Fürbitter in der Bibel: Daniel

Er wird als einer der drei gerechten Männer des Alten Testamentes genannt (Hes.14,20). Seine Tadellosigkeit vor dem Herrn wird selbst von außerbiblischen Quellen, wie den Apokryphen, bestätigt (1.Mak. 2,60). In der Rede über die Endzeit verweist selbst Jesus auf seine Prophezeiungen (Mt. 24,15). Als Weggeführter hatte er einen der höchsten Ämter in Babylon inne und diente doch, weit entfernt von seiner Heimat, ohne Unterlass Gott.
Der Prophet Daniel gehörte zu der Gruppe Israeliten, die im Zuge der ersten babylonischen Invasion in Gefangenschaft geführt worden war. Er war ca. 13 oder 14 Jahre alt, als er sich auf den vier- bis
fünfmonatigen Fußmarsch nach Babylon begeben musste. In seiner frühen Kindheit erlebte Daniel noch die gottesfürchtige Regierung durch Josia und den nachfolgenden Abfall, der von Jojakim
eingeleitet wurde.
In seiner siebzig jährigen Amtszeit am Königshof in Babylon diente Daniel unter mindestens sechs verschiedenen Herrschern und verfasste sowohl Prophezeiungen als auch Berichte, die uns heute in Form des Buches Daniel überliefert worden sind. Er lebte zeitgleich mit den Propheten Jeremia, Habakuk und Zefanja.
Während seiner Zeit in der Fremde betete Daniel beständig für Israel und trat in den Riss für sie vor Gott. Von seinem Fürbittengebet in Kapitel 9 können wir folgende biblische Wahrheiten lernen:
Wie bringe ich eine Not vor Gott?
„Im ersten Jahr seiner Regierung achtete ich, Daniel, in den Schriften auf die Zahl der Jahre, von der das Wort des Herrn an den Propheten Jeremia ergangen war, dass die Verwüstung Jerusalems in 70
Jahren vollendet sein sollte. Und ich wandte mein Angesicht zu Gott, dem Herrn, um ihn zu suchen, mit Gebet und Flehen, mit Fasten im Sacktuch und in der Asche.“ (Dan. 9, 2-3)
67 Jahre nach Beginn der babylonischen Gefangenschaft stößt der ungefähr 80-jährige Daniel auf die Prophezeiung Jeremias, dass Jerusalem insgesamt 70 Jahre lang zerstört bleiben soll. Zugleich
fordert auch der Herr sein Volk dazu auf, ihn anzurufen, zu suchen und mit ganzem Herzen nach ihm zu fragen, damit er das Geschick wendet (Jer. 29,10-14).
Daniel fühlt sich auf Grundlage des Wortes Gottes verantwortlich für die Wiederherstellung Israels zu beten und tat es folgendermaßen:
Mit Flehen

Dass er mit Flehen vor Gott kam, zeigt, dass diese Not aus tiefstem Herzen kam. Es war ein intensives und inbrünstiges Gebet, das ihm seine ganze Kraft abverlangte.
Mit Fasten
Um sein Gebet zu verstärken, ging Daniel für sein Anliegen ins Fasten, um so die Tiefe und Dringlichkeit der Situation Gott gegenüber zum Ausdruck zu bringen. Gleichzeitig demütigte er sich durch das Fasten vor seinem Angesicht.
Im Sacktuch und in der Asche
Dadurch brachte Daniel seine tiefe Trauer über den Zustand des auserwählten Volkes und die Wichtigkeit der Situation zum Ausdruck. Sacktuch und Asche galten damals als ein Zeichen von Buße, Reue und der Abhängigkeit zu Gott. Sein Herz war von überaus großem Mitleid und Liebe zu Israel bewegt.
„Wir“ – Die Not des Nächsten zu Unserer machen
„Wir haben gesündigt und haben unrecht getan und gesetzlos gehandelt, wir haben uns aufgelehnt und sind von deinen Geboten und deinen Rechtsordnungen abgewichen!“ (Dan. 9,5)
Eine weitere bemerkenswerte Eigenschaft an Daniel ist, wie er sich in dieser Fürbitte positioniert. Er war einer der gerechtesten Männer im Alten Testament. An ihm wurde kein Tadel weder vor Gott
noch vor den Menschen gefunden und doch identifizierte er sich voll und ganz mit den Sünden seines
Volkes. Interessanterweise umfasst das Sündenbekenntnis 10 der insgesamt 15 Verse, in welchen das
Gebet aufgezeichnet ist. Für ihn war es wichtig, die Sünden konkret beim Namen zu nennen und
aufrichtig vor Gottes Angesicht zu bringen. Und das tat er auch in aller Ausführlichkeit.
Er wusste, dass er vor den „großen und furchtbaren Gott“ tritt und sein Anliegen ausbreitet (Dan. 9,4). Es waren keine zufällig gewählten Worte, sondern Formulierungen, welche aus 5.Mos. 7,12 und 21 stammen. Seine Vorstellung von Gott gründete sich auf den ersten fünf Büchern Mose. Ihm war bewusst, wer der Herr Zebaoth war und dass man ihm mit einer tiefen ehrfürchtigen Einstellung
begegnen soll. Deswegen betonte Daniel immer wieder folgende Eigenschaften Gottes in seinem Gebet:
Gerechtigkeit
„Du, Herr, bist im Recht, uns aber treibt es heute die Schamröte ins Gesicht…“ (Dan. 9,7)
Mindestens dreimal wird in dem Fürbittengebet Daniels die Gerechtigkeit Gottes erwähnt. Er stellt die Sündhaftigkeit Israels der Reinheit Gottes gegenüber und gibt damit vor Gott zu erkennen, dass
„ganz Israel“ schuldig vor dem Herrn ist (Dan. 9,11). Er kannte das Gebet des Salomos, das klar beschrieb, was zu tun sei, wenn Israel weggeführt wird (1.Kön. 8,44-50):

  • Bekenntnis der Schuld mit den Worten: „Wir haben gesündigt und Unrecht getan und sind
    gottlos gewesen!“
  • Umkehr von ganzem Herzen und mit ganzer Seele
  • Gebet in Richtung Jerusalem
    Interessanterweise berücksichtigt Daniel alle drei Punkte in seinem Fürbittengebet und wiederholt in
    Dan. 9,5 sogar fast identisch die Worte Salomos bezüglich des Sündenbekenntnisses.
    Erbarmen und Vergebung
    „Aber bei dem Herrn, unserem Gott, ist Barmherzigkeit und Vergebung, denn gegen ihn haben wir uns
    aufgelehnt…“ (Dan. 9,9)
    Immer wenn Daniel das Erbarmen Gottes erwähnt, tut er es im Zusammenhang mit der Vergebung.
    Er hatte den Glauben und die Hoffnung, dass durch Demut, Gebet und Umkehr, Gott die Sünden
    seines Volkes vergeben wird. Die Zuversicht des flehenden Fürbitters kam nicht von irgendwo her. Sie stützte sich aufdie Zusage Gottes, die wiederum die Antwort auf das damalige Gebet des Salomos bei
    der Einweihung des Tempels war (2.Chr. 7,14).
    Bist du ein Fürbitter?
    Das Gebet der Fürbitte ist vielleicht eines der schwersten Gebete, die man verrichten kann. Anstelle
    einer anderen Person, kämpft man einen Kampf aus, der nicht der eigene ist. Man vergießt Tränen,
    opfert Kraft und Zeit, um vor Gott kniend für fremde Anliegen erhört zu werden. Und doch sucht
    gerade Gott nach solchen wertvollen Betern, die sich ganz und gar für die Nöte der Anderen in den
    Riss stellen.
    Durch die Fürbitte von Daniel wendete sich das Geschick Israels und durch die Fürbitte Esthers wurde
    ein ganzes Volk errettet. Auch durch die Fürbitte Moses stoppte Gott sein Gericht an Israel und
    wegen Abraham senkte Gott die Zahl der notwendigen Gerechten in Sodom und Gomorra. Was kann
    dann der Herr in unseren Familien, Gemeinden und selbst in unserem Land tun, wenn wir ihn mit
    echter Fürbitte bestürmen?
    Erkenntnisse aus Daniels Fürbitte
    Abschließend möchte ich noch folgende Wahrheiten aus Daniels Fürbittengebet zusammenfassen,
    die wir auf unser persönliches Gebetsleben anwenden können:
  1. Es reicht aus, wenn schon eine gottesfürchtige Person, die eng in der Gemeinschaft mit Gott
    lebt, für ein Anliegen in den Riss tritt, um Erhöhung zu erlangen.
  2. Vor Gott zu treten bedeutet, ihn anzubeten, wie er ist. Dafür benötigt es die richtige
    Gottesvorstellung.
  3. Echte Fürbitte ist keine formale Sache. Gott möchte von uns ein mitleidiges Herz sehen,
    welches um bestimmte Nöte trauert und bereit ist, sich vor seinem Angesicht zu
    demütigen.
  4. Um die Not vor den Herrn zu bringen, muss ich sie genau kennen, damit ich sie konkret im
    Gebet äußern und mitfühlen kann.
  5. Ein Fürbitter ist nicht nur ein eifriger Beter. Er kennt das Wort Gottes genau und weiß, wie er
    die zugesagten Verheißungen im Gebet in Anspruch nimmt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert