Dieser Artikel setzt die Reihe „Salomos Weisheiten“ fort. Du kannst ihn einfach so lesen. Wir denken aber, dass du viel mehr Gewinn aus ihm ziehen wirst, wenn du alle Artikel dieser Reihe liest, am besten in der richtigen Reihenfolge.
Wir haben uns in der letzten Ausgabe eingehend mit der Furcht des HERRN beschäftigt. Wir haben gesehen, dass große Männer Gottes in dieser Furcht standen. Heute wollen wir uns genauer anschauen, wie man denn jetzt dazu kommt, diese Furcht zu haben und welche Verheißungen daran hängen.
Menschliche Angst
Wir fangen an zu lesen und bemerken: Wieder ist der Wortlaut spannend: Im Hebräischen finden wir nämlich in Sprüche 1,7 den Namen Gottes, YHWH, in „Besitzform“ dargestellt, gefolgt von dem Wort „Furcht“.
Man könnte es etwas ungelenk so übersetzen: „dem Gott (oder YHWH) seine Furcht“. Das kennen wir ja schon als „die Furcht des Herrn“ – wir bemerken also durch den Wortlaut, dass die Gottesfurcht, von welcher hier die Rede ist, nicht einfach irgendeine Furcht ist, sondern genau zu diesem unserem Gott gehört: dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, dem Gott, dem wir in Jesus Christus dienen dürfen.
Das löst schon einmal den Widerspruch zwischen dem „liebenden“ Gott und der Aussage, man könne „ihn doch nicht fürchten, wie man z. B. vor wilden Tieren oder Autounfällen Angst hat“: Die Furcht aus unserem Vers gehört untrennbar und ganz allein nur zu diesem unserem Gott – bei keinem anderen gibt es diese Furcht und keinem anderen gebührt eine solche Furcht.
Diese Furcht ist nicht mit menschlicher Furcht vergleichbar. Menschliche Angst und Furcht ist ein wichtiger biologisch-psychologischer Instinkt. Er sorgt dafür, dass wir uns die Finger an einer Herdplatte nicht zweimal verbrennen, beschützt uns vor zu riskanten Überholmanövern und schiebt unserer Vertrauensseligkeit Fremden gegenüber manchmal einen schützenden Riegel vor. Ohne diese Angst gäbe es sehr viel mehr Tote und sehr viel mehr Schaden. Nun hat diese menschliche Furcht aber ein Ziel: nämlich den Menschen in seinem Leib am Leben zu erhalten! Sie bewirkt Adrenalinstöße, Flucht- und Kampfreflexe in Gefahren, hindert uns am Springen aus zu großen Höhen oder Nicht-Schwimmer vor zu großen Tiefen.
Alles das zielt darauf ab, dass der Mensch am Leben bleibt und sich nicht in Todesgefahr begibt – oder schleunigst wieder herauskommt, wenn er sich in einer solchen befindet. Dieser grundlegende Instinkt wird in gemilderter Form dann auch auf andere Dinge angewendet, die einem als bedrohlich erscheinen: eine Klassenarbeit, Abschluss- oder Führerscheinprüfung, vielleicht ein Heiratsantrag mit ungewissem Ausgang, ein Auftritt vor sehr vielen Leuten – alles Dinge, die nicht direkt lebensbedrohlich sind, aber unangenehme Konsequenzen haben können, wenn sie schiefgehen.
Vor diesen Konsequenzen versucht uns die Angst und Furcht z. B. in Form von Lampenfieber oder Nervosität zu schützen. Natürlich können wir jetzt noch sehr viel genauer in diese Abläufe hineingehen und sie analysieren und diskutieren: Wann ist Angst nützlich? Wann krankhaft? Was kann man tun, um sie zu mildern?
Wir wollen das Thema aber mit einer wichtigen Beobachtung verlassen: Die Angst, vor was auch immer, die der Mensch kennt, kann sehr verschieden sein. Es kann Angst vor bestimmten Menschen, Gefahren, Situationen, sogar Gedanken oder Sinneseindrücken sein. Aber sie ist stets auf das diesseitige Leben ausgerichtet, darauf, den Menschen in diesem Leben zu schützen und sie erreicht ihre höchste Intensität in der Todesangst – der „Ursprungs-Angst“.
Vor diesem Hintergrund fällt es uns leichter, die Angst, die von und bei unserem Gott ist, zu verstehen. Unser Gott hat im Kreuzestod und bei der Auferstehung den Tod besiegt. Er schenkt jedem, der an ihn glaubt und seine Liebe in Buße und Reue annimmt, ewiges Leben. Damit fällt jeder Charakter „menschlich-natürlicher“ Angst, wie wir sie eben betrachtet haben, weg. Sie kann damit nicht gemeint sein, weil die Ursache – der Tod und die Begrenztheit des Lebens und des Menschen – bei Gott nicht gilt. Angst vor dem Fremden und Unbekannten? Gott hat alle Dinge erst erschaffen und kennt sie alle. Macht keinen Sinn. Unsere menschliche Definition von Angst und Furcht verliert ihre Bedeutung. Das sagt uns auch die Schrift:
„Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Zucht.“ – so steht es in 2.Tim. 1,7.
Dazu sagt uns Röm. 8,15 Folgendes:
„Denn ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet: sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch welchen wir rufen: Abba, lieber Vater!“
Und in 1.Joh. 4,18 lesen wir: „Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus, denn die Furcht hat mit Strafe zu tun; wer sich nun fürchtet, ist nicht vollkommen geworden in der Liebe.“
Die Gottes Furcht
Wir sehen also, dass es eine ganz eigene Furcht ist, von der hier die Rede ist – keine menschliche, vom Tode abhängige, sondern eine göttliche. Eben Gottes Furcht. Die Furcht des Herrn. Und diese scheint wirklich wichtig zu sein, denn, wie im ersten Artikel geschrieben, ist diese Furcht der Anfang der Erkenntnis. Ohne diese Furcht besteht keine Beziehung zu Gott und keine Weisheit auf Erden. Diese Furcht führt zu einer Weisheit, die alle Schätze der Erde übertrifft – sie ist selbst ein Schatz!
Spr. 8,10: „Nehmt meine Unterweisung an, und nicht Silber. Und Erkenntnis lieber als feines Gold! Ja, Weisheit ist besser als Perlen, und alle Kostbarkeiten sind nicht zu vergleichen mit ihr.“
Der Weg zur Gottesfurcht
Wir wollen im Folgenden auf Schatzsuche gehen: Der Lohn dieser Suche soll ein genaues Verständnis der Gottesfurcht und der Weg zu dieser Gottesfurcht sein. Das ist eine sehr praktische Sache. Über fast jeden Vers könnte man einen eigenen Artikel schreiben! Und tatsächlich wollen wir das tun. Genauer: wir, alle Leser! Jeder Vers muss nämlich ins eigene Herz geschrieben werden, und von dort dann täglich im Handeln jede Seite im Tagebuch unseres Lebens füllen. Dann erst können wir davon sprechen, es wirklich begriffen, oder vielmehr ergriffen zu haben. Tun wir dies nicht, stehen wir in großer Gefahr: Wem viel gegeben ist, von dem wird auch mehr verlangt, sagt uns die Schrift (Lk. 12,48: „Der es aber nicht weiß, hat aber getan, was der Strafe wert ist, wird wenig Streiche leiden. Denn welchem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und welchem viel befohlen ist, von dem wird man viel fordern.“) – und ja, Gott sei Dank: Gott ist gnädig. Aber die Schrift kann nicht gebrochen werden (Joh. 10,25: „So er die Götter nennt, zu welchen das Wort geschah, und die Schrift kann doch nicht gebrochen werden“). Wir müssen also nach vollendeter Suche Täter des Wortes werden nach der Gabe, die uns verliehen ist.
Jetzt aber los:
Wir gehen vor wie echte Schatzsucher: Wir suchen nach Hinweisen und stecken das Gebiet ab, in dem der Schatz liegen könnte. Wir hangeln uns von Hinweis zu Hinweis bis zur Stelle, wo der Schatz vergraben oder versteckt ist, dann graben wir so tief, wie es eben not tut. Eine erste Richtungsangabe haben wir schon, genauer gesagt zwei:
Der erste Vers wurde bereits erwähnt, er steht in Spr. 8,13: „Die Furcht des Herrn bedeutet, das Böse zu hassen.“
Der zweite ist unser Ausgangspunkt: Spr. 1,7: „Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Erkenntnis.“
Das Böse hassen
Aha! Das ist doch schon etwas! Denn der erste Vers sagt uns etwas ganz Konkretes: Gottes Furcht ist gleichbedeutend mit „das Böse zu hassen“. Wenn wir uns das überlegen, macht es Sinn, denn Jesus sagt in Mt. 19,17 Folgendes: „Niemand ist gut als Gott allein!“ Gott ist gut und um in Gemeinschaft mit ihm zu kommen, muss man sich vom Bösen fernhalten, ja mehr noch: Wer Gott liebt, hasst das Böse. Das führt uns aber gleich zu etwas anderem: Gott zu lieben! Und hier führt uns die biblische Schatzkarte zu Joh. 14,22-23:
„Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen. Wer aber mich nicht liebt, der hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr höret, ist nicht mein, sondern des Vaters, der mich gesandt hat.“
Das Bild wird allmählich etwas klarer. Das sind also Gottesfurcht und Weisheit – sie öffnen uns einen Weg zum ganzen Evangelium. Also ist der Weg zur Gottesfurcht der Weg zum Wort Gottes, zu Christus selbst! So scheint es zu sein, und wir wissen jetzt schon recht genau, wo wir nach ihr suchen müssen. Doch wollen wir uns weiter an unsere Karte halten.
Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Erkenntnis
Hier wird uns etwas über die Frucht gesagt. Wir haben nun einige Dinge über die Gottesfurcht erfahren. Wie in der Mathematik gibt uns dieser Vers eine Möglichkeit zu prüfen, ob wir wirklich das Richtige gefunden haben. Wenn die Furcht des Herrn der Anfang der Erkenntnis ist, muss also ihre Frucht Erkenntnis sein. Wie wir im ersten Artikel gesehen haben, kann diese Erkenntnis sehr genau auf die Beziehung zu Gott bezogen werden.
Wenn wir also im Obigen verbleiben: Das Böse nicht einfach nur nicht tun oder schweren Herzens sein lassen, sondern hassen; Gott lieben, seine Gebote halten, Christus im Gedächtnis halten, in dem ja die Fülle aller Weisheit verborgen liegt – WENN wir dies alles tun, über einen vernünftigen Zeitraum hinweg, dann sollte daraus ein Same, ein Keim, ein Anfang an Erkenntnis resultieren. Wir sollten also bemerken, dass unsere Beziehung zu Gott wächst, dass wir ihm näher kommen, dass wir auf einmal seinen Willen besser verstehen oder überhaupt erst beginnen zu verstehen.
Außerdem finden wir hier einen weiteren Hinweis auf die Furcht: Sie ist Erkenntnis!
Das bedeutet wiederum, dass wir den Suchbereich bereits recht gut bestimmen können, selbst wenn wir gar nicht alle Gebote Gottes kennen: Denn die Furcht führt zu Erkenntnis – das heißt doch, jedes Handeln, das nicht zu Erkenntnis führt, kann nicht in der Furcht des Herrn geschehen sein. Damit fallen schon einmal alle Dinge weg, die in irgendeiner Weise den Verstand verfinstern: Undankbarkeit, Rauschmittel und Alkohol aller Art, viel Geschwätz, in das man sich hineinsteigert; überhaupt jede Art von Übertreibung.
Es gibt durchaus schöne Dinge, welche die Bibel gutheißt – diese werden jedoch teils explizit genannt, und die oben genannten gehören nicht dazu.
Es fallen auch übermäßige Traurigkeit, Neid, Habsucht, Bosheit und Faulheit weg – alle solche Dinge, die kein Ziel haben und dem Menschen nicht zum Guten dienen, sind nicht in der Gottesfurcht.
Was bedeutet das? Dass wir, wie ein Bruder einmal sagte, „keinen Spaziergang in den Himmel haben“ – sondern ein Wettrennen auf einer Rennbahn, auf der wir laufen sollen wie Sieger.
Man muss allem Obigen nicht absagen. Aber sie sind mit der Furcht Gottes, und damit mit der Gemeinschaft Gottes, nicht vereinbar.
Die Heiligung in der Furcht
Und hier hilft uns die Furcht. Es kann schwer sein, von allem alten Wesen zu lassen. Aber wer die Furcht Gottes hat, der fürchtet „den, der Leib und Seele verderben kann in der Hölle“ – der will die Gemeinschaft mit ihm, und fürchtet sich davor, diese Gemeinschaft zu verlieren, weil er den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der sich im Sohn offenbart hat, liebt.
Und diese Furcht davor, nicht in diese Gemeinschaft zu kommen, die bewahrt diese Menschen vor falschen Handlungen. Solcher Art also scheint die Furcht Gottes zu sein – bis hierher hat uns die Schatzkarte geführt. Wir finden unsere Auffassung bestätigt durch das Wort Gottes aus 2. Kor. 7,1:
„Dieweil wir nun solche Verheißungen haben, meine Liebsten, so lasset uns von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes uns reinigen und fortfahren mit der Heiligung in der Furcht Gottes.“
Dieser Vers verbindet die Heiligung und die Gottesfurcht – die Heiligung geschieht in der Gottesfurcht! Das erklärt uns diese Furcht noch einmal genauer. Es ist keine Furcht vor Strafe oder negativen Konsequenzen, wie das bei Menschen oft der Fall ist. Nein, es ist – und wie sollte es bei einem Gott, der die Liebe selbst ist, auch anders sein – eine Furcht aus Liebe!
Wir lieben ihn und die Gemeinschaft mit ihm so sehr, dass wir uns fürchten, diese zu verlieren! Wir haben keine wirkliche Angst im menschlichen Sinne – aber wir hüten uns, und passen auf und achten auf jedes Detail, fast als hätten wir Lampenfieber: Weil wir ja nichts zulassen wollen, das zwischen uns und Gott kommen könnte. Denn er liebt uns und wir lieben ihn und wollen nichts mehr als die Gemeinschaft mit ihm. Bis hierher also hat uns unsere biblische Schatzkarte geführt. Oder besser:
Bis hierher hat uns Gott geholfen!
Wenn du diese Zeilen liest, ist das Himmelreich dir nahe gekommen und du kannst es ergreifen! Für die Schatzsuche heißt das:
Wir müssen uns an unserem Platz umschauen nach den Zeichen, die auf der Schatzkarte angegeben sind: Also, los geht’s!
Übe dich in der Gottesfurcht
Der Mensch ist in seiner Biologie so angelegt, dass Änderungen in der Umwelt nicht sofort zu langfristigen Anpassungen führen. Man muss zum Beispiel einige Wochen ein Instrument oder eine Sportart trainieren, oder eine Wissenschaft, um ernsthafte Anpassungen an sich zu bemerken: um Sachen zu können, die man vorher nicht konnte, die vorher zu schwer für einen waren – ob das jetzt Gewichte, Rechenaufgaben, Musikstücke oder andere Dinge sind. Der Geist ist an solche Beschränkungen wohl nicht gebunden. Dennoch ist es nur fair, da wir im Leibe sind, auch hier einmal länger auszuprobieren, ob wir das gewünschte Ergebnis bemerken. Ein Minimum von sechs Wochen zum Beispiel – oder bis der nächste Artikel erscheint, zum Beispiel im kommenden Jugendkompass. Bis dahin also heißt es, diese Dinge täglich zu üben: eine Routine einzuführen, bei der wir uns an alle diese Dinge erinnern, sie in der Bibel nachlesen, Gott im Gebet bitten, uns zu stärken und zu segnen, um sie erfüllen zu können nach seinem Willen. Wenn wir das über diesen Zeitraum mehrmals täglich tun, sollte ein Anfang der Erkenntnis in uns aufkeimen.
Es gibt noch viel zu erforschen: Wer ist dieser Gott und warum suchen wir ihn so sehr? Warum lohnt sich das Himmelreich? Auf die zweite Frage lautet die Antwort: Weil ER gut ist! Und sonst ist niemand gut! Auf die dritte: Weil ER dort ist, mit uns, und zwar für immer! Und die erste Frage kann ER allein beantworten, dafür müssen wir ihn schon selbst kennenlernen! Und genau auf diesen Weg der Erkenntnis will die Gottesfurcht uns führen. Probieren wir es aus! Wir sind gespannt auf unsere und eure Ergebnisse!
Furcht des Herrn:
Angst davor zu haben, die Gemeinschaft mit Gott zu verlieren – nicht aus Angst vor Strafe, sondern weil ich Gott liebe.
Gott ist die Quelle alles Schönen, er ist die Liebe selbst und alles Gute kommt von ihm – die Gemeinschaft mit ihm will ich auf keinen Fall gefährden. Und in dieser Furcht vor dem Verlust der Liebesgemeinschaft befleißigen wir uns der Heiligung – Gottes Verheißungen helfen uns dabei!