Lies mehrmals!
Mit dieser neuen praktischen Artikelserie wollen wir in vier Artikel die Frage behandeln, wie man richtig die Bibel liest. Man könnte meinen, dass diese Frage lächerlich ist, weil doch jeder wissen müsste, wie man die Bibel liest. Man muss einfach lesen und damit hat es sich doch auch wieder, oder?
Genau diesem Irrtum wollen wir auf den Grund gehen. Es lohnt sich, sich darüber Gedanken zu machen, wie man eigentlich die Bibel liest und welche Herangehensweisen und Methoden es gibt, um so viel wie möglich dem Worte Gottes „zu entnehmen“.
Der erste Ratschlag lautet: Lies mehrmals und wähle verschiedene Wege, dich dem Worte Gottes zu nähern. Im Folgenden werden dir einige unterschiedliche Möglichkeiten aufgezeigt:
Die Bibel als Buch lesen
Trotz des digitalen Zeitalters, in dem Bücher bei vor allen Dingen der jungen Generation immer mehr „out“ werden, ist es aus vielerlei Gründen ratsam, die Bibel überwiegend, also hauptsächlich, als handfestes Buch zu benutzen. Wer kennt das nicht, dass sich mit der Zeit ein fotografisches Gedächtnis entwickelt, du also mit der Zeit genau weißt, dass sich die Bibelstelle genau unten rechts befindet? Manchmal merkt man sich auch, dass man sich den Vers markiert hat und findet die Stelle dann schnell wieder. Außerdem wirst du mit deiner eigenen persönlichen Bibel besser vertraut. Du kennst bald ihre Eigenheiten, merkst dir Seitenzahlen und Parallelbibelstellen. Mache es dir zur Gewohnheit, nach Möglichkeit immer in deiner gedruckten Bibel zu lesen und zu arbeiten. Die digitale Version sollte eher die Ausnahme sein. Wenn du jemand bist, der sich gerne Notizen macht, dann kaufe dir für das einfache alltägliche Bibellesen eine Bibel mit einem Schreibrand, wie z.B. DIE BIBEL mit Schreibrand (mit Parallelstellen und Studienführer) von Schlachter. Manche Bibelleser wechseln so alle 2 Jahre ihre Bibel.
Die Bibel digital lesen
Neben der gedruckten Version gibt es natürlich die Möglichkeit, die Bibel in einer App (z.B. MyBible (Offline-Version), YouVersion usw.) oder auch am PC zu lesen. Der Vorteil der digitalen Version auf dem Handy oder auf einem Kindle-Gerät, Ink-Pad, Tablet etc. ist unbestreitbar die jederzeitige Zugriffsmöglichkeit. Manche Apps bieten sogar das Bibellesen auf ein Thema bezogen an. Anlässlich z.B. Weihnachten kann die Bibel anhand von Bibelstellen gelesen werden, die Tag für Tag auf genau dieses Thema zugeschnitten sind. Ein großer Vorteil beim Lesen der Bibel in digitaler Version, z.B. in einer PDF (John McArthur Studienbibel), ist auch, dass du dir Textstellen verschiedenfarbig markieren, Kommentare zu deinen Gedanken, die Gott dir mitteilt, speichern und mit einem einzigen Stichwort über Suchfunktionen schnell finden kannst. Ein großer Nachteil ist jedoch, dass man sich zu sehr an die digitalen Geräte bindet und von ihnen durch z.B. Nachrichten abgelenkt wird. Wie schon oben beschrieben, sollte daher unsere erste Wahl das gedruckte Wort Gottes sein.
Die Bibel in verschiedenen Übersetzungen lesen
Wenn man eine Textstelle beim Lesen aufgrund des Satzbaus oder seines Inhaltes nicht versteht, dann ist es oft hilfreich, einen Übersetzungsvergleich zu machen. Eine altbewährte Möglichkeit ist die sogenannte Hexapla. Das ist ein Buch, in welchem 6 verschiedene Übersetzungen gleichzeitig miteinander verglichen werden. Bei den Übersetzungen gibt es, ganz grob gesagt, wörtliche (also wortgetreue) und sinngemäße (also mehr den Sinn wiedergebende) Übersetzungen. Die Hexapla bildet verschiedene Übersetzungsarten ab. Wem diese Bücher zu teuer sind, kann auf eine moderne Möglichkeit zurückgreifen, nämlich auf das Vergleichsportal bibleserver.com. Hier hat man die Möglichkeit, schnell Vergleiche (auch in unterschiedlichen Sprachen) anzustellen und Unterschiede festzustellen. Probier es mal aus – die Seite bietet auch sonst noch eine Menge an Möglichkeiten. Anbei ein Beispiel aus Bibleserver.com.


Wie wir anhand des Beispiels sehen, sagt die eine Übersetzung, dass der alte Mensch erst abgelegt werden muss, während die andere beschreibt, dass das schon passiert ist. Doch welche Übersetzung ist für diese Bibelstelle richtig? Interessant, nicht wahr?
Die Bibel sich selbst laut vorlesen
Eine weitere Möglichkeit, sich die Bibel noch besser zu verinnerlichen und sich Dinge aus der Schrift (vor allen Dingen Einzelheiten wie Namen, Ortsangaben, Satzteile) besser merken zu können, ist das laute Vorlesen. Entweder in deinem Zimmer für dich selbst oder in einer Gruppe. Was im ersten Moment vielleicht etwas komisch und befremdlich erscheint, weil man es so nicht kennt, kann im Ergebnis sehr hilfreich sein. In der Apostelgeschichte (Kp. 8,29-30) wird der Fall des Kämmerers aus Äthiopien beschrieben, zu dem sich Philippus hält. Die Textstelle beschreibt, dass Philippus ihn lesen hört. Daraus geht hervor, dass er sich den Text aus Jesaja selbst laut vorgelesen haben muss. In einem anderen Fall erinnert Paulus den Timotheus (1.Tim. 4,13), in der Gemeinde bis zu seiner Ankunft weiterhin das Wort Gottes vorzulesen, zu ermahnen und zu lehren. Es war also schon in den ersten Gemeinden üblich, ganze Bibelabschnitte laut vorzulesen. Der Vorteil dieser Methode ist, dass man konzentriert bleiben muss, um den Text richtig ablesen zu können, während man beim stillen Bibellesen – wer kennt es nicht – schnell mit seinen Gedanken irgendwann abschweift. Das laute Vorlesen hilft dem Gedächtnis, sich das Gehörte besser einzuprägen! Von dem griechischen Kirchenvater Johannes Chrysostomos wird erzählt, dass er sich den Römerbrief zwei Mal in der Woche vorlesen ließ! Hast du das schon mal probiert? Wenn nicht, na dann mal los!
Die Bibel unterwegs als Audio hören
Ergänzend zum täglichen Bibellesen gibt es heutzutage eine Vielzahl an Möglichkeiten, die Bibel als Audio unterwegs zu hören. Viele Apps, darunter z.B. die bekannte YouVersion, aber auch viele andere Internetseiten, bieten für viele Übersetzungen die Möglichkeit, die Bibel per Audio anzuhören. Dies eignet sich hervorragend für Autofahrten oder morgens bei der Zugfahrt. So hast du auch während des Tages immer wieder die Möglichkeit, über das Gehörte nachzudenken. Aber auch hier gilt der Grundsatz, eine bibeltreue Übersetzung zu wählen. Zudem muss eines immer klar sein: Das Anhören der Bibel ist sehr gut; es darf das Lesen aber keineswegs dauerhaft ersetzen. Auch gibt es beim Anhören einen nicht zu unterschätzenden Unterschied zum Lesen: Während du beim Lesen einer nicht verständlichen Stelle eher anhalten wirst, um darüber erneut nachzudenken und sie zu wiederholen, wirst du dies beim beiläufigen Anhören unterwegs eher weniger tun und die Aufnahme einfach weiterlaufen lassen. So geht aber das Nachsinnen, wozu uns der Psalmist in Ps. 1,1-2 auffordert, verloren.
Die Bibel anhand eines Leseplanes lesen
Hast du für dich schon mal festgestellt, dass das tägliche Lesen der Bibel viel Disziplin, geistlichen Kampf und Willen abverlangt? Immer wieder sollten wir Gott in unserem Gebet darum bitten, dass er uns hilft und geistliche Kraft gibt, sein Wort zu lesen. Eben weil es eine der Grundlagen ist, um ganz nahe bei Jesus zu bleiben. Manchmal sind wir im Alltag allerdings zeitlich überfordert, so dass wir, wenn wir die Bibel ohne Ziel und ohne Struktur lesen, schnell den Überblick und das Interesse verlieren. Hier könnte ein Bibelleseplan helfen. Versuche doch mal, die Bibelliga 365 oder einen Bibelleseplan deiner Studienbibel durchzumachen. Der Vorteil hier ist oft, dass du nicht eine lange Zeit nur z.B. im Alten, sondern zeitgleich auch im Neuen Testament liest, die Bibel also von allen Seiten betrachtest. Auch der bibeltreue Verlag INNERCUBE bietet gute Bibellesepläne an. Wenn es für dich für den Anfang noch zu viel ist, die Bibel in einem Jahr durchzulesen, könntest du z.B. auch auf einen zweijährigen Bibelleseplan von z.B. RIGATIO ausweichen. Und wenn du noch flexibler bleiben möchtest, schau doch mal auf der Homepage von dasbibelprojekt.visiomedia.org vorbei. Dort gibt es Rubbelkarten, die dir im Verlaufe eines Jahres anzeigen, wie weit du mit deinem Bibellesen bist.
Verwende in jedem Fall alles, was dir hilft, am Worte Gottes zu bleiben und bete dafür, dass Gott dir die Kraft dazu gibt. Das brauchst du, um bestehen zu können. Gottes Segen, viel Kraft und Freude bei deiner täglichen Bibellese.