Bin ich zuverlässig?
„Viele Menschen rühmen sich ihrer Güte; aber wer findet einen, der zuverlässig ist?“ Sprüche 20,6
In diesem Vers wird die Frage nach einer zuverlässigen Person offen gehalten. Man liest heraus, dass es schon zuzeiten des alten Testaments Probleme mit der Zuverlässigkeit gab. Und Probleme gilt es zu lösen.
Wer oder was ist zuverlässig?
Die Zuverlässigkeit ist eine Eigenschaft von Wesen, Objekten und Vorgängen, welche angibt, in welchem Maß die erwartete Qualität oder Handlungsweise erfüllt wird. Erwartungen an Menschen oder Objekte decken sich mit dem zuvor gegebenen Versprechen. Die bestätigte Zuverlässigkeit muss ständig neu überprüft werden, da sich diese im Verlauf der Zeit ändern kann.
Wenn eine Person mit Zuverlässigkeit beschrieben wird, weckt das oft hohe Erwartungen. Durch Vertrauen und Erfahrung bestärkt sich die Meinung gegenüber der zuverlässigen Persönlichkeit.
Josef aus dem alten Testament hat die Zuverlässigkeit seiner Brüder überprüft. Sie haben ihm versichert, sich an das Abgesprochene zu halten, doch es mangelte an Vertrauen. Durch die Zusatzaufgabe, mit seinem Bruder Benjamin wiederzukehren, überprüfte Josef die Zuverlässigkeit der Worte seiner Brüder (1.Mos. 42,10). Diese wird durch die Tat bezeugt.
Das Problem: Zuverlässig sein!
Das große Angebot von Unterhaltung, Unternehmungen und dessen Alternativen überfordern uns oft, denn wir können nicht zwei Aktivitäten gleichzeitig ausführen.
Und hier haben wir das Problem. Oft fallen mehrere „Gefällt mir“-Aktivitäten auf einen Abend und da wir uns nicht klonen können, müssen wir uns für eine Einladung entscheiden. Dabei kommen oft Voranmeldungen oder Absprachen mit Freunden zustande. Die Entscheidung ist hier bereits eine große Herausforderung – und kommt danach auch noch ein ansprechenderes Angebot daher, wird das zuvor Entschiedene ohne jegliches Bedenken wieder verworfen. Aus dieser Erfahrung heraus halten sich viele von uns schon bei der Entscheidung zurück. Es wäre ja vielleicht noch etwas Besseres in Planung. Aus Unsicherheit bei der Entscheidung oder/und aus der Angst heraus, etwas zu verpassen, setzt man auf die Doppelbelegung. Zwei unterschiedliche Aktivitäten zur selben Zeit. Frei nach dem Motto: „Ich kann mich jederzeit noch umentscheiden!“. Demnach wird erst kurz vor knapp die Wahl getroffen und die andere Möglichkeit dabei vergessen und das wiederum führt zu Unstimmigkeiten.
Genauso beläuft es sich mit dem Nichteinhalten von Abmachungen oder einer regelmäßigen gewohnten Unpünktlichkeit. Organisatoren, Veranstalter oder Freunde verlieren das Vertrauen zu solchen Menschen und kommen zu dem Entschluss: Dieser Mensch ist unzuverlässig. Dieses Phänomen ist in unserer Gesellschaft stark verbreitet.
Trotz der Digitalisierung, die uns bei der Übersicht und der Pünktlichkeit helfen soll, besteht die Problematik weiterhin. Die angewöhnte Gemütlichkeit in unseren Gliedern hindert uns auch am richtigen Umgang mit dem Versagen. Es lässt uns kalt, wenn jemand auf uns warten muss oder wir zu einer Verabredung nicht erscheinen. Das Problem ist begründet und sollte gelöst werden.
Wie werde ich zuverlässig?
Die Zuverlässigkeit ist eine christliche Tugend und liegt der Treue sehr nahe. Wenn wir uns als Christen dem Wort Gottes unterwerfen, werden wir es deutlich einfacher haben, zuverlässig zu sein. Jesus belehrt seine Nachfolger in der Bergpredigt bezüglich des Schwörens: „Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Bösen“ (Mt. 5,37). Wir werden angewiesen, klare und direkte Antworten zu geben. Da bedarf es keiner Unterstreichung durch „Ich schwöre!“ oder „Versprochen!“. Somit sollte eine einfache Zustimmung mit einem „Ja“ für uns ein hohes Gewicht haben. Wenn es trotz aller Widrigkeiten zu einer Umstimmung kommt, bemühen wir uns, den Schaden so gering wie möglich zu halten. Beteiligte werden über die Änderung schnellstmöglich informiert. Sofern wir eine Lücke durch unsere Abwesenheit gerissen haben, bemühen wir uns, einen Ersatz zu finden. Diese Praxis hilft uns, wohlüberlegte Entscheidungen zu treffen.
Die Zuverlässigkeit hat sehr hohes Wachstumspotenzial. Wie ein Baum mit einem Samen anfängt zu wachsen, so ist es auch mit der Zuverlässigkeit. In einer neuen gesellschaftlichen Beziehung findet noch kein Vertrauen zu den gemachten Aussagen statt. Durch kleine Bestätigungen wächst das Vertrauen und somit die Zuverlässigkeit. Das kann schon mit der rechtzeitigen und regelmäßigen Anwesenheit in der Jugendgruppenstunde beginnen. Jesus macht dieses Prinzip in Mt. 25,21 deutlich: „Da sprach sein Herr zu ihm: Recht so, du guter und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude!“ So auch in Lk. 16,10: „Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu; und wer im Geringsten ungerecht ist, der ist auch im Großen ungerecht.“ Den Ruf einer zuverlässigen Person zu bekommen, ist ein langer Weg. Haben wir diesen aber erreicht, sollten wir ständig daran arbeiten, diesen Ruf zu wahren. Es benötigt nur wenige Enttäuschungen, um diesen Ruf zu verlieren.
Um auf die offene Frage aus Sprüche 20,6: „(…) wer findet einen, der zuverlässig ist?“ zurückzukommen: Wir werden diese Person in uns selbst finden. Wir werden wohlüberlegte Entscheidungen treffen. Abmachungen und Zusagen werden eingehalten, denn unsere Taten bezeugen, dass wir zu unserem Wort stehen. Gott möge uns dabei helfen!