Vers für Vers Kommentierung Sacharja 3

1 Und der HERR ließ mich den Hohenpriester Jeschua sehen, wie er vor dem Engel des HERRN stand; der Satan aber stand zu seiner Rechten, um ihn anzuklagen.

Bei dieser Begebenheit handelt es sich um eine Vision, die der Prophet Sacharja ca. im Jahre 515 v. Chr. sah. Sacharja wirkte zeitgleich mit dem Propheten Haggai. In der Vision handeln Jeschua, der Engel des Herrn sowie Satan. Bei dem HERRN handelt es sich um Gott, den Vater; hier mit dem Namen JAHWE, der Ewigseiende, benannt. Bei der ersten Person, Jeschua, handelt es sich um einen Zurückgekehrten aus Babel, der bereits Hoherpriester ist. Sein Name bedeutet „Der Herr ist Rettung“; im Griechischen steht dies für Jesus. Dieser steht vor dem Engel des HERRN. Diese Person ist außergewöhnlich und kommt über 60-mal im Alten Testament vor. Es handelt sich nicht um irgendeinen, sondern um „den Engel des Herrn“. Nach genauerem Forschen wird man feststellen müssen, dass es sich um die Person Jesu Christi handelt, der im alten Testament als Engel des Herrn auftritt. Es gibt viele Argumente, die zu diesem Ergebnis führen (siehe im Weiteren die Handlung des Engels in Vers 4). Als dritte Person tritt Satan hinzu – der Feind Gottes. Sein Ziel ist die Anklage des Hoherpriesters Jeschua. Satan ist, wie es Offenbarung 12,10 sagt, der Verkläger der Brüder; ein Verleumder, der nur gekommen ist, um zu stehlen, zu töten und zu verderben (Joh. 10,10). So steht Satan auch da, um Jeschua vor Gott anzuklagen! Wenn wir tiefer darüber nachdenken, fällt uns hierzu eine Parallele auf. Zu einer ähnlichen Situation wie bei Hiob, der nach Hiob 1,6 ff von Satan bei einer Zusammenkunft mit den Söhnen Gottes vor dem HERRN angeklagt werden soll.

2 Da sprach der HERR zum Satan: Der HERR schelte dich, du Satan; ja, der HERR schelte dich, er, der Jerusalem erwählt hat! Ist dieser nicht ein Brandscheit, das aus dem Feuer herausgerissen ist?

Gott scheltet Satan, weil Gott Jerusalem, und mit ihm auch das Volk Gottes erwählt hat! Der weitere Text in Vers 3 zeigt, dass die Anklage Satans auf Jeschuas unreine Kleider zielt. Im weiteren Sinn steht Jeschua für das ganze Volk Gottes. Gott macht jedoch klar, dass der Brandscheit (und damit ist Jeschua gemeint) trotz seiner Brandspuren ein gerettetes und damit auserwähltes Holzscheit ist. Bevor ein Brandscheit ein Brandscheit wird, ist es zunächst einmal ein Holzscheit. Es ist ein Holzscheit, der in das Feuer geraten ist und welches das Feuer bereits erfasst hat. Schnell sind erste Brandspuren zu sehen. Bevor der Holzscheit nunmehr vollständig ein Raub der Flammen wird, greift hier in diesem Fall Gott der HERR mit seiner Hand in das Feuer und rettet dieses! Dieses liebevolle und aufopfernde Verhalten Gottes, der uns – seine Kinder – niemals dem Raub der Flammen der Sünde und des Verderbens hingeben will, werden wir immer wieder im Verlauf der Heilsgeschichte sehen. Das haben auch viele Leser bereits an sich selbst erlebt, als Gott sie vom Abgrund des Todes auf den Weg des Lebens zurückführte. Doch bereits ca. 250 Jahre vor dieser Vision sprach Gott durch den Propheten Amos im Jahre 765 v. Chr. von einer ähnlichen Situation; siehe Amos 4,10-12.

3 Jeschua aber hatte unreine Kleider an und stand doch vor dem Engel.

Die Ursache dafür, dass Jeschua dieser Brandscheit ist, ist seine beschmutzte und verunreinigte Kleidung. Er steht in einem unwürdigen Zustand vor Jesus! Als Hoherpriester hat er das höchste Amt der alttestamentlichen Priesterdienste. Die hohepriesterliche Kleidung war sehr wertvoll, sie musste stets rein sein. Darauf hatte der Hoherpriester mit großer Sorgfalt zu achten. Worauf können wir uns berufen? Auf unseren Dienst? Auf unsere Erwählung? Auf unsere Wasser- oder Geistestaufe? Tragen nicht auch wir trotz unserer Rettung durch Jesus manchmal unreine Kleidung an uns? Jesaja beschreibt in Kapitel 64,5, dass unsere menschliche Gerechtigkeit in den Augen Gottes gesehen wird wie ein beschmutztes Kleid! Auch wir unterliegen manchmal der Sünde, der Augenlust, der Fleischeslust und des hochfertigen Lebens (1.Joh. 2,15-16). Auch wir stehen trotz eines Dienstes manchmal in unreinen Kleidern vor Gott und bedürfen der Reinigung. Ein besonderes Wort in diesem Vers macht Hoffnung; nämlich das kleine Wörtchen „doch“! Es will sagen, dass wir – wie auch Jeschua – trotz dieser Unreinheit unverdientermaßen immer wieder zu ihm kommen und vor ihm stehen dürfen.

4 Und er begann und sprach zu denen, die vor ihm standen: »Nehmt die unreinen Kleider von ihm weg!« Und zu ihm sprach er: »Siehe, ich habe deine Sünde von dir genommen und lasse dir Festkleider anziehen!

Mit Jeschua stehen noch seine Mitdiener vor dem Engel des HERRN. Sie bekommen die Aufgabe, Jeschuas unreine Kleidung von ihm wegzunehmen. Hier wird deutlich, dass der Engel des HERRN kein gewöhnlicher Engel, sondern Jesus ist! Kein Engel Gottes hat je Sünden wegnehmen und vergeben können. Auch hat sich kein Engel je gewagt, Anbetung anzunehmen (Offb. 19,10). Hier tritt der Engel als Fürsprecher auf, er nimmt die Sünde hinweg und verleiht Jeschua unverdientermaßen neue, reine Festkleider! Dies kann nur Jesus sein! Aus einer Lebensgeschichte von Jesus aus Markus 2,5-7 wissen wir, dass Jesus der Sohn Gottes ist, der Sünden vergeben kann. Keinem Engel stand ein solches Vorrecht zu. Die in diesem Vers beschriebene Situation erinnert sehr stark an den verlorenen Sohn aus Lukas 15,21-24. Auch er erhält trotz seines unwürdigen Wandels das Leben zurück sowie neue, reine Festgewänder.

5 Und ich habe geboten: Man setze einen reinen Kopfbund auf sein Haupt!« Da setzten sie den reinen Kopfbund auf sein Haupt und bekleideten ihn mit Gewändern, während der Engel des HERRN dabeistand.

Der Kopfbund, der Jeschua aufgesetzt werden soll, war eine Art Turban. Jeder Hoherpriester musste diesen Turban tragen. Rund um den Turban war eine goldene Platte mit einem Bändchen befestigt, auf welcher „Heilig dem Herrn“ zu lesen war. Das Anlegen des Kopfbundes und das Bekleidetwerden symbolisieren seine Weihung. Auch Jeschua wird nach seiner Reinigung mit diesem Kopfbund neu geweiht. So haben auch wir durch Gottes Gnade das unverdiente Vorrecht, uns vor dem Herrn immer wieder neu zu weihen.

6 Und der Engel des HERRN versicherte dem Jeschua [eindringlich] und sprach:

7 So spricht der HERR der Heerscharen: Wenn du in meinen Wegen wandeln und meinen Dienst eifrig versehen wirst, so sollst du auch mein Haus regieren und meine Vorhöfe hüten, und ich will dir Zutritt geben unter diesen, die hier stehen!

In der Folge versichert der Engel des Herrn, Jesus, dem Jeschua in einer indirekten Rede die Worte Gottes, des Vaters. Hier werden zwei der drei Personen der Gottheit deutlich voneinander abgegrenzt, nämlich der Vater und der Sohn! Gott gibt Jeschua eine gewaltige, auf die Zukunft bezogene Zusage! Die Zusage, dass derjenige, der in den Wegen Gottes wandelt, Zutritt erhalten wird, gilt auch heute für jeden in Christus Gläubigen! Damals wurde Jeschua unter seinen Mitgefährten ausgewählt, als Hoherpriester einzig und allein Zutritt zu erhalten zum Allerheiligsten, um dort seinen Dienst zu verrichten. Diesen Zugang hat im Gegensatz zu damals heute jeder Gläubige in Jesus Christus. Er darf nach Hebr. 4,16 freimütig hinzutreten zum Thron der Gnade, um Barmherzigkeit zu empfangen, Gnade zu finden und Hilfe zur rechten Zeit zu erfahren.

8 Höre doch, Jeschua, du Hoherpriester! Du und deine Gefährten, die vor dir sitzen, ja, ihr seid Männer, die als Zeichen dienen! Denn siehe, ich lasse meinen Knecht, Spross genannt, kommen.

Langsam wird deutlich, dass die Vision und die Handlung an
Jeschua und seinen Mitdienern nur ein Vorbote von dem ist, was noch kommen soll. Die Aussage „mein Knecht“ zeigt erneut das väterliche Verhältnis zwischen Gott, dem HERRN, und seinem Knecht. Denn bei dem zukünftigen Spross handelt es sich um Jesus. Nach Jesaja 11,1 wird nämlich ein Zweig hervorgehen aus dem Stumpf Isais und ein Schössling hervorbrechen aus seinen Wurzeln. Das Wort „Zweig“ wird in Sprüche 14,3 mit Rute übersetzt; das Wort Schössling (hebräisch „nezer“) ist sinnverwandt mit Spross (hebräisch „zemach“) und hängt mit dem neutestamentlichen Begriff „Nazarener“ zusammen. Gemeint ist der Messias aus Nazareth. Obwohl die königliche Linie Davids aufgrund Untreue verworfen und damit von einem weiteren Königtum abgeschnitten ist (siehe (Baum)stumpf Isais), wird Gott „auf Umwegen“ (nämlich seitlich durch einen neuen austreibenden Ast) den Messias als Knecht kommen lassen.

9 Denn siehe, der Stein, den ich vor Jeschua gelegt habe — auf den einen Stein sind sieben Augen gerichtet; siehe, ich grabe seine Inschrift ein, spricht der HERR der Heerscharen, und ich werde die Sünde dieses Landes an einem einzigen Tag entfernen!

An einem einzigen Tag wird der HERR der Heerscharen die Sünde des Landes wegnehmen. Als Jesus am Karfreitag auf Golgatha am Kreuz hing, waren die Augen Gottes auf seinen Sohn gerichtet. Es war dieser eine Tag, an dem Gott durch seinen Sohn Jesus, den verworfenen Eckstein, die Sünde des Landes auf sich nahm. Doch lässt der Text vermuten, dass sich die Wegnahme der Sünde an einem einzigen Tag auch noch zukünftig und zwar im tausendjährigen Reich wiederholen wird. Nicht durch das erneute Sterben am Kreuz, sondern durch einen Gnadenerweis Gottes an seinem zu Jesus bekehrten Überrest Israels.

10 An jenem Tag, spricht der HERR der Heerscharen, werdet ihr einander einladen unter den Weinstock und unter den Feigenbaum.

Dieser gewaltige Tag der Vergebung wird – wie bei dem verlorenen Sohn auch – zu großer Freude und Fröhlichkeit führen. Voller Dankbarkeit Gott gegenüber werden sich Nachbarn, Freunde und Fremde in ihre Weingärten und unter ihre Feigenbäume einladen und fröhlich sein.

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