Ungefähr im Jahre 1490 mussten sich zwei Freunde, Albrecht Dürer und Franz Königstein, beide junge Künstler, ihren Platz im Leben hart erkämpfen. Da beide arm waren, arbeiteten sie für ihren Lebensunterhalt, während sie nebenbei Kunst studierten. Die Arbeit nahm den größten Teil ihrer Zeit in Anspruch, und sie machten künstlerisch nur geringe Fortschritte.
Schließlich trafen sie ein Abkommen. Sie würden Lose ziehen und einer von ihnen würde für beide arbeiten, während der andere sich ganz seinem Kunststudium widmen konnte. Albrecht Dürer gewann und begann zu studieren, während Franz Königstein hart arbeitete, um sie beide zu ernähren. Sie kamen überein, dass Albrecht später für Franz sorgen würde, damit er sich dann seinem Studium widmen konnte.
Albrecht Dürer besuchte die Großstädte Europas, um zu studieren. Wie die Welt heute weiß, hatte er nicht nur Talent, sondern war ein Genie. Nachdem er Erfolg hatte, kam er zurück, um sein Abkommen mit Franz einzuhalten. Aber schon bald musste Albrecht erkennen, dass sein Freund einen schrecklichen Preis bezahlt hatte. Denn die harte handwerkliche Arbeit, die er hatte verrichten müssen, um seinen Freund unterstützen zu können, hatten seine Finger steif und verkrümmt werden lassen. Die schlanken, empfindsamen Hände waren ruiniert. Er konnte die zarten Pinselstriche nicht mehr ausführen, die zu wahrer Kunst nötig waren. Doch obwohl seine künstlerischen Träume zerstört waren, war er nicht verbittert, sondern freute sich über den Erfolg des Freundes.
Eines Tages besuchte Dürer seinen Freund ganz unerwartet und traf ihn kniend an, die verkrüppelten Hände im Gebet gefaltet. Er betete für den Erfolg seines Freundes und das, obwohl er selbst nun kein Künstler werden konnte. Albrecht Dürer, das große Genie, machte schnell eine Skizze von den gefalteten Händen seines treuen Freundes und vollendete später das große Werk, welches als „Die betenden Hände“ bekannt geworden ist.
Heute werden in den Kunstgalerien auf der ganzen Welt die Werke Albrecht Dürers ausgestellt. Dieses bestimmte Kunstwerk erzählt ausdrucksstark eine Geschichte von Liebe, Opfer, Arbeit, Fürsorge und Dankbarkeit.
