Es bedarf häufig eines tiefgründigen Bibelstudiums, um aus den wenigen Schriftstellen über bestimmte Personen die Schätze der Bibel ans Tageslicht zu bringen. Oft ergibt sich die Wahrheit, die Gott uns lehren möchte, nicht sofort. Nachdenken, beten und immer wieder die Bibelstellen aufs Neue lesen, prägt das Studium dieser biblischen Vorbilder. Der Aufwand lohnt sich aber allemal.
Aus diesem Grund möchte ich in diesem Artikel ein weiteres „unbekanntes“ Ehepaar aus der Bibel vorstellen. Es handelt sich um ein Ehepaar, welches Gott in der frühen Christenzeit mächtig gebrauchte, um seine Gemeinde zu bauen. Sie werden nicht häufig in der Bibel genannt und nur in wenigen Predigten finden sie Erwähnung. Trotzdem sind die geistlichen Lektionen, die wir von ihrem Lebenswandel lernen dürfen, kostbar und nützlich für uns. Sie waren eine wertvolle Unterstützung für Apostel Paulus und setzten für ihn und die Gemeinde ihr eigenes Leben aufs Spiel. Die Rede ist von Aquila und Priscilla.
Was sagt die Bibel über sie?
Aquila und Priscilla werden in der Bibel nur in vier Kapiteln erwähnt (Apg. 18; Römer 16; 1.Kor. 16; 2.Tim. 4). Das heißt, wir werden über sie keine großen Texte finden. Aber aus dem, was über sie niedergeschrieben wurde, kann man sich ein recht gutes Bild über ihren Dienst verschaffen.
Die beiden waren jüdischer Abstammung und kamen aus Pontos, das sich in der heutigen Türkei, westlich von Istanbul (Apg. 18,1-2) befindet. Von dort zogen sie weiter nach Rom. Aber als 49 n.Chr. der Kaiser Claudius ein Edikt erließ, dass alle Juden Rom verlassen mussten, waren auch die beiden gezwungen, auswandern. Sie gingen nach Griechenland, in das 1000 km (Luftlinie) entfernte Korinth. Dort stießen sie kurze Zeit nach ihrer Anreise auf Apostel Paulus, der gerade aus Athen angekommen war. Sie nahmen ihn in ihr Haus auf und so konnte er eineinhalb Jahre bei ihnen wohnen und auch im Zeltmacher-Gewerbe arbeiten (Apg. 18,11).
Gastfreundschaft
Direkt am Anfang kann man eine Eigenschaft der beiden erkennen, die sie sehr auszeichnet: ihre Gastfreundschaft. Selbst noch nicht lange wohnhaft an dem Ort waren sie sich nicht zu schade, Paulus in ihr Haus einzuladen. Einen Gast bei sich wohnen zu lassen, ist immer mit einer gewissen Opferbereitschaft verbunden. Ein Stück weit das Aufgeben seiner Privatsphäre, einiges an Zeit und Kraft für die Bewirtung und eventuell auch finanzielle Unterstützung.
Aquila und Priscilla profitieren aber auch selbst davon. Denn sie haben einen der eifrigsten Evangelisten bei sich zu Gast. Es ist sehr stark anzunehmen, dass sie in diesen eineinhalb Jahren sehr viel von Paulus lernen durften. Sie konnten nicht nur tiefe Gespräche mit ihm führen, sondern ihn auch bei seiner Arbeit in der Gemeinde und der Evangelisation erleben und auch selbst mitwirken. Das war ihre „Bibelschule“, die sie auf ihren weiteren Dienst vorbereitete.
Als Apostel Paulus weiterreisen will, erklärt sich das Ehepaar bereit, mit ihm zu reisen, um ihn zu unterstützen. In Ephesus bleiben Aquila und Priscilla dann sesshaft und dienen der Gemeinde vor Ort. Paulus aber reist weiter (Apg.18,18-19).
Selbstlos dienen
Es ist sehr bemerkenswert, wie selbstlos die beiden handeln und wie sie auf Gottes Ruf reagieren. Sie reisen mit Apostel Paulus mit, um zu dienen. Erst ihm und später dann in der Gemeinde Ephesus. Wie weit ihre Aufopferung ging, können wir in dem Brief an die Römer im Kapitel 16, Verse 3 – 4 lesen. Apostel Paulus erwähnt sie hier bei den Grüßen und schreibt, dass beide ihr Leben für ihn riskiert haben und dass nicht nur er selbst, sondern auch alle Gemeinden der Heiden ihnen sehr dankbar sind. Wir halten fest: Aquila und Priscilla waren wahrhafte Jünger Jesu und verwirklichten nicht sich selbst, sondern verleugneten ihre eigenen Vorstellungen und Wünsche (Mt. 16,24). Sie verzichteten auf Annehmlichkeiten des Lebens und waren keine reinen Konsumenten in der Gemeinde. Sie wollten für andere da sein, ihnen dienen und waren dabei sogar bereit, ihr Leben hinzugeben (Röm. 16,4).
Ein weiteres Beispiel ihrer Dienstbarkeit lesen wir in Apg. 18,24-26. Als sie Apollos treffen und ihm zuhören, fangen sie nicht an, ihn wegen seinem Mangel an Wissen über Jesus zu kritisieren. Stattdessen nehmen sie ihn auf und erklären ihm alles nach der Schrift, wie sie es von Paulus gelernt hatten. Daraufhin war Apollos ein großer Segen für die neu bekehrten Christen in Achaja (Apg. 18,27-28). Hier geht hervor, dass Aquila und Priscilla auch auf einzelne Menschen eingingen, um gründliche und nachhaltige Hilfe zu leisten. Die Liebe zur Gemeinde und den Glaubensgeschwistern ist unübersehbar. Wir lesen auch davon, dass sie regelmäßig Gottesdienste bei sich im Haus durchführen ließen (1.Kor. 16,19). Auch das war mit so einigen Unannehmlichkeiten verbunden. Sie mussten viel Zeit und Kraft investieren und zusätzlich mit Schikanen der Feinde Jesu rechnen. Nur wenn man Jesus und damit die Gemeinde wirklich liebt, ist man zu solch einem Liebesdienst bereit.
Wie sieht es mit dir aus?
Welche Gedanken kommen in uns hoch, wenn wir uns die Geschichte und die Eigenschaften von Aquila und Priscilla vor Augen führen? Winken wir all das mit dem Charakter der alten Zeit ab oder meinen, wir hätten ja nicht die Möglichkeiten, wie sie es hatten? Wenn man die Bibel liest und richtig versteht, erkennt man, dass die beiden einfach nur taten, was echte Christen auszeichnet. Gastfreundschaft und Bereitschaft zu jedem guten Werk können nicht an Alter, Zeit oder Fähigkeiten gemessen werden. Wenn die Liebe zu Jesus und zu meinem Nächsten in mir brennt, wird dies unbedingt auch im Praktischen zum Ausdruck kommen. Lasst uns mehr danach eifern, dem anderen zu dienen und nicht selbst bedient zu werden (Mk. 10,45).