Dienst, Erfolg und Beruf aus Sicht eines Selbstständigen – Interview
Vor einiger Zeit erhielten wir die Möglichkeit mit einem Gemeindeleiter, der namentlich nicht erwähnt werden möchte, über das Thema „Geld und Habgier“ zu sprechen. Unser Interviewpartner ist selbständig und Geschäftsführer einer Firma. Auszüge aus dem lehrreichen Gespräch sind erstmals im Jugendkompass abgedruckt:
Kein „Erfolg“ suchen
Frage: In der heutigen selbstzentrierten Gesellschaft wird sehr viel Wert auf das eigene Wohl gelegt. Entgegen der Bibel lehrt die Welt, dass sich alles um einen selbst drehen muss. Das Streben nach Anerkennung und Ruhm wird zunehmend größer. Wie ist deine Meinung als Selbständiger zum Thema „Erfolgreich sein“?
Antwort: Wir als Christen sollten nicht nach Erfolg streben. Paulus beispielsweise ist für uns ein erfolgreicher Diener. Er selbst sagte jedoch über sich selbst, er sei es nicht wert, ein Apostel zu sein. Er sagte, er sei ein Knecht Jesu Christi. Christus war sein Leben und Sterben sein Gewinn. Er lebte, doch nicht er, sondern Christus in ihm. In 2. Timotheus 4 schreibt Paulus zum Schluss: „Ich habe meinen Lauf vollendet, ich habe den Glauben gehalten, mir ist beigelegt die Krone.“ Aber auch da hält er sich nicht für einen Held, sondern verdeutlicht, dass die Krone nicht nur ihm gilt, sondern allen, die Gottes Erscheinung lieben.
Auch wenn wir Paulus für einen starken Apostel halten, war sein Ziel nie der Erfolg. Wir lesen davon, dass es sogar sein Wunsch war, von der Erde abzuscheiden. Doch er wusste, dass sein Dienst für den Herrn noch benötigt wurde.
Es ist auch interessant, wie Gott zu Hananias spricht. Er sagt zu ihm, dass Er Paulus zeigen will, wie viel er für Ihn leiden muss. Paulus war von gutem Stand mit einer angesehenen Karriere und Autorität wie sonst niemand. Er war anerkannt als Pharisäer und besaß jegliche Freiheiten. Doch Gott macht klar, dass der Dienst für Ihn ein schwerer Weg sein wird. Gott beschönigt nichts, sondern zeigt auf, was Nachfolge wirklich bedeutet: Verleugne dich selbst, nehme das Kreuz auf dich und folge ihm nach.
Dienst in der Gemeinde
Frage: Wie würdest du den Eifer im Dienst mit dem Ansporn in der Selbständigkeit vergleichen?
Antwort: In dem Dienst in der Gemeinde dreht es sich nicht darum, bei den Menschen angesehen zu sein und einen höheren Posten zu erlangen. Die Gemeinde funktioniert nur im Miteinander. Wir dienen mit den verschiedenen Gaben, geben Handreichung und ergänzen uns in allen Bereichen. Dabei darf der Gedanke, Dinge vorzuenthalten oder besser als der Nächste zu sein, keinen Raum finden. In einer Teamarbeit funktioniert das nicht. Wenn auch nur eine Person mit dieser Absicht am Werk ist, ist der komplette Sinn verfehlt. Wir dienen gemeinsam und das für den Herrn.
Das Gleichnis mit den anvertrauten Talenten in Matthäus 25 zeigt uns, dass Gott jeden mit unterschiedlichen Gaben ausstattet. Es zählt nicht, ob ich zehn oder zwei Talente habe, sondern was ich daraus mache. Setze ich mich und meine Fähigkeiten für Gottes Reich ein? Oder wirke ich nur mit einem kleinen Teil für Ihn und lasse den Rest außer Acht? Wie ist meine Einstellung zu meinen Diensten, gebe ich mich vollständig hin?
Auch wenn vielleicht Menschen in der Gemeinde über dich sagen würden, dass du ein guter Prediger, Sänger oder Spieler bist, stell dir heute die Frage, ob Jesus das gleiche Urteil sprechen würde. Gibst du 100% für Ihn? Nimmst du jede Vorbereitung für den Dienst ernst (dazu gehört unausweichlich auch das Gebet) oder verlässt du dich einfach auf deine Begabungen? Vielleicht erntest du sogar Lob nach einer Predigt oder musikalischem Einsatz und andere mögen damit zufrieden sein. Das bedeutet aber nicht direkt, dass der Herr Jesus auch zufrieden ist. Sollte uns das nicht wichtiger sein? Und wenn dein Einsatz zu 100% dem Herrn galt, gebe Ihm die Ehre, so wird Er dich weiterhin segnen.
Erfolg in der Gemeinde ist anders als der Erfolg der Welt. Der Maßstab des Ruhms und der eigenen Ehre ist ein völlig anderer. Strebe danach, noch mehr Zeit, Kraft und Mühe für den Herrn zu opfern und dich für Ihn aufzugeben. Dann wirst du erleben, wie der Segen Gottes dich umgeben wird.
Erfolg im Business
Frage: Als erfolgreicher Selbständiger hast du mit Sicherheit immer viel um die Ohren. Wie vereinbarst du das mit deiner Gemeindearbeit?
Antwort: Ich sehe meine Firma als erfolgreich an, doch meine Definition davon ist nicht mein Kontostand. Mein Geschäftspartner und ich waren uns einig, dass wir in der Firma den finanziellen Stand erreichen wollen, dass wir im Notfall ein Jahr ohne Aufträge auskommen könnten. Bei uns sind viele Familienväter mit Verpflichtungen und Ausgaben angestellt. Unser Ziel ist es, nie in die Situation zu kommen, unsere Mitarbeiter kündigen zu müssen. Wir wollen auch für schlechte Wirtschaftslagen einen Plan im Hintergrund haben. Unsere Firma stellt selbst Gerät her und verkauft sie. Doch auch die Entwicklung dieser ist gerade für den Plan B sehr wichtig. So können wir gestärkt aus der Rezession herauskommen und haben neue Geräte und neue Techniken, die wir in schwierigen Wirtschaftszeiten anbieten.
Das wäre für uns Erfolg: Zu wissen, dass niemand gekündigt werden musste, weil es der Firma schlecht ging.
Was die Verbindung von Geschäft und Gemeinde betrifft, kann ich von mir sagen, dass es ein Segen ist. Durch die Selbständigkeit bin ich flexibel für die Gemeinde und kann mir dafür auch mal einen halben Arbeitstag widmen. Diese Freiheit hätte ich als Angestellter nicht, dafür bin ich sehr dankbar. Ich habe Zeit, mich auf Themen für die Gemeinde vorzubereiten und kann es mir beliebig einteilen. Auch wenn ich den Einkauf immer noch zu 90% mache, bin ich nicht von morgens bis abends eingespannt. Das bedeutet nicht, dass ich nicht alles stehen und liegen lassen würde, um in Notsituationen einzuspringen oder mich bei Problemen darum zu kümmern, dass die Angestellten weiterarbeiten können.
Hier spielt auch die Einstellung und Absicht der Selbständigkeit eine große Rolle. Wenn mein Ziel nur die Gewinnmaximierung ist, könnte ich viele Mitarbeiter entlassen und die Arbeit selbst machen. So hätte ich einige Tausende im Monat gespart, aber selbst keine Zeit für anderes. Meine Intention war nicht, Hauptsache selbständig zu sein und mit der Gemeindearbeit aufzuhören. Ich bin Gott dankbar für meine Selbständigkeit und auch für das Geld. Aber es geht mir nicht darum, noch mehr zu haben. Ich will mir nicht ständig Gedanken darum machen, so viel wie möglich im Geschäft zu sparen und dafür Tag und Nacht zu arbeiten. Auch wenn man sagt, „Selbständig sein“ bedeutet „selbst“ und „ständig“, wollte ich das so nicht ausführen. An dieser Stelle bin ich umso dankbarer, dass wir die Firma zu zweit leiten. So halten wir einander den Rücken frei und setzen uns auch für den anderen ein.
Einstellung zu Arbeit
Frage: Die Jugend hat ein Problem mit der Arbeitseinstellung. Als Jugendlicher neigt man oft dazu, bis spät in die Nacht in Gemeinschaften zu sein. Dadurch leidet die Konzentration und Produktivität auf der Arbeit. Viele melden sich deshalb oft krank oder sind nur für das Kaffeetrinken bekannt. So bekommt man schnell einen schlechten Ruf. Was ist deine Meinung dazu?
Antwort: Es gibt einen Unterschied zwischen Firma und Gemeinde. Über den Dienst in der Gemeinde sagt Gott uns: „Gib mir, mein Sohn, dein Herz und lass deine Augen meine Wege wohlgefallen.“ (Spr. 23,26) An erster Stelle steht unser Herz und dann das, was wir tun. Wenn meinen Augen die Wege des Herrn wohlgefällig sind, wirke ich auf diesem Weg. Dann bin ich ein aktiver Christ. Jesus wiederholt diesen Gedanken in Matthäus 7. Zu Ihm werden einmal Menschen kommen und sagen: „Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen das und jenes getan?“ Jesus wird darauf nicht antworten, dass die Arbeit schlecht war. Er wird sagen: „Ich kenne euch nicht.“ Das heißt, wenn du etwas für Gott tun willst, muss unbedingt deine Beziehung zu Ihm stimmen. Er muss dich zuerst kennen und dann ist das, was du tust, für Ihn bedeutend.
In unserer Firma befinden sich Menschen, die keine Christen sind. Was sie in ihrer Freizeit tun, interessiert mich als Chef in erster Linie nicht, solange es keinen negativen Einfluss auf die Arbeit nimmt. Man verdient sein Geld in der Firma und es wird verlangt, dort 100% zu bringen. Über das Verhalten von einem Knecht gegenüber seinem Herrn steht in der Bibel geschrieben, dass sie treu dienen sollen. Nicht nur aus Angst, sondern weil dies ihr Stand ist. Heißt das nicht auch für uns, sich der Autorität des Arbeitgebers zu beugen und die Treue in der Arbeit zu erweisen?
Es ist wichtig, zu erkennen, dass die Zeit mit der Jugend gut ist, aber nur solange, bis es keinen Anstoß für andere wird oder einen in ein schlechtes Bild rückt. Wenn du auf der Arbeit bist, musst du dort die Arbeit leisten. Damit leuchtest du als Licht für Gott, indem Nichtchristen durch die vorbildliche Haltung angeregt werden, darüber nachzudenken. Wie könntest du mit ihnen über Gott sprechen, wenn du zum Ausschlafen oder Faulenzen auf die Arbeit kommst?
Frage: Das heißt, der Segen Daniels und Josefs kommt dann über uns, wenn wir Treue und Fleiß haben?
Antwort: Ich denke, da können wir von Josef und Daniel viel lernen. Außenstehende haben gesehen: Gott ist mit ihnen. Es war ein Segen da, selbst im Gefängnis. Die Belohnung, die Gott gibt, ist manchmal für uns unverständlich. Die Folge, dass Josef nicht gegen Gott gesündigt hatte, bedeutete 12 Jahre Gefängnis. Dennoch machte er Gott keine Vorwürfe. Selbst als nach dem Tod seines Vaters die Brüder zu Josef kommen und unter Vorwand um Vergebung bitten, zeigt sich seine Gottesfurcht. Er hatte erkannt: „Ihr habt gedacht, mir Böses anzutun, aber Gott hat das so vorgesehen, ihr ward nur Werkzeuge in seiner Hand.“
Erst wenn wir alles von ganzem Herzen tun, als gelte es dem Herrn, können wir ein Zeugnis auf der Arbeit sein.
