Die Hochzeitsglocken läuten!
Aufgrund der Hitze wird eine Hochzeit im Orient auch heute noch erst am Abend gefeiert. Voller Vorfreude erwartet die Braut in ihrem Elternhaus mit ihren Brautjungfern (Jungfrauen) das Kommen des Bräutigams, der sie zu sich heimholen wird. Sobald gemeldet wird, dass er sich mit seinem Gefolge dem Dorf oder Haus der Braut nähert, haben die Jungfrauen die Aufgabe, dem Bräutigam entgegenzugehen.
Weil dies erst am späten Abend stattfindet, müssen sie Stocklampen bei sich haben. Diese Stocklampen sind anders als die Lampen, die man sonst üblicherweise im Haus verwendet. Man nutzt sie im Freien. Da sie sehr klein sind, muss das Öl oft nachgefüllt werden. Deshalb war es wichtig, dass die Jungfrauen Zusatzgefäße mit Ölvorrat bei sich trugen. So können sie nach einem möglichen Schlaf während des nächtlichen Wartens das nötige Öl zugießen. Dann eilen die Jungfrauen zusammen mit der Braut dem Zug des Bräutigams entgegen, um ihn ehrenvoll zu empfangen.
Nach dem Zusammentreffen führt der Weg der Hochzeitsgesellschaft direkt zu dem Haus des Bräutigams. Dabei wird die Braut von ihrem zukünftigen Ehemann und seinen Freunden umringt. Musik zieht voran. Kräftiger Paukenschlag, fröhliche Hochzeitslieder, Alt und Jung sind auf den Beinen. Jeder trägt einen Myrtenzweig in der Hand. Im bunten Zuge geht es zum Hochzeitsfest.
Wenn der Bräutigam als Hausherr zu Beginn des Mahles das Eröffnungsgebet spricht, liegt eine Feierlichkeit über die Geladenen. Den obersten Platz nimmt der Bräutigam ein, neben ihm die Braut, dann die Verwandtschaft und die Jungfrauen. Wegen der vorgerückten Nachtzeit wird die Haustür verschlossen. Buntes Treiben und Lachen erfüllen das Haus.
Das Gleichnis der zehn Jungfrauen
Es ist deutlich herauszulesen, dass der Kerngedanke dieses Gleichnisses die Bereitschaft und die Wachsamkeit ist. In Matthäus 25,10 heißt es: „Während sie aber hingingen, um zu kaufen, kam der Bräutigam; und die bereit waren, gingen mit ihm hinein zur Hochzeit; und die Tür wurde verschlossen.“ Und in Vers 13: „Darum wacht! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde, in welcher der Sohn des Menschen kommen wird.“
Um welche Zeit geht es?
Zunächst stellen wir fest, dass das Gleichnis mit den Worten wie „Darum“ oder „Dann“ beginnt. Das bedeutet, dass es sich auf das bezieht, was vorher gesagt wurde. Zuvor hat Jesus im Kapitel 24 über die Endzeit gesprochen, also die Phase der letzten Zeit auf der Erde. Dann wird als weiterer Zeitpunkt die Mitternacht genannt, die den Zeitpunkt der Entrückung der Gemeinde Jesu Christi von der Erde darstellt.
Wenn Jesus seine Gemeinde zu sich holen wird, wird es undurchdringlich finster sein. Wer zu diesem Zeitpunkt kein Öl hat, bleibt in dieser schrecklichen Finsternis und wird schwere Folgen davontragen.
Weshalb die Zahl 10?
Die Zahl Zehn symbolisiert die Vollkommenheit. So stellen beispielsweise die zehn Gebote das vollkommene mosaische Gesetz dar. Alle weiteren Regelungen in den Büchern Mose sind lediglich Ausführungen oder Erläuterungen dieser Zehn Gebote. An unserem Körper selbst können wir die Vollkommenheit dieser Zahl feststellen: Fehlt einer unserer zehn Finger, so fühlen wir uns unvollkommen. Zudem soll die Zahl Zehn in diesem Gleichnis die Gesamtheit aller Gläubigen auf Erden verkörpern. Es sind alle Gläubigen der Gemeinde Jesu Christi gemeint. Dabei geht es bei den fünf Törichten nicht um gottlose, abgefallene, ehemalige Christen, die jetzt mit der Sünde verflochten sind – nein! Es geht um Christen, die in Beziehung zu Gott stehen, denn auch die Jungfrauen sprechen den Bräutigam in Vers 11 mit „Herr“ an. Sie sind außerdem dazu erwählt worden, an der Hochzeit des Bräutigams teilzunehmen! Die Torheit bestand aber darin, dass sie nicht ausreichend Öl mitnahmen. Sie waren der Meinung, dass ihr Öl bis zur Ankunft des Bräutigams ausreicht. Doch sie hatten sich gewaltig verschätzt. Sie waren unachtsam, leichtfertig, unordentlich und töricht!
Was bedeutet das Öl?
Das Öl stellt das Wirken des Heiligen Geistes im Herzen des Menschen dar, welches aber nur durch die enge Gemeinschaft mit Jesus Christus entstehen kann. Wenn ein Christ anfangs sehr für Gott eifert und im Geist lebt, nach einer gewissen Zeit aber die Gemeinschaft darin vernachlässigt, ist das Torheit. Jeder Gläubige muss sich während seines gesamten Glaubenslebens mit diesem geistlichen Gut versorgen. Mit einem Bekehrungserlebnis oder anderen Erfahrungen mit Gott zufrieden zu sein und keine aktive Beziehung mit Jesus zu leben, das ist Torheit. Öl zu haben bedeutet auch, aus Liebe zu Jesus in der Glut des Heiligen Geistes zu brennen. Um dauerhaft zu eifern, ist es notwendig, mit Christus in Verbindung zu bleiben und ständig in der Heiligung zu wachsen. Es bedeutet, in der Liebe zu Jesus echt zu sein und sich dabei nicht mit Selbstgerechtigkeit, falscher Leidenschaft oder Selbstverherrlichung zu tarnen.
Was hat es mit dem Einschlafen auf sich?
Im Orient geht die Sonne schon um 18 Uhr unter und der Bräutigam kommt erst gegen Mitternacht. Das bedeutet, dass die Jungfrauen über eine Zeit von sechs Stunden warten mussten und dabei alle einschliefen. Die Gemeinde Jesu Christi wartet ebenfalls schon 2.000 Jahre auf ihren Bräutigam. Vielleicht stellt das Warten und Einschlafen eine lange Prüfungszeit dar, in der so mancher schwach wird. Das Schreckliche am Einschlafen ist, dass man es gar nicht bemerkt. Wir kennen es alle, wenn wir plötzlich aufschrecken und kaum glauben können, doch eingeschlafen zu sein. Das Interessante an dem Gleichnis ist, dass Jesus die fünf Klugen für das Einschlafen nicht verurteilt. Als sie ihm begegnen, ist für ihn nicht ihr Einschlafen von Bedeutung, sondern, dass ihre Lampen brennen. Sie waren also, obwohl sie auch eingeschlafen sind, trotzdem bereit. Wie kann das sein? Im Gegensatz zu den Törichten hatten sie vorgesorgt. Sie haben aus der Zeit ihrer Gemeinschaft mit Gott durch den Heiligen Geist genügend Kraft bekommen, um die schwere Zeit der Prüfung zu bestehen. Ihre Liebe zu Christus war trotz der Prüfungszeit echt! Und als sie vor dem Bräutigam erschienen, hatten sie Öl in ihren Lampen. Das war das wichtige Kriterium für den Bräutigam.
Weshalb konnten sich die fünf Törichten nicht einfach den fünf Klugen anschließen?
Die Lampen stellen in diesem Gleichnis das Herz des Gläubigen dar. Da es um Mitternacht bereits sehr dunkel ist, muss der Bräutigam die Jungfrauen schon von weitem an den Lampen erkennen. Das Kennzeichen jeder vorbereiteten Jungfrau ist ihre geschmückte und leuchtende Lampe. Doch es reicht nicht, im Kreise der vorbereiteten Jungfrauen zu sein, der Bräutigam erwartet von jeder einzelnen Jungfrau, dass sie eine hell brennende Lampe hat. Man bedenke, dass der Bräutigam ganz genau weiß, wer zur Hochzeit eingeladen ist. Wer dazu keine vorbereitete Lampe hat, erfährt seinen Zorn. Auch die törichten Jungfrauen waren zum Leuchten und zum Leben im Licht berufen. Wären sie jedoch einfach nur mit den anderen fünf mitgegangen, so wären sie in Finsternis vor dem Bräutigam erschienen. Die Bibel sagt: „Wandelt als Kinder des Lichts!“ (Eph. 5,8) Wer heute das lebensnotwendige Öl nicht sammelt, wird eines Tages in Finsternis vor dem Bräutigam erscheinen und die harten und abweisenden Worte hören: „Ich kenne dich nicht. Du bist ein Mitläufer und nicht vorbereitet. Du hast dich auf das Öl der anderen verlassen. Ich kann dir kein hochzeitliches Gewand geben!“ Denn es reicht nicht, das Öl nur bis Mitternacht in seiner Lampe zu haben. Das Öl soll solange reichen, bis der Bräutigam Jesus Christus zur Entrückung seiner Gemeinde kommt!
Wie kann ich wachsam bleiben?
Viele Jugendliche in Westeuropa und auf der ganzen Welt bekennen sich zum Christentum. Sie sind mit dem Heiligen Geist und der Wassertaufe getauft, besuchen die Gottesdienste und sind vielleicht sogar im Gemeindeleben aktiv. Sie haben einmal von Gott ein brennendes Herz erhalten, eine hell leuchtende Lampe. Doch ob sie heute noch Öl – das Wirken des Heiligen Geistes – in sich haben, ist eine ganz andere Frage. Nur wer den Geist besitzt und auch in ihm lebt, wird in den „Hochzeitssaal“, den Himmel, eingehen.
Für alle Christen besteht die Gefahr, schläfrig zu werden und die Wiederkunft Christi aus den Augen zu verlieren. Doch wie kannst du in der Wachsamkeit bleiben? Wie kannst du es verhindern, einzuschlafen? Nur wenn du in enger Gemeinschaft mit Jesus lebst und dich ständig selbstkritisch im Licht des Wortes Gottes prüfst. Denn dann befinden wir uns in dem ständigen Prozess der Heiligung und somit des Wachstums. Immer wieder sollten wir uns Fragen stellen wie: „Liebe ich Jesus immer noch? Hat er den ersten Platz in meinem Herzen? Ist er das Wichtigste für mich? Warum glaube ich an ihn? Bete ich noch? Forsche ich noch? Können die Menschen in mir sehen, dass ich mich immer mehr in Jesu Wesen verwandle?“
Hast du das Öl, die Kraft, in den Kämpfen zu widerstehen, die aus der Gemeinschaft mit Gott kommt? Wenn er kommt, ist es zu spät, sich noch schnell Öl zu besorgen. Heute ist die Zeit dazu da. Deshalb: Lasst uns, liebe Jugend, aus dem Schlaf aufwachen, denn – Jesus kommt bald! Einmal wird die Tür geschlossen. Wenn der Herr Jesus heute käme, wo würdest du persönlich stehen: Drinnen oder draußen?