Das falsche Fundament
Ich wurde am 02.06.1992 als viertes von fünf Kindern in Siegburg geboren. Zwar wuchs ich als Kind gläubiger Eltern auf, verfiel jedoch schon früh in Depressionen. Ich hatte Selbstzweifel, kein Selbstwertgefühl und akzeptierte mich selbst nicht. Wie der Lauf des Lebens eines Gläubigen es so mit sich bringt, schloss ich – als ich im entsprechenden Alter war – den Bund mit Gott. Nein, ehrlich gesagt ließ ich mich einfach nur taufen. Denn tatsächlich war ich zu diesem Zeitpunkt noch absolut nicht reif und fähig, diese lebensrelevante Entscheidung zu treffen. Ich war sehr lauwarm und führte ein Leben, welches nicht von Freude und Fülle in Christus, sondern vielmehr von Zweifel und mangelnder Selbstakzeptanz geprägt war. Und in genau diesem Zustand heiratete ich. Bereits einen Monat nach der Hochzeit ließ ich meine Frau allein zur Kirche gehen, da ich nicht mitkommen wollte. Das war der Start in meine Ehe ohne Christus. Wir stritten uns häufig – es fehlte nicht viel zu Handgreiflichkeiten. So ergab es sich, dass wir eines Tages ein schmerzerfülltes Gespräch führten, in welchem wir sehr offen über unsere aktuellen Gefühle und Gedanken sprachen. Uns wurde klar, dass, wenn Christus nicht bald schon etwas veränderte, unsere Ehe zugrunde gehen würde, weil sie auf einem total falschen Fundament gebaut worden ist. Ich verstand, dass ich mich verändern musste und dass ich es alleine nicht schaffen würde. So gestand ich Gott meine Abhängigkeit ihm gegenüber und bat ihn, mich zu schleifen und sich mir zu offenbaren.
Gott, wo bist du?
Ungefähr einen Monat später wurde meine Frau schwanger. Nach der Geburt stellte sich heraus, dass die Ärzte mit ihren schrecklichen Vermutungen recht hatten: Unser Sohn hatte große Zysten in seinem Bauch, die an den Darm angewachsen waren. Sie mutierten sehr stark, weshalb die Gefahr bestand, dass sie sich zu einem bösartigen Tumor entwickeln könnten. Im Alter von vier Monaten wurde unser Sohn notoperiert. Als er – an vielen Maschinen angeschlossen – zu uns gebracht wurde, riet mir der Arzt, mich von meinem Sohn zu verabschieden. Bei dieser Aussage merkte ich, wie etwas in meinem Herzen zusammenbrach. Ich erinnere mich noch, wie ich fragte: „Gott, wie willst du mir klar machen, dass ich dich brauche? Wie kann ich verstehen, dass du lebendig bist und dass es dich gibt?“ Er zeigte mir darauf: „Philipp, ich kann dir beibringen, wie abhängig du von mir bist. Ich werde dich an Grenzen heranführen, bei denen du erkennen musst, dass du es niemals schaffen wirst. Du wirst zu mir
rufen und ich werde mich dir zeigen.“ In diesem Moment bemerkte ich deutlich Gottes Gegenwart. Noch nie hatte ich sie vorher so real verspürt. Dies war der erste echte Kontakt zwischen Gott und mir. Der Herr begnadigte uns daraufhin, indem er unseren Sohn genesen ließ. Auch mit mir ging es langsam bergauf, aber die große Veränderung, die er vollbringen wollte, ließ noch auf sich warten. Es war ein Prozess von sieben Jahren, in denen Gott mich schliff und formte. Dann führte er mich in eine Situation, die alles in meinem Leben veränderte.
Die Arbeit des Heiligen Geistes
Eines Tages bemerkte ich während der Arbeit – ich war Dachdecker – in mir ein immer größer werdendes Verlangen nach einem Gebet. Ich besuchte nie die Gebetsstunden und nur sehr unregelmäßig die Gottesdienste und war definitiv kein Mensch, der stark durch den Geist geleitet wurde. Als dieser Durst jedoch ständig weiter anstieg, gab ich mich schließlich dieser Macht hin. Das darauffolgende Gebet war nicht nur irgendeines, nein, die Kraft darin war viel stärker als ich es mir je hätte vorstellen können. Ich zitterte – die Gegenwart Gottes war so real! In diesem Zustand verblieb ich den Tag über und auch auf dem Heimweg gab ich der Zungensprache Freiraum. Als ich nach Hause kam, schaute mich meine Frau verdutzt an. Ich konnte kaum sprechen, weil ich so erfüllt war. Die Kraft in mir wurde immer stärker. Ich hatte das Gefühl, sie würde mich zerreißen, wenn ich schwieg.
Nachdem eine Stimme mich dazu aufgefordert hatte, ging ich in den Keller, wo die Kraft des Gebets mich immer mehr einnahm. Plötzlich merkte ich, dass ich nicht allein in diesem Raum war. Ich schaute mich um, die Tür war verschlossen. Heute verstehe ich, dass das ein Engel Gottes war, der Heilige Geist. Ich war ein Sünder, ein schlechter Mensch. Ich kam in dieser Kraft vor Gott und tat Buße. Schließlich nannte die Stimme den Namen einer mir bekannten Person und offenbarte, dass dieser Mensch in dem Moment sündigte. Als ich dazu aufgefordert wurde, dies zu prüfen, schrieb ich dieser Person eine Nachricht, in welcher ich von meinem Gebet und der Gegenwart Gottes berichtete und anschließend von der Offenbarung und der Aufforderung, zu prüfen, ob dies der Wahrheit entspräche, erzählte. Sie war sehr schockiert darüber und sagte, dass sie seit Jahren und tatsächlich auch genau zu diesem Zeitpunkt gesündigt habe.
Nach diesem Ereignis kristallisierte sich die Gabe des Heiligen Geistes immer mehr heraus. Ich begab mich in die Obhut der Brüder, die anfingen, mit mir entsprechend zu arbeiten. Diese Geschehnisse bewirkten eine vollkommene Wende in meinem Leben. Ich wollte ständig in Gottes Gegenwart sein, fing an, ihm in Demut zu dienen und erkannte, dass Gott und die Kraft des Heiligen Geistes tatsächlich real sind. Um ein überzeugter Nachfolger Christi zu werden, ist es notwendig, vom religiösen Christsein wegzukommen und sich von Gott verändern zu lassen. Er verhilft uns dazu, ein ihm wohlgefälliges Leben zu führen. Heute darf ich auf elf Ehejahre zurückblicken. Mit meinen vier Kindern und meiner wunderbaren Frau habe ich eine lebendige Familie im Herrn. Auch wenn es immer noch Höhen und Tiefen gibt, sind wir absolut glücklich und dienen gemeinsam Christus. Das wünsche ich jedem!
Philipp Fenske