In diesem dritten Artikel der Artikelreihe „Unterwegs mit den Puritanern“ liegt der Schwerpunkt auf echter Anbetung. Oft sind unsere Gebete so schnell dahingesagt und wir beten nicht wirklich so, wie es Jesus der samaritischen Frau am Brunnen erklärt hatte. In diesen vier Andachten wollen wir belichten, was die Puritaner schon damals zur Anbetung Gottes sagten und predigten. Wir hoffen,
dass du viele wertvolle Gedanken und Anregungen durch diese Andachten bekommst und etwas für dich dazulernst zur wahren Gottesanbetung.
Wir wünschen Gottes reichen Segen beim Lesen!
Geistliche Musik
„Hanna aber antwortete und sprach: Nein, mein Herr, ich bin eine Frau von beschwertem Gemüt; Wein und starkes Getränk habe ich nicht getrunken, sondern ich habe mein Herz vor dem HERRN ausgeschüttet!“ (1.Sam. 1,15).
Aufdringliches Gebet ist Gebet, das Sicherheit erlangt, ein Gebet, das nicht eher ruht, bis es die Zusicherung hat, dass Gott es erhört hat. Gottlose Menschen beten und glauben, dass Gott sie erhört, aber Gott erhört sie nicht; ja, viele von Gottes lieben Kindern beten viele Male und werden nicht erhört. „… wie lange noch raucht dein Zorn beim Gebet deines Volkes“ (Ps. 80,5) – nicht nur gegen sie als Person, sondern auch gegen ihre Gebete. Wie also, denkst du, wird nun das Gebet derer, die in Sünde leben, aufgenommen? Sie beten, doch ihre Gebete lösen sich in Luft auf wie Wolken. Sie können beten und beten, erlangen aber nichts. „Denn siehe, er [Saulus] betet“ (Apg.
9,11), sprach die Stimme zu Ananias. Wie, hat er vorher nicht gebetet? Ja, er hat viele lange Gebete gesprochen, sonst hätte er nicht Pharisäer sein können. Doch jetzt betete er nicht nur, sondern er betete zu Gott, wie David es tat, der sein Herz zu Gott erhob, denn sonst hätte sein Herz nicht beten können … Unsere Herzen sind wie eine Glocke, die keine Musik macht, wenn sie auf dem Boden liegt
– erst muss man sie aufheben. Unsere Herzen sind nicht wie die Glocke von Rochea, die (so sagt man) von alleine läutet, sondern unsere Herzen müssen erhoben werden, sonst machen sie für die
Ohren Gottes keine schöne Musik. Wenn wir also beten und uns nicht bemühen, unser Herz heim zu Gott zu bringen, damit er unsere Gebete in Gnaden anhören mag, dann wird er sie wohl hören, aber
zu unserer Verdammnis, wie er das Gebet der Gottlosen hört. Wenn wir also beten, dann müssen wir von ganzem Herzen beten.
Unsere Herzen sind wie eine Glocke, die keine Musik macht, wenn sie auf dem Boden liegt.
Das Objekt unserer Liebe
„Dem HERRN, eurem Gott, sollt ihr nachfolgen und ihn fürchten und seine Gebote halten und seiner Stimme gehorchen und ihm dienen und ihm anhangen“ (5.Mos. 13,5).
Was wir lieben, verehren wir als unseren Gott. Denn Liebe ist ein Akt der Anbetung der Seele. Liebe und Anbetung sind manchmal dasselbe. Was jemand liebt, das verehrt er. Mehr als alles andere
geliebt zu werden, ist ein Akt der Anbetung, den der Herr als sein ausschließliches Recht beansprucht (s. 5.Mos. 6,5). Darin schloss der Herr alle Anbetung mit ein, welche vom Menschen gefordert wird
(s. Mt. 22,37). Andere Dinge können geliebt werden, er aber will über alles geliebt werden. Er muss übernatürlich und völlig geliebt werden und für das, was er ist; alle anderen Dinge müssen in ihm und
um seinetwillen geliebt werden. Er betrachtet uns als solche, die ihn überhaupt nicht anbeten und nicht als Gott anerkennen, wenn wir andere Dinge mehr oder genauso wie Gott lieben. Wer das
Vergnügen liebt, macht sein Vergnügen und seinen Bauch zu seinem Gott. Wer seine Güter und die Dinge dieser Welt mehr oder gleich wie Gott liebt, macht diese zu seinem Gott und betet ein
goldenes Kalb an … Wer sich selbst mehr liebt als Gott, vergöttert sich selbst. Liebe ist immer dann eine götzendienerische Zuneigung, wenn sie übertrieben und unmäßig ist.
Mehr als alles andere geliebt zu werden, ist ein Akt der Anbetung, den der Herr als sein ausschließliches Recht beansprucht.
Offenbarte Vernunft
„Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, in deinem Licht schauen wir das Licht“ (Ps. 36,10).
Die Religion unterscheidet den Menschen mehr vom Tier als der Verstand selbst. Denn manche rohen Tiere haben den Anschein von Verstand, aber nichts von der Religion. „Der Mensch ist ein der
Religion verfallenes Geschöpf.“ Das ist vielleicht eine genauso wahre Definition wie die, die allgemein anerkannt ist: „Der Mensch ist ein lebendiges, mit Vernunft begabtes Geschöpf.“ Irgendeine Gottheit
wird überall auf der ganzen Welt anerkannt, und wo auch immer eine Gottheit anerkannt wird, gibt es auch eine Form von Gottesdienst. Wenn man eine Versammlung aus reinen Philosophen einberufen würde, damit sie die Dinge der Religion besprechen, dann steht für mich außer Frage, dass sie einen Bann gegen den Atheismus aussprechen würden und einen weiteren gegen den Unglauben. Bei den Römern wurde jemand, der nur spärlich anbetete, fast als Atheist angesehen. Niemand als der wahre Gott kann enthüllen, wie die wahre Anbetung Gottes aussieht. Und wie dieses herrliche Auge des Himmels nur durch sein eigenes besonderes Licht gesehen werden kann – eine Million Fackeln können uns die Sonne nicht zeigen –, so kann alle natürliche Vernunft in der Welt weder aufdecken, wer Gott ist, noch welche Art von Anbetung er will, ohne dass er sich selbst
auf göttliche und übernatürliche Weise offenbart.
Alle natürliche Vernunft in der Welt kann weder aufdecken, wer Gott ist, noch welche Art von Anbetung er will.
Gott kennen
„Du wirst die Milch der Heiden saugen und dich an königlichen Brüsten nähren; so wirst du erfahren, dass ich, der HERR, dein Erretter bin und dein Erlöser, der Mächtige Jakobs“ (Jes. 60,16).
Ohne Erkenntnis Gottes kann ein Mensch sich nicht selbst erkennen. Die Erkenntnisse eines Menschen in natürlichen Dingen sind vorzügliche Erkenntnisse, aber sie sind nichts ohne die
Erkenntnis über sich selbst. Und selbst wenn ein Mensch alle Geheimnisse kennt – die Weite der Erde und die Tiefe der See –, sich aber selbst nicht kennt, so ist er einem Mann zu vergleichen, der
ein Haus ohne Fundament baut. Wegen dieses sündigen Stolzes, der natürlicherweise im Menschen steckt, kann kein Mensch ohne Erkenntnis Gottes sich selbst erkennen, denn wenn er auf sich selbst
sieht, hält er sich für so heilig, gerecht und rein, dass er Ungerechtigkeit für Gerechtigkeit und Unreinheit für Reinheit hält. Wenn er dann aber einmal das Angesicht Gottes sieht, dann erkennt er, dass seine eigene Gerechtigkeit Ungerechtigkeit ist, seine eigene Reinheit Unreinheit und seine eigene Rechtschaffenheit eine Torheit; deshalb ist es für einen Menschen grundlegend wichtig, Gott
zu kennen. Ohne dies kann ein Mensch Gott nicht richtig anbeten, was das Ziel seiner Erschaffung ist und wozu es viele Stellen in der Schrift gibt: „Kommt, lasst uns anbeten und uns beugen, lasst uns
niederfallen vor dem HERRN, unserem Schöpfer!“ (Ps. 95,6). „Er hat uns gemacht“ (Ps. 100,3). Die Anbetung Gottes wird auf der ersten Tafel geboten, und die Hauptsache auf der ersten Tafel ist die
Erkenntnis Gottes; folglich gibt es keine Anbetung Gottes, wo es keine Erkenntnis Gottes gibt. Deshalb verkündet er zuerst, wer er ist, damit der Mensch weiß, wie er ihn anbeten soll: „Ich bin der
HERR, dein Gott, der ich dich aus dem Land Ägypten, aus dem Haus der Knechtschaft, herausgeführt habe“ (2.Mos. 20,2). Und dies ist die Vorgehensweise, die David Salomo mitgegeben hat: „… erkenne
den Gott deines Vaters“, und dann, „diene ihm von ganzem Herzen und mit williger Seele“ (1.Chr. 28,9)!
Ohne Erkenntnis Gottes kann kein Mensch sich selbst erkennen.