Glaubensvorbilder #3 Der Mann, der nicht genannt werden will

Wir haben oft keine Vorstellung davon, wie sehr Gott unser Leben verändern, uns für wichtige Dienste vorbereiten und uns für sein Werk gebrauchen kann und will. Vorausgesetzt, wir geben uns ihm voll und ganz hin.

Über diesen Weg eines Mannes aus der Gemeinde Speyer möchten wir hier erzählen: Wie er sich vom Heiligen Geist hat führen lassen, sich Gott ganz hingegeben hat und schließlich von Gott nicht nur zum Dienst berufen, sondern auch darin gesegnet wurde.

Das Trachten nach der Geistestaufe

Aufgewachsen ist er in einer lutherisch-evangelischen Gemeinde in Kasachstan. Hier lernte er auch seine Frau kennen, mit der er 1957 den Bund der Ehe schloss. 1963 zogen sie nach Kirgisien um.

Seine Bekehrung erfolgte 1969 in einer Pfingstgemeinde. Das Ehepaar hatte eine Nachbarin, die einer Pfingstgemeinde angehörte. Die Nachbarin sah, dass der interessierte Gläubige in der Bibel las. Sie sprach ihn darauf an, ob er denn verstehe, was er lese. Er gab zu, nur die Geschichten im Alten Testament zu lesen. Sie verwies ihn deshalb auf die Verse in Apostelgeschichte 2,3, um ihm den Heiligen Geist näher zu bringen: „Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich zerteilten und sich auf jeden von ihnen setzten.“

Das Ehepaar folgten der Einladung zum Gottesdienst der Pfingstgemeinde. Doch da sie ein völlig falsches Verständnis von der Geistestaufe hatten, verließen sie den Gottesdienst anschließend enttäuscht. Sie hatten erwartet, dass Feuer aus dem Mund der Betenden käme. Tief im Inneren fand der Bruder jedoch keine Ruhe, da er beim Lesen des Wortes Gottes immer wieder über die Kraft des Heiligen Geistes las. Ihn überkam das Verlangen, ebenfalls diese Gnade zu empfangen. So fing er an, immer öfter für die Taufe zu fasten und zu beten. Mehr und mehr verbannte er Dinge und Gewohnheiten aus seinem Leben, die ihn von Gott trennten, bis er schließlich getauft wurde. Zwei Tage nach der eigenen Geistestaufe wurde auch seine Frau mit dem Geist getauft. Im selben Jahr nahmen sie beide die Wassertaufe an.

Der Himmel weiß, was bei dir passiert

 „Mein Sohn, ich werde dich prüfen und wenn du die Prüfung bestehst, segne ich dich. In dieser Prüfung werden Steine von allen Seiten auf dich fliegen.“ Diese Worte wurden im Januar 1971 während einer Versammlung zu ihm durch den Geist gesprochen. Er war zu diesem Zeitpunkt noch nicht allzu lange bekehrt. Sein erster Gedanke war, dass ihm wohl aufgrund der herrschenden Christenverfolgung Ärger mit den Behörden drohen würde. Doch es kam ganz anders.

Es ereignete sich einige Monate später, als der Bruder gerade im Abstellraum etwas reparierte, während seine Frau im Haus in der Küche hantierte. Der jüngste Sohn, noch keine zwei Jahre alt, lief dabei die ganze Zeit zwischen ihnen hin und her. Plötzlich war der Kleine verschwunden. Mit Schrecken mussten sie feststellen, dass er irgendwie das Gartentor geöffnet hatte und an einem nahegelegenen Bahngleis vom Zug erfasst wurde. Wenige Stunden später starb ihr Sohn aufgrund einer starken Kopfverletzung im Krankenhaus.

Die Weissagung war zu diesem Zeitpunkt schon in Vergessenheit geraten, doch schon bald flogen die ersten Steine. Verschiedene Vorwürfe und Schuldzuweisungen an das Ehepaar, dass der Tod des Kindes eine Strafe für das eigene Verhalten oder den Anschluss an die Pfingstgemeinde sei, folgten. Und dies vor allem auch von nahestehenden Glaubensgeschwistern. Sie stachen tief ins Herz und lösten bei den beiden eine noch größere Traurigkeit aus. Es schien keinen Trost in dieser düsteren Situation zu geben.

Doch die Worte einer Schwester aus der Gemeinde änderten alles: „Sei nicht traurig. Der Himmel weiß, was bei dir passiert ist.“ Diese Worte trafen tief! Der Himmel weiß es! Darauf hin fand er tiefen Trost in diesen Worten und dachte an Hiob: „Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen. Gelobt sei der Name des Herrn.“

Von Gott berufen

Acht Jahre nach der Bekehrung kam der damalige Gemeindeälteste von Wostotschnoja zu diesem Bruder. Er berichtete ihm davon, dass er bald sterben müsse. So hätte Gott es ihm offenbart. Deswegen muss er sich nach einem Nachfolger umschauen. Nach diesem Gespräch wurde ein Treffen ausgemacht. Hier wurde der Bruder zum Diakon eingesegnet und der Gemeindeälteste kam vier Tage später bei einem von den Behörden geplanten Verkehrsunfall ums Leben.

Zwei Monate später, im Februar 1979, wurde frisch eingesegnete Diakon zum neuen Gemeindeältesten der Gemeinde Wostotschnoja in Kirgisien erwählt und von den Bischöfen eingesegnet. Diesen Dienst führte er bis zur Auswanderung nach Deutschland im März 1989, wo er sich mit seiner Familie der Gemeinde Speyer anschloss, aus.

Die Berufung zum Gemeindeleiter der Gemeinde Speyer erfolgte 1995. Mit völliger Hingabe diente er in dieser Aufgabe über 19 Jahre, bevor er den Dienst im Alter von 77 Jahren aus Altersgründen weitergab.

Durch göttliche Führung andere führen

Zum Ende seines Dienstes als Gemeindeleiter in Speyer zählte die Gemeinde mehr als 1.000 Mitglieder, ohne Kinder und Heranwachsende. Eine Gemeinde dieser Größenordnung nach dem Worte Gottes zu leiten war und ist eine große Herausforderung. Doch der Lebenswandel von ihm zeigt, dass Gott die segnet, die ihm nahestehen.

Vor allem das völlige Vertrauen auf die Führung durch den Heiligen Geist zeichnet den Glauben des Bruders aus. Nicht nur in persönlichen Angelegenheiten, auch in Fragen, die die Gemeinde betrafen, lag sein Fokus immer darauf, unermüdlich alles im Fasten und Beten vor Gott zu bringen. Selbst wenn er dabei auf Widerstand von anderen traf, ließ er nicht von der Führung durch den Geist ab. Gott lässt sich finden von denen, die ihn suchen, und so ließ Gott ihn seinen Willen schon oft durch Träume oder Offenbarungen erkennen.

Auch seine Treue und seine kompromisslose Standhaftigkeit Gott gegenüber sind unübersehbar. So widerstand der erprobte Leiter in Kirgisien oft dem Druck der Behörden, keine Versammlungen mehr bei sich auszuführen und bekannte sich, ohne Rücksicht auf die Drohungen und mögliche Gefahren, vor ihnen zu Gott. Gott behütete ihn bei alldem.

Noch heute ist es dem Bruder das wichtigste Anliegen, Gott lebenslang treu zu sein bis zum letzten Augenblick seines Lebens. Es liegt ihm auch jetzt noch auf dem Herzen unerlässlich zu beten: Für seine Frau, seine Nachkommen, die Gemeinde. Es ist eine Lebenseinstellung, die sich jeder Christ aneignen sollte.

 Es lohnt sich, sich tiefgründig mit dem Leben von Glaubensvorbildern zu beschäftigen. Wir können lernen, wie Gott uns für und auch in unseren Aufgaben formt und wie wir in einer engen Gemeinschaft mit ihm leben können.