Kindheit und Jugend
Charles Grandison Finney wurde am 28. August 1792 in Warren im US-Bundesstaat Connecticut als siebtes Kind von Sylvester und Rebecca Finney geboren.
In seiner Kindheit und frühen Jugend erlebte Finney mehrere Ortswechsel seiner Familie mit. Auffällig ist hierbei, dass seine Eltern meist dünn besiedelte Wohnräume am Rande der Zivilisation anstrebten. Kaum war ein Umzug und die Eingewöhnung in das neue Umfeld geschafft, ging man von dort wieder fort, sobald sich aus der kleinen Siedlung eine Stadt mit sozialen Strukturen entwickelte.
Wie viele ihrer Nachbarn in der rauen Umgebung gehörten auch Finneys Eltern keiner Glaubensrichtung an. Nie hörte Finney aus dem Mund der Eltern ein Gebet oder das Lesen des Wortes Gottes. In den Siedlungen selbst gab es zudem keine Kirchen oder Versammlungsgebäuden. Ab und an tauchten Pfarrer der Methodisten im Dorf auf, doch diese waren selbst ungebildet und konnten die Herzen der Menschen nicht durch ihre inhaltslosen Predigten erreichen.
So wuchs Charles Finney ohne prägende Bewegpunkte zum Glauben auf. Mit 16 Jahren hatte er sich, durch seinen wissbegierigen Geist angetrieben, so viele Kenntnisse selbst angeeignet, dass er als Lehrer in Schulen unterrichten durfte.
Für einen Menschen an den Grenzen der Zivilisation führte er ein reines und unbeschwertes Leben – durchaus moralisch, aber in völliger Unkenntnis Gottes.
Erste Berührungspunkte mit der Bibel
1818 bewegten seine Eltern ihn dazu, eine Stelle im Büro des Richters Benjamin Wright in Adams anzunehmen. Der junge Finney hatte zwar keine juristische Kenntnisse, er begeisterte sich jedoch innerhalb kürzester Zeit für den Beruf des Rechtsanwaltes.
In Adams machte Finney die Bekanntschaft von George W. Gale, dem Pastor der calvinistischen Gemeinde der Stadt. Finney interessierte sich nicht sonderlich für den persönlichen Glauben, allerdings liebte er es, sich mit dem Pastor in theologische Diskussionen zu vertiefen. Gale selbst empfand Finney als recht gut informiert über den biblischen Inhalt, doch er hielt ihn für zu verhärtet, um ein wahrer Anhänger Jesu zu werden. Als einmal einige Gemeindemitglieder beschlossen, für Finneys Bekehrung zu beten, wehrte Gale dagegen, da er es selbst für sehr unwahrscheinlich hielt, dass Finney jemals errettet werden würde.
Während seiner Arbeit für den Rechtsanwalt beschäftigte sich Finney ausführlich mit Gesetzestexten. Hierbei bemerkte er, dass viele Autoren als Grundlage der Paragraphen immer wieder die Bibel zitierten. Dies machte ihn so neugierig, dass er sich, inzwischen bereits 29 Jahre alt, seine erste Bibel kaufte. Las er nun in den Gesetzestexten Verweise auf Bibelstellen hin, so schlug er diese sofort in der Bibel nach. Anfangs verstand er nicht wirklich viel, doch er las immer häufiger und mit wachsendem Interesse in der Bibel.
Ein Hindernis hielt ihn jedoch davon ab, vollends den Schritt der Bekehrung zu tun: Finney haderte mit der Gebetseinstellung der calvinistischen Christen. Sie glaubten an das Prinzip der Vorherbestimmung – egal, ob man für etwas betete oder nicht, das Leben und die Errettung eines jeden Gläubigen war von Gott bereits vor Erschaffung der Welt vorherbestimmt.
Bekehrung und Geistestaufe
Finney konnte dies jedoch nicht mit seinem Wissen aus der Bibel vereinen. Er erkannte, dass die Calvinisten den Fehler machten, das zu glauben, was von der Kanzel gesagt wurde, aber nicht in der Bibel stand. Als er zu diesem Schluss gekommen war, wusste er, dass er nur zwei Möglichkeiten hatte: Christus so anzunehmen, wie er in der Bibel beschrieben war, oder weltlichen Konzepten und Zielen zu folgen.
Im Oktober 1821 entschloss sich Finney dazu, entgegen den Grundsätzen der Lehre der Calvinisten, für die Errettung seiner Seele zu beten. Er fürchtete sich, dies jemanden zu sagen und tat dies nur, wenn er völlig alleine war. Während einiger Tage, die er im Gebet verbrachte, gelang er zu der Erkenntnis, dass das Erlösungswerk Christi alles bereits vollbracht hat und Errettung etwas ist, das allein in Christus gefunden werden kann. Er war nun überzeugt, dass Menschen nicht von Gott auserwählt und vorherbestimmt werden, in den Himmel zu kommen, sondern durch ihren Glauben gerechtfertigt werden, wenn sie Jesu Opfer für ihre Sünden annehmen.
So übergab der 29-jährige Charles Finney sein Leben vollkommen dem Herrn und erlebte am selbigen Tag noch die Geistestaufe.
Erste Glaubensschritte und Ausbildung zum Prediger
Seine entdeckte Heilsgewissheit bewegte Finney in solchen Maßen, dass er den Menschen in seinem Umfeld die gute Botschaft erzählen musste. Aufgrund seiner absoluten Hingabe für den Glauben wurden seine Zuhörer vom Geist Gottes bewegt und viele Bewohner seiner Stadt begannen, ihre Gesinnung zu ändern.
Innerhalb kürzester Zeit bekehrte sich nach Finneys Zeugnis auch seine zuvor in der calvinistischen Lehre stehenden Gemeinde.
Finney brach seinen Beruf als Rechtsanwalt ab und begann unter der Leitung des ebenfalls bekehrten Pastors Gale eine Ausbildung zum Prediger in Form eines Selbststudiums.

Das Gebet als mächtige Waffe eines Christen
Finney war nur ein einfacher Mann, doch bereits durch seine Bekehrung wurde in seinem und das Leben vieler anderer die gewaltige Hand Gottes sichtbar. Nicht, weil Finney eine auserwählte Person Gottes war, sondern weil er kompromisslos um das betete, was Gott in seinem Wort verheißen hatte. Er ließ nicht eher vom Gebet ab, bis er voller Gewissheit war, dass Gott sein ewiges Wort auf der Erde ausführen würde.
Kurz vor seiner Heirat mit Lydia Andrews im Oktober 1824 wurde Charles Finney zum Prediger der Gemeinden der Bruderschaft ordiniert.
Auf seinen darauffolgenden Reisen durch das Land lernte er Daniel Nash kennen; einen Mann, der durch schwere Krankheit das Beten gelernt hatte und jetzt wieder völlig gesund war.
Zusammen entwickelten sie eine Art Strategie für ihre Evangelisationen. Nash fuhr bereits einige Tage vor Finney in das ausgewählte Gebiet, um alles für die kommenden Veranstaltungen zu organisieren. Dort bildete er mit einigen (meist sehr wenigen) bereitwilligen Menschen eine Art Gebetskreis. So beteten sie gemeinsam für die Herzen der Menschen. Wenn Finney dann kam, so nahm Nash nur selten an den Evangelisationen teil, sondern betete öfters während der Gottesdienste in seinem Zimmer.
Während eines Besuchs in Evans Mills erfuhr Nash, dass ein Barbesitzer ein giftiger Gegner des christlichen Glaubens war. Wo er nur konnte, verhinderte er christliche Gottesdienste und beschimpfte die Gläubigen in übelster Weise. Seine Bar war als die ruchloseste der Gegend bekannt.
Nash und Finney begannen, für diesen Menschen, der als „hoffnungsloser Fall“ von den Christen dort abgestempelt wurde, zu beten. Während eines Gottesdienstes tauchte plötzlich besagter Barbesitzer in den Reihen der Besucher auf. Sein Erscheinen war ganz friedlich und unauffällig. Auf einmal stand er während der Predigt auf und tat vor versammelter Menge Buße.
Innerhalb kürzester Zeit fand der Barbesitzer seinen Frieden mit Gott und wandelte seine Bar in ein Haus Gottes um.
Predigt allein durch Salbung des Geistes
Finney predigte in einer völlig anderen Art, als es damals üblich war. Er benutzte keine vorgeschriebenen Texte oder Bücher. Zudem verwendete er ganz entgegen des allgemeinen Gebrauchs die alltägliche Sprache und verdeutlichte seine Predigt mit Beispielen aus dem Alltag.
Er drückte es einmal so aus: „Wenn ich nicht göttlich inspiriert predige, dann weiß ich nicht, wie ich predige.“
Seine neue Art der Verkündigung stieß bei so einigen Theologen der damaligen Zeit auf harte Ohren. Sie kritisierten ihn hart und stellten ihn öffentlich bloß als einer, der nur sein eigenes Rühmen im Sinn hatte. Ihm wurde nachgesagt, ein Meister der Manipulation zu sein und dass seine Gebete respektlos und seine Wortwahl ungehobelt wirken würden.
Dienst als Prediger
Doch Finney ließ sich dadurch nicht an seinem Dienst hindern.
In den folgenden Jahren befand sich Finney auf Reisen quer durch Bundesstaaten und Länder, um die Frohe Botschaft zu verkündigen. Oftmals geschah es, dass in den Städten, in denen er predigte, große Erweckungen durch den Geist geschahen. Bis hin zu 100.000 Menschen konnte er durch göttliche Predigten allein in der Umgebung Rochesters zur Umkehr bewegen. In den Städten sank als Folge dann oftmals die Kriminalitätsrate. Bars mussten aufgrund mangelnder Besucher schließen. Man konnte kaum durch die Straßen gehen, ohne ein Wort des Glaubens zu hören. Gott wirkte gewaltig.
Finney sprach nicht nur in Kirchen oder Gemeinden, sondern immer öfter wurde er zudem eingeladen, in Schulen und Fabriken zu predigen. Junge Menschen änderten dadurch ihre Lebenseinstellung und nicht wenige schlugen die Laufbahn als Pastoren und Prediger ein.
Amt als Professor und Gemeindeleiter in New York
Da seine Familie immer größer wurde, entschied er mit seiner Frau, nach 10 Jahren des Umherreisens eine Stelle in New York als Pastor anzunehmen. Er sprach regelmäßig vor 2.000 Leuten, eine Zahl, die selbst für New York unüblich war. Sein Ziel war es vor allem, nicht Menschen in seine Gemeinde zu ziehen, sondern unerreichten Seelen die Rettung kundzutun.
Vermehrt tauchte der Wunsch in den Reihen jüngerer Menschen auf, unter seiner Leitung theologische Grundsätze erlernen zu wollen.
1835 lehrte er das erste Mal vor einer Menge an Studenten in Oberlin. Bald darauf kündigte er sein Pastorat in New York und widmete sich ganz seiner Aufgabe als Professor in Oberlin.
Am 17. Dezember 1847 starb seine Frau Lydia nach schwerer Krankheit. Finney beschrieb dies als Tiefpunkt seines Lebens, das nur durch das Gebet überwunden werden konnte.
Angesichts der Kinder und weiterer Umstände schloss Finney am 13. November 1848 seine zweite Ehe mit Elisabeth Atkinson.
Letzte Lebensjahre und Tod
In der Zeit von 1851 bis 1860 unternahm Finney mit seiner Frau aufgrund von Einladungen Erweckungsreisen nach Großbritannien. Auch hier erlebte er große Wunder Gottes und ein gewaltiges Wirken des Geistes. 1860 kehrte er wieder in die USA zurück. Seine Frau Elisabeth starb am 27. November 1863.
Im darauffolgenden Jahr heiratete Finney ein drittes Mal. Seine neue Frau hieß Rebecca Rayl und war stellvertretende Leiterin der Fakultät für Frauen in Oberlin.
1866 legte Finney sein Amt in Oberlin nieder, lehrte und predigte jedoch bis ans Ende seines Lebens.
Zwei Wochen vor seinem 83. Geburtstag starb Charles Finney am 16. August 1875.
Charles Finney
Charles Finney – ein Mann voller Gebet und Heiligen Geistes. Gott konnte ihn aufgrund seines unerschütterlichen Glaubens auf gewaltige Art und Weise für die Verbreitung seines Wortes gemäß der Bibel gebrauchen. In einer Zeit der Irrlehre und der Nachfolge des Materialismus wehte die Erweckung, angetrieben durch seine Gebete, wie ein heilender Regen über die Nationen. Er war einer dieser Glaubenshelden, die sich durch das Gebet und die Führung des Geistes in ihrem Leben auszeichneten. Somit ist Finney auch heute für uns Jugendliche ein Vorbild, was das Gebet betrifft. Sein Leben ist Ermutigung sowie Herausforderung zu einem intensiveren und hingebungsvolleren Gebetsleben.