Geflüchtet in Gottes Arme

Hallo, ich bin Ali aus dem Iran und bin mit meiner Frau Saba und meinem Sohn Arya aus dem Iran geflohen. Ich bin 39 Jahre alt und bin in Teheran, in einer streng schiitischen, muslimischen Familie aufgewachsen und lernte so schon früh den muslimischen Glauben gut kennen. Mit den ersten Christen kamen wir im Iran über die Freundin meiner Frau in Berührung.


Ihr Sohn wurde ein guter Freund Aryas und der Kontakt zwischen unseren Familien wuchs. Wir erfuhren, dass sie Christen waren und eine kleine Hausgemeinde von fünf Personen besuchten, die sich heimlich in Wohnungen trafen. Uns war bewusst, dass sich dieser Glaube in einer bestimmten Art und Weise von dem unsrigen unterschied, aber ein Wechsel kam für mich nicht in Frage, da ich niemals meinen muslimischen Glauben verlassen wollte, für den ich schon so viel Leiden musste. Ich gehörte 14 Jahre lang dem Sufismus, einer religiösen Minderheit, an, und erlitt so viel Verfolgung und musste auch ins Gefängnis gehen. Mein Freund wurde auf Grund unserer Glaubensrichtung getötet und nun wollte man auch mich töten.


Seit vier Jahren ist eine Freundin meiner Frau, die drei Kinder im Iran hat, dort im Gefängnis und versucht sich mit einem Hungerstreik zu befreien, doch bisher ohne Erfolg. Wegen diesen Gründen entschieden wir uns nach Deutschland zu fliehen, wo wir uns auch eine bessere Zukunft für unseren Sohn erhofften. Wir hatten im Iran ein schönes Haus und keinen materiellen Mangel, doch wir verkauften das alles, um genug Geld zu haben. Weitere sechs Monate lebten wir bei meinen Schwiegereltern, denen wir auch als Einzigen von unserem Plan erzählt hatten. Wir flogen nun in die Türkei, ohne sonst jemandem Bescheid zu geben, da auf Grund der Abhörung durch die Regierung die Gefahr bestand, dass sie mich erwischten, bevor wir fliehen konnten.


Vier Tage waren wir in der Türkei, bevor wir nach Serbien flogen, von wo wir mit dem Bus nach Kroatien gefahren sind. Doch hier wurden wir von der Polizei ins Gefängnis gebracht, weil wir ein Visum hatten, das aus Deutschland geklaut wurde. Dieses hatten wir im Iran gekauft. Im Gefängnis mussten wir acht Tage verbringen, bevor wir es endlich geschafft haben, herauszukommen. Wir bekamen einen Tipp von einer älteren Gefängnismitarbeiterin, die uns empfahl, dass wir zum Gefängnisleiter gehen sollten, um zu beantragen, dass wir in einem Flüchtlingscamp untergebracht werden. Hätten wir das nicht gemacht, so wäre Arya ins Kinderheim gebracht worden und wir müssten zu zweit im Gefängnis bleiben. Sie brachten uns in das Camp, in dem wir vier Monate lebten. In diesem Camp waren Menschen aus vielen verschiedenen Ländern, die unter Armut litten. Natürlich versuchten wir aus diesem Camp zu fliehen, um weiter nach Deutschland zu kommen, doch jegliche Versuche schlugen fehl und wir wurden mehrmals an der slowenischen Grenze geschnappt und zurück ins Camp gebracht, weshalb wir irgendwann mit einem Schleuser in Kontakt traten, der uns für 7000 €, teilweise in Kofferräumen, bis nach Deutschland brachte.


Wir kamen zum Cousin meiner Frau nach Wiesbaden. In Giesen registrierten wir uns als Flüchtlinge. Auf Grund des Dublin-Verfahrens empfahl uns unser Anwalt, dass wir eine Kirche aufsuchen sollten, die uns Kirchenasyl gewährte, damit wir nicht zurück nach Kroatien müssten. Wir fanden in Erbenheim eine Kirche, die uns schon im zweiten Gottesdienst taufte. Doch schon am nächsten Tag kam die Polizei, die uns zurück nach Kroatien bringen wollte. Diese Nachricht verkraftete meine Frau sehr schlecht und sie musste auf Grund von den in der Folge eingetretenen psychischen Problemen ins Krankenhaus. Deshalb durften wir weiterhin hier bleiben, bis es ihr besser ging. Wir suchten nun weiterhin nach einer Kirche. Eines Nachts betete meine Frau im Krankenhaus und ich in unserem Asylheim Folgendes zu Jesus: „Wenn du der Sohn Gottes bist, dann hilf du uns, dass wir eine Kirche finden.“ Am nächsten Tag kam die Nachricht, dass die Cousine meiner Frau eine Kirche gefunden hatte. An diesem Tag, dem 23. August 2018, wollte ich schon mit Arya zur Ausländerbehörde gehen und uns bereit erklären, zurück in den Iran zu fliegen. Wir holten meine Frau aus dem Krankenhaus und baten dort, dass sie nicht direkt die Polizei anriefen. In der Mission in Speyer angekommen, unterstrich ich nochmal, dass ich niemals meine Religion wechseln würde und nur wegen des Verfahrens hier sei. Doch sie nahmen uns mit in die Kirche und brachten uns immer mehr von der Lehre Jesu bei.


Uns wurde klar, dass da irgendwas Anderes in diesem Glauben ist. Besonders beeindruckt waren wir von der Liebe untereinander, aber auch von der Liebe zu den Feinden. Jesus wirkte in unserem Leben und in unsere Herzen kam immer mehr Licht. Wir erkannten, dass unser muslimischer Glauben ein Götzendienst war, aber bei euch war die Wahrheit. Am 24.09.2018 wurde Saba mit dem Heiligen Geist getauft. Ihr Glaube war nun deutlich stärker als der unsrige und sie betete viel länger, als wir es konnten. Einen Monat später, am 24. Oktober 2018, kamen Brüder zu uns, um mit uns um die Taufe des Heiligen Geistes zu beten. Mein Sohn und ich erhielten im gleichen Moment die Taufe des Heiligen Geistes. Auf Grund des Asylverfahrens mussten wir aber nach einem halben Jahr wieder zurück nach Wiesbaden. Als neugeborene Christen wollten wir nun auch die Wassertaufe annehmen, was wir am 5. Mai 2019 auch in Speyer taten. Aktuell leben wir in Wiesbaden in einem Asylheim, in einem kleinen Zimmer, mit vielen anderen Asylanten in einem Haus. Es ist sehr schwer hier zu leben, doch das Gebet hilft uns.
Uns fehlt die Gemeinde Speyer, die für uns einfach ein Zuhause geworden ist, mit Freunden, die für uns da sind. In Wiesbaden haben wir zwar auch eine Gemeinde gefunden, doch verstehen wir hier sehr wenig von den Predigten, da sie nicht, wie in Speyer, für uns übersetzt werden. Gott wirkt aber durch uns in diesem Heim und die anderen Asylanten sehen einen Unterschied und sagen uns, dass in diesem Zimmer etwas anders ist, als in den anderen Zimmern.
Unsere muslimische Nachbarin kommt manchmal vorbei, um uns beim Gebet zuzuhören. Wie es weitergeht, das wissen wir noch nicht, da wir nun erst einmal auf die Ergebnisse der aktuell laufenden Verfahren warten müssen.

Zum Abschluss möchten wir die Jugend bitten, dass sie für uns beten, dass wir im Glauben wachsen und unser Leben sich zum Guten wendet. Wir würden sehr gerne wieder zurück nach Speyer kommen.

Gott segne euch!
Ali, Saba und Arya

Familienbild

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert