Wie lese ich richtig die Bibel? #2

Geduldig die Bibel lesen

„Man kann die Heilige Schrift nicht lesen wie eine tägliche Zeitung. Sie ist wie ein Bergwerk. Man muss mühsam in ihre Schächte hinabsteigen, um ihre Goldader anzuschlagen.“

A. Schlatter

Wann hast du das letzte Mal etwas getan, das einer Arbeit im Bergwerk ähnlich war? Vielleicht bei einem Bekannten auf der Baustelle? Während einem anstrengenden Missionseinsatz? Oder in der Küche, als ihr für eine große Anzahl von Personen kochtet?

Aber während dem Bibellesen…? Ich selber musste kurz innehalten und nachdenken, wann ich das letzte Mal so richtig in der Schrift gegraben habe. Vielleicht geht es dir auch so ähnlich.

Das Problem unserer heutigen Zeit ist, dass wir in einer „Sofort-Gesellschaft“ leben. Dinge, die wir eigentlich morgen brauchen, wollen wir auf einmal sofort. Und Dinge, die wir sofort brauchen, hätten wir am liebsten schon gestern. 

Das ist auch einer der Gründe, warum wir teilweise verlernt haben, geduldig auf Sachen zu warten. Die Heilige Schrift aber geht nicht mit unserer Zeit mit. Egal ob Lieferzeiten kürzer werden und viele Sachen unseren Lebensalltag vereinfachen… es bleibt dabei: Die Frucht des Wortes Gottes braucht Zeit, um zu reifen. Und dabei spielt die Geduld beim Bibellesen eine große Rolle.

Vorbereitung zum geduldigen Bibellesen:

#1: Nimm dir am Tag eine realistische Zeiteinheit, um die Bibel zu lesen:

Eine der am häufigsten getroffenen Aussagen lautet: „Ich habe keine Zeit“. Diesen Satz kennen wir alle. Wenn man sich nicht aktiv die Zeit für Gottes Wort nimmt, wird man auch keine Zeit dafür finden. 

Am besten ist es, wenn du am Morgen eine Gewohnheit hast. Also feste Zeiten, an welchen du bestimmte Sachen machst (aufstehen, Andacht, essen etc…). So wird das Bibellesen mit der Zeit zur Routine und deine Gedanken beschäftigen sich schon am frühen Morgen mit Gottes Wort. Einige jedoch arbeiten in der Schicht oder haben einen ganz anderen Tagesrhythmus. Dann ist es empfehlenswert, über den Tag verteilt die Bibel zu lesen und sich dabei immer einen Erinnerungswecker zu stellen.

Auch ist es wichtig, ausgewogen die Bibel zu lesen. Lese nicht nur das Alte oder das Neue Testament. Versuche, Bibellesepläne zu finden, die dich in einem Jahr durch die gesamte Bibel führen. Eine empfehlenswerte Internetseite ist dazu etgladium.de. Den Download für diesen Bibelleseplan haben wir als QR-Code in der Jugendkompass-App integriert.

#2: Habe keine zu hohen Erwartungen an dich selbst:

Es gibt eine schöne Geschichte über eine Person, die mit einem undichtem Gefäß Wasser bringen sollte. Die Person stellte die Frage, was es für einen Sinn hat, mit diesem Gefäß Wasser zu schöpfen und zu tragen. Als Antwort bekam sie den Hinweis, sich das Gefäß genauer anzuschauen. Es konnte zwar nicht alles behalten, wurde aber dadurch sauber. 

Und so verhält es sich mit dem geduldigen Lesen des Wortes Gottes. Wenn du in einem Jahr die Bibel durchgelesen hast, wirst du wahrscheinlich auch nicht alles behalten können. Gottes Wort reinigt dich aber. Dein Gewissen wird geprägt und auf Gott hin ausgerichtet. Dies schreibt auch Paulus zu den Ephesern in Eph. 5,26: „auf daß er sie heiligte, und hat sie gereinigt durch das Wasserbad im Wort“.

#3: Setze dir Ziele beim Bibellesen

Ziele helfen uns, an einer gewissen Sache dran zu bleiben und halten unsere Motivation aufrecht. Genauso ist es auch beim Bibellesen. Im folgenden liste ich für dich einige Anregungen auf, die du für dein Bibelstudium übernehmen kannst:

  • Lerne durch Gottes Handeln im Alten Testament Jesus Christus besser kennen 
  • Entdecke unerfüllte Prophetien
  • Betrachte näher die Geschichten großer Völker (Babylon, Ägypten, Griechenland, Israel)
  • Finde Antworten auf den Irrglauben der Evolution oder anderer Probleme 
  • Entdecke Gottes roten Faden durch die Geschichte hindurch
  • Wie wirkte Gott früher unter den Völkern und wie wirkt er heute?

#4: Die letzten Schritte

Bevor du die Bibel liest, lege alles, was dich in deinem Alltag beschäftigt, vor Jesu Füßen nieder. Sprich mit ihm über deine Sorgen, Probleme und Ängste. Denn es steht geschrieben:

„Indem ihr alle eure Sorgen auf ihn werft! Denn er ist besorgt für euch“ (1. Petr. 5,7).

Vor dem Bibellesen ist es wichtig, um Erkenntnis zu bitten. Bete darüber, dass Gott durch sein Wort zu dir spricht. Als Beispiel kann das Gebet des Psalmisten dir dienen:

„Öffne meine Augen, damit ich schaue die Wunder aus deinem Gesetz“ (Ps. 119,10).

Und zum Schluss: Greife nicht zu deinem Handy während dem Bibellesen und schalte es am besten auf lautlos. Vermeide Störungen und bleibe beim Bibellesen konzentriert und aufmerksam!

Ausdauer zeigen!

Ein Student traf einmal bei seinem Leichtathletik-Training in der Sporthalle den schnellsten Hürdenläufer der Welt. Der Student wurde vom Profi aufgefordert, eine Runde mit ihm zu drehen. Der Student lief so schnell er konnte und wunderte sich, warum er in der ersten Runde schneller als der amerikanische Weltmeister war. Nach einigen Runden jedoch merkte er, dass er keine Kondition mehr hatte und musste das Rennen aufgeben.

Genauso ist es in unserem christlichen Leben. Es ist kein Sprint, sondern vielmehr mit einem Langlauf zu vergleichen. Es ist ein eindeutiges Merkmal eines Christen, wenn er ausdauernd Gottes Gebote hält und an Jesus glaubt (vgl. Offb. 14,12).

Dieses Prinzip lässt sich auch auf das Bibellesen übertragen. Gott schenkt die kostbarsten Schätze in seinem Wort nicht dem flüchtigen Bibelleser. Er reicht sie denjenigen dar, die bereit sind, ihre kostbare Zeit in sein Wort zu investieren. Er möchte sehen, dass du alles daran setzt, ihn in der Schrift zu suchen (vgl. Jos. 1,8). Zugegeben, es wird dich etwas kosten, wenn du geduldig die Bibel liest und in seinem Wort anfängst zu forschen. Es wird dich aber viel mehr kosten, wenn du es nicht tust.

Übung macht den Meister

Genauso wie man seine Ausdauer beim Laufen durch regelmäßiges Training steigern kann, so lässt sich das geduldige Bibellesen trainieren. Dafür will ich dir zwei Ratschläge mit auf den Weg geben:

#1: Beschäftige dich ein Monat lang mit einem Buch

Das Prinzip dahinter ist, dass es einen festen Rhythmus in unseren Leben gibt. Dieser Zyklus dauert vier bis sechs Wochen. Solange können wir an einer Sache dranbleiben und danach brauchen wir Abwechslung. Deshalb rate ich dir, dich fünf Wochen mit einem Buch der Bibel zu beschäftigen. Untersuche die Struktur, mache Schlüsselstellen ausfindig und informiere dich über den geschichtlichen Hintergrund. (Tipp: Die Bibliothek unsere Gemeinde ist dafür eine große Hilfe!) Wichtig ist, dass man in fünf Wochen von einem Buch Besitz ergreift. In einem Jahr sind es 12 Bücher und in fünfeinhalb Jahren 66 Bücher.

Mit folgenden Büchern könntest du dein Studium beginnen: Nehemia, Jona, das Markus-Evangelium, 1. Korinther, Philipper, Jakobus oder 1. Petrus.

#2: Einmal aus der Nähe und einmal aus der Ferne betrachten 

Eine gute Vorgehensweise bei deiner fünfwöchigen Betrachtung ist die Methode des „Heranzoomens“. Beginne mit der Weitwinkeleinstellung. Erfasse zunächst den großen Bildausschnitt und lese das Buch ganz durch. Bemühe dich, den Sachverhalt, den Verlauf der Ereignisse oder den Gedankengang zu erfassen. Dann schaue wie durch ein Teleobjektiv auf die Einzelheiten, die dir auffallen. Wenn du die „Ein-Monat-Methode“ anwendest, dann beschäftige dich ungefähr eine Woche lang mit diesem Ereignis oder Gedanken. Rufe danach wieder das Gesamtbild ins Gedächtnis zurück. Versuche, deine Beobachtungen in das große Ganze einzuordnen, um am Ende einen harmonischen Gesamteindruck davon zu erhalten.

Geduldig werden in Gottes Schule

Alle Tipps und Ratschläge für mehr Geduld sind nützlich. Aber doch ist es so, dass Gott selbst uns Geduld durch verschiedene Lebenssituationen lehrt. Paulus schreibt an die Römer:

„Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch der Trübsale, dieweil wir wissen, dass Trübsal Geduld bringt; Geduld aber bringt Erfahrung; Erfahrung aber bringt Hoffnung“ (Röm. 5,3-4).

Oftmals wollen wir solche Lebensumstände meiden. Wir beten vielleicht um mehr Geduld, aber erwarten nicht, dass solche schwierigen Situationen uns zum Besten dienen. Auch wenn es nicht immer leicht ist, betrachte es mal anders rum: Durch Trübsal formt Gott dich und gibt dir mehr Geduld. Das geschieht aber am Ende der Trübsal und nicht am Anfang. Also wünsche ich dir, in unermüdlicher Ausdauer (Geduld) Gottes Wort zu lesen und dich von Gott verändern zu lassen.

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