Von Anfang an gab es Widerstände von anderen Gläubigen sowie von der Regierung.
Vielleicht war auch diese tiefgründige Suche für David notwendig gewesen, um fest genug in dieser Wahrheit zu bleiben und den verschiedenen Angriffen Gegenwehr zu leisten.

Wenn Gott ruft
Sein Dienst zeichnete sich durch seine beispiellose Hingabe aus. Keinem Menschen, sei es in der Stadt oder in der Gemeinde, konnte er seine Hilfe verwehren. Wurden seine Fähigkeiten gefragt, war er immer zur Stelle. So wurde er für viele Menschen in seiner Umgebung eine unverzichtbare Person.

Diese Opferbereitschaft trug aber auch letztendlich seine Familie mit. Vor allem seine Frau – Katharina geb. Janzen – übernahm überwiegend die geistliche Erziehung der Kinder und die Aufnahme der ständig kommenden Gäste. Wie tiefgründig und biblisch fundiert die Erziehung gewesen war, zeigte sich daran, dass die insgesamt sieben Kinder den gesellschaftlichen Druck vor allem in der Schule Stand hielten. Trotz der vielen Fragen, Diskussionen und Überzeugungsversuchen blieben die Kinder fest, in dem, was sie beigebracht bekommen hatten und verwiesen dabei nie auf die Eltern. Es war ihre eigene Entscheidung, dem Kommunismus und dem damit verbundenen Atheismus abzulehnen. Für die damalige Zeit erregte dieses Verhalten nicht nur im Dorf, sondern auch in der weiteren Umgebung für Aufsehen.

Einige Zeit später erhielt David von Gott klar den Auftrag, nach Tokmok zu ziehen, um dort Gottes Gemeinde zu bauen. Dem Ruf Gottes gehorsam zog er mit seiner Familie von Kasachstan nach Kirgisien. Dort fand er eine Gemeinde aus überwiegend älteren Menschen vor. Doch Gott machte ihm Mut und zeigte ihm konkret, dass er viele (junge) Menschen in diese Gemeinde rufen möchte. Schon bald wurde er um 1973 als Diakon eingesegnet und trat seinen Dienst an, den er später als Ältester fortführte.


Begabt um zu leiten
In der Zeit seines aktiven Dienstes ist seine Begabung zur Leitung besonders hervorzuheben. Bis zu seiner Ausreise nach Deutschland vergrößerte sich die ursprünglich kleine Gemeinde bis auf vier Gruppen.

David hatte ein besonderes Augenmerk darauf, die Einheit zu wahren. Gerade unter den leitenden Brüdern war er immer darum bemüht, dass jede Entscheidung, die getroffen wurde, eine 100%ige Zustimmung erhielt. Um diese Einheit zu bilden und zu wahren, kam
ihm seine Art als Friedensstifter besonders zugute. Diese war besonders durch seine Barmherzigkeit geprägt. Dadurch konnte er viele Streitigkeiten schlichten, Spaltungen vermeiden und die Gemeinde näher zu Christus führen. Zum Beispiel kam er zu der Erkenntnis, dass in der Gemeinde das „Sündenbekenntnis“
eingeführt werden sollte. Als jedoch keiner der Brüder sich in der Lage sah, diesen Dienst durchzuführen, ließ er die Angelegenheit ruhen, bis er die vollständige Befürwortung des Brüderrats zu einem späteren Zeitpunkt erhielt.

Durch seine offene, herzliche und direkte Art gewann er auch die jugendlichen Herzen. Vor allem jungen Brüdern im Dienst macht er klar und deutlich, dass er ihnen sein Vertrauen schenkte. Dadurch erhielt er mindestens in diesem Maße auch das Vertrauen zurück. Er besaß die besondere Fähigkeit, direkt mit seinen Worten zu den Herzen der Menschen zu sprechen und konnte sie daher erreichen und bewegen. Trotz seiner Funktion als Pastor und später als Verantwortlicher für eine Gegend in Kirgisien blieb er immer für die Jugend nahbar.

An seinem Dienst spürte man deutlich, dass er von Gott gebraucht wurde. Manchmal waren es Träume, oft aber auch rein „zufällige“ Begegnungen mit den verschiedensten Personen aus der Gemeinden. Gott zeigte ihm, wie er mit ihnen arbeiten sollte und wo es die entsprechenden Probleme gab.

Einmal sah er in der Nacht einen Traum, in welchem drei Gräber mit Grabsteinen auf einem Friedhof zu sehen waren. Am nächsten Tag begegnete er drei Frauen aus der Gemeinde, die meinten, dass die Lehre des Unitarismus die Wahrheit sei. (Der Unitarismus beinhaltete als Kernlehre, dass es nur Gott in einer Person gibt und lehnt die Dreieinigkeitslehre ab.) Erinnert durch den Traum in der Nacht wusste er, welchen Ansatz er wählen sollte, um sie von der Dreieinigkeitslehre wieder zu überzeugen.

Ein Leben über dem Durchschnitt

Vor allem als Gemeindeleiter in Tokmok gab er immer alles und dazu noch ein bisschen mehr. Doch diese intensive Lebensweise hatte auch seinen Preis. Oft hatte er mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, die ihn jedoch nicht von seinem hingebungsvollen Dienst abhielten.

Sein Gesundheitszustand verbesserte sich auch nicht mit der Abreise und dem Leben in Deutschland. Trotz der ganzen Beschwerden war er vor allem auch in der Gemeinde Speyer als Lehrer für die Vorbereitung auf die Wassertaufe aktiv und für seine Kinder, die ihre jungen Familien gegründet hatten, eine große Unterstützung.

Schließlich ging David Gesswein 1999 in die Ewigkeit zu seinem geliebten Jesus. Gerade durch seine Kinder, die von ihm sehr geprägt wurden, reichen die Auswirkungen seines Dienstes jedoch über seinen Tod hinaus und sind vor allem auch heute noch in der Gemeinde Speyer spürbar.

In Hebr. 13,7 lesen wir folgende Aufforderung:
„Gedenkt eurer Führer, die das Wort Gottes zu euch geredet haben! Schaut den Ausgang ihres Wandels an, und ahmt ihren Glauben nach!“ Doch was hat seinen Wandel im Glauben konkret ausgemacht?

1. Seine Demut. Als er dazu aufgefordert wurde, Diakon der Gemeinde in Tokmok zu werden, lehnte er diesen Dienst ab, bis alle seine Kinder gläubig wurden. Als er die Möglichkeit hatte, über eine bestimmte Region in Kirgisien Bischof zu werden, nahm er diese Position nicht an, weil er schon bald nach Deutschland ausreisen würde. Wiederum in Deutschland waren einige Mitglieder der Gemeinde Speyer der Auffassung, dass er Pastor sein solle. Und auch in dieser Situation stellte er sich entschieden gegen diese Meinung mit den Worten: „So wie es ist, so ist es gut.“

2. Seine Hingabe. Er gab einfach alles für Jesus ab. Er lebte überhaupt nicht mehr für sich selbst, sondern nur noch für denjenigen, der für ihn gestorben und auferstanden ist. Wenn Hilfe gebraucht wurde, war er da. Er war immer da. Es gab keine Ausnahme. David diente Jesus Christus in jedem Bereich seines Lebens. Sei es auf der Arbeit, im geistlichen Leben oder in der Familie.

3. Sein Fokus auf die Einheit. Es war ein ganz wesentlicher Punkt in dem Leben von David Gesswein. Es war immer seine oberste Priorität, dass die Gemeinde in einer Einheit lebt und wächst. Dafür gab er alles und scheute keine Mühe, um diese Einheit zu wahren und zu festigen. Er verstand, dass es in der Gemeinde keine Hauptdarsteller gibt, sondern sie ein Leib im Ganzen ist und aus vielen Gliedern besteht.

Alles in allem war es ein Leben über dem Durchschnitt. Ein Leben, von welches wir für unser geistliches Leben sehr viel lernen können und das sich lohnt nachzuahmen.

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