Ein Berg in Judäa. Tiefe Nacht. Von weitem hört man die Stimme eines Beters. Schon stundenlang betet er, beharrlich verbleibt er die ganze Nacht im Gebet zu seinem Vater.
Es scheint sehr wichtig zu sein. Er gönnt sich keinen Schlaf. Erst nach Tagesanbruch ruft er seine Jünger herzu: Es ist Jesus Christus! Erst nach diesem Gebet rief er seine Nachfolger, um aus ihnen zwölf Jünger auszuwählen (Lukas 6,12).
Gott selbst, in menschlicher Gestalt und göttlicher Geduld und Demut, weiß, dass seine menschliche Hülle abhängig vom Schöpfer ist. Von Geburt an frei von Sünde, als Kind im Wort gelehrt – sucht Jesus die Gemeinschaft mit Gott, dem Vater, mit dem er eins ist – und wählt erst dann seine Jünger. Wir wissen aus der Schrift, dass Jesus in seinen Gebeten flehte.
Auch sein Verräter war unter den Erwählten. Es musste einer sein, der das Amt empfangen hatte und das Brot mit Jesus brach (Apostelgeschichte 1,16-22).
Das ist fürchterlich. Jesus behandelte ihn wohl wie alle anderen – bis er Jesus verriet, bis der Satan in ihn fuhr.
Wieso in ihn? Er hatte doch alles verlassen und war Jesus nachgefolgt. Offensichtlich liebte er ihn. Tag und Nacht unterwegs hörte er ihm zu. Jahre. War bei ihm. Jesus tat Wunder und predigte. Als es hieß: „Lasst uns mit ihm nach Jerusalem gehen und mit ihm sterben!“, da ging er mit! Und dann verriet er ihn. Jesus wurde gekreuzigt.
Und Jesus stand aus dem Grab auf und fuhr in den Himmel. Wir können seinen menschlichen Leib nicht mehr verraten. Trotzdem stellt sich die Frage: Wie viel Judas steckt in uns? Hast du auch immer gedacht: Wie konnte Judas nur? Stellen wir diese Frage doch anders herum.
Bist du bei Jesus? Liebst du Ihn vielleicht sogar? Erlebst seine Gegenwart, Wunder? Das ist nicht schlecht. Du hast vielleicht nicht alles verlassen: Familie, Freunde, Geliebte, Hobby, Arbeit, Haus…um Tag und Nacht mit Jesus zu arbeiten. Aber deinen Teil und Dienst tust du möglicherweise (nehmen wir es an).
Judas hatte trotz aller Opfer, Werke und Liebe einen Flecken. Nur einen, von dem wir lesen. Er liebte Geld. Jesu Gegenwart war ihm scheinbar nicht wichtiger als dreißig Silberlinge.
Als Jesu seine Leiden verkündigte, sein Leib durch Salbung zum Begräbnis bereitet wurde und er den Jüngern Verfolgung ankündigte, (inklusive seinem eigenen Todesdatum) und ihm dann auch noch Salbe im Wert von 300 Denaren durch die Lappen ging, wegen Jesu Tod – da war es erreicht. Das eine kleine, winzige Einfallstor, das er gelassen hatte – Satan brach durch und bekam Zutritt und Judas verriet Jesus.
Das Johannes-Evangelium redet in Kapitel 13 über Liebe aus reinem Herzen. Nicht Judas‘ Liebe, die einen dunklen Fleck im Herzen hatte. Liebe aus reinem Herzen – die auch Feinde liebt. Die in Wahrheit besteht und zur Wahrheit führt, Schwächen nicht toleriert oder verdeckt, sondern liebevoll anspricht, korrigiert und züchtigt. Die mächtig ist, von Sünde zu befreien. Die auch emotional ist. Es macht deutlich: diese herrliche Liebe Jesu – sie kam erst in die Gemeinde, als der Verräter draußen war. Keine Sünde wird diese Liebe erben.
Bitte: Wiege dich nicht in Sicherheit wegen oberflächlich schöner Gedanken von Gottes Liebe und Geduld, sondern gib auch das letzte versteckte Dunkel auf. Gott sei uns gnädig.
