Ein junger Mann hatte zwei Menschen erstochen. Einige Journalisten fragten ihn nach seinem Leben und den Beweggründen seiner Tat. Er erzählte ihnen, dass er in einer kaputten Familie groß geworden sei. Solange er sich erinnern konnte, schlug der Vater seine Mutter betrunken zusammen und gelebt hatten sie nur von den Dingen, die der Vater gestohlen hatte. Da war es doch nur natürlich, dass er auch mit sechs Jahren auf die schiefe Bahn gekommen war.
Der junge Mann besaß einen Zwillingsbruder. Nachdem die Journalisten dies herausgefunden hatten, besuchten sie auch ihn und zu ihrer Überraschung war er das komplette Gegenteil. Er war ein angesehener Anwalt, hatte einen guten Ruf und war in den Kirchenrat gewählt worden. Er war verheiratet, hatte zwei Kinder und führte offensichtlich ein glückliches Familienleben. Die Journalisten waren verblüfft. Auf die Frage, wie er denn so eine Entwicklung hatte nehmen können, erzählte er die gleiche Familiengeschichte wie sein Bruder. Doch er schloss seinen Bericht mit den Worten: „Nachdem ich all die Jahre gesehen habe, wohin das alles führt, wie konnte ich unter diesen Umständen noch den gleichen Weg einschlagen?“
Als ich diese Geschichte das erste Mal hörte, erinnerte ich mich an Samuel. Als junger Mann wuchs er unter der Obhut Elis, weit weg von seinem Elternhaus, auf. In seinem Dienst in der Stiftshütte kreuzten Hophni und Pinehas täglich seinen Weg. Über die beiden Priester lässt die Bibel kein gutes Wort fallen sie werden sogar als „Söhne der Bosheit“ bezeichnet. Sie betrogen das Volk bei den Opfergaben, waren frech und ihrem Vater ungehorsam. Dazu verachteten sie den heiligen Dienst an der Stiftshütte! Zusammenfassend lässt sich sagen, sie hatten überhaupt keine Gottesfurcht. Täglich musste Samuel das Unrecht mitansehen und ja, bestimmt wurde auch er von den beiden Brüdern gedemütigt und missachtet. Es war eine dunkle und sehr schwere Zeit, prophetisches Wort und Visionen waren nur sehr selten. Die Voraussetzungen, Gott kennenzulernen und ihm zu dienen, waren unter diesen Umständen fast unmöglich. Und trotzdem entschied sich Samuel, Gott zu dienen. Wie war das möglich? Die Bibel gibt auch hier eine Antwort: „Wer mich sucht, der wird mich finden!“
Wir entscheiden immer, welchen Weg wir einschlagen und ernten auch die Früchte! Hophni und Pinehas wurden für ihr gottloses Leben getötet, Samuel wurde für seine Gottesfurcht und Treue zum großen Propheten und letzten Richter im Volk Israel berufen!
