Die wahrscheinlich einflussreichste Krankenschwester der Geschichte
Wenn man den Namen „Florence Nightingale“ hört, kommt einem sofort eine Krankenschwester in den Sinn.
Sie war wahrscheinlich die einflussreichste Krankenschwester der Geschichte.
Florence Nightingale revolutionierte den Beruf des Krankenpflegers und konzipierte das moderne Krankenhaus wie wir es heute kennen.
Wie konnte eine junge Frau es schaffen, solch einen Eindruck auf der ganzen Welt zu hinterlassen und dies in einer Zeit und Kultur, in der Frauen nur gesehen, aber nicht gehört wurden?
1820 in Florence geboren, wurde sie in einer wohlhabenden Familie groß. Obwohl es nicht üblich war, bekam sie dank ihrem Vater eine gründliche Bildung. Sie war sehr intelligent und passte sich nicht dem damals vorgegebenen Schema für den Lebenslauf einer Frau an.
Der Grund dafür war, dass sie mit 17 Jahren klar und deutlich den Ruf Gottes hörte, der sie in den Dienst berief. Sie wusste nicht, wie dieser aussehen sollte und war sehr beunruhigt, da sie im Luxus lebte, was sie mit dem Dienst für Gott nicht vereinbaren konnte. Sie wusste, dass sie berufen war, aber noch nicht, für was.
Im Dienst für die Armen
Sie entschied sich, bis ihr ihre genaue Berufung klar würde, den Wohlstand ihrer Familie zu nutzen, um armen Menschen Essens-Pakete zu bringen sowie sie mit Medikamenten und Decken im Winter zu versorgen.
Ihre Eltern begannen, sich Sorgen um sie zu machen, weil sie nur noch von Armen und Kranken sprach, anstatt nach einem Mann Ausschau zu halten, zu heiraten und Kinder zu bekommen.
Jeden potentiellen Kandidaten überflutete sie mit Geschichten über Armut und Krankheit, welche sie gesehen hatte und wurde deshalb jedes Mal als zu anstrengend und einfältig eingestuft. Als sich dann doch ein Mann fand, der sie heiraten wollte, sagte sie ab, weil ihr Herz bei den Armen und Kranken war und sie die Vision bekam, ein Krankenhaus zu eröffnen.
Ihre Eltern waren sehr schockiert. Krankenhäuser waren zu dieser Zeit eklig und stinkig, Krankenpfleger hatten den Ruf, dreckige Alkoholiker zu sein und außerdem waren Krankenschwester dafür bekannt, recht unmoralisch zu leben.
Florence schreckte das alles nicht zurück. Endlich überzeugte sie ihren Vater, ihr eine 3-monatige Ausbildung in Deutschland zur Krankenschwester zu bezahlen. Nach 3 Monaten kehrte sie als ausgebildete Krankenschwester zurück nach England. Sie begann, Notizbücher mit den Problemen, die sie in den damaligen Krankenhäusern sah, zu füllen und Lösungen aufzuschreiben.
Revolution in den Krankenhäusern
Als der Krimkrieg ausbrach, hatten die Soldaten in den englischen Krankenhäusern so gut wie keine Überlebenschance. Der Mann, den sie damals fast geheiratet hatte, wurde während dem Krieg zum Verteidigungsminister ernannt. Als die Todesrate in englischen Krankenhäusern ihn erreichte, schuf er eine neue Position: Das Amt für Pflege und Krankenhäuser. Als er diesen Posten besetzen wollte, fiel ihm nur eine Person ein: die Frau, die er heiraten wollte, deren Herz aber den Kranken gehörte. Florence Nightingale. Florence erste Aufgabe war es, in die Türkei zu reisen und dort die Kriegskrankenhäuser zu organisieren.
Als sie mit ihrem Team ankam, fand sie schlimme Zustände vor: verschimmeltes Essen, knappe Wasserreserven, überall Dreck, überfüllte Zimmer, keine Toiletten, keine Bettwäsche, keine OP-Tische, keine ausreichende Medizin. Sogar die Krankenschwestern wohnten in überfüllten Zimmern.
Trotz Gegenwind aus den eigenen Reihen veränderte Florence Nightingale ziemlich schnell die Strukturen, die Abläufe, die Hygiene und die Einstellung der Mitarbeiter gegenüber den Patienten. Sie brachte diese Prinzipien zurück nach England, die später in allen Krankenhäusern Englands, Europas und der ganzen Welt bis heute umgesetzt werden.
Das Licht im Dunkel
Sie ging mit gutem Beispiel voran und wechselte noch spät in der Nacht mit der Lampe in der Hand den Verletzten die Binden und linderte ihre Schmerzen. So kam sie zu ihrem Spitznamen: „Lady with the Lamp“.
Und das war sie nicht nur für die Patienten, welche sie versorgte, sondern auch viel mehr für die ganze Gesellschaft; sie brachte Licht ein in einen Teil der Gesellschaft, der so vernachlässigt worden ist.
Die Kranken, besonders arme Kranke, wollte man nicht sehen oder wahrnehmen. Man wusste, dass sie existierten. Vielleicht wurden sie sogar bei den Gesprächen erwähnt, die während den luxuriösen Abendessen in den edlen Esszimmern der schönen Häuser in den teuren Gebieten stattfanden, ganz weit weg von dem Gestank und Dreck der Krankenhäuser und Straßen … aber keiner wollte sich die Hände schmutzig machen. Niemand wollte in den Stunk und Dreck hineingreifen, bis Gott Florence mit ihrer Lampe in diese Dunkelheit berief.
Ist die Liebe Christi auch in uns?
Uns Christen stellt sich die Frage, ob in unseren Kreisen nicht eine ähnliche Gleichgültigkeit herrscht, ob wir nicht ebenso unsere Augen verschließen und unsere Gesichter wegdrehen … natürlich werden die „Sünder“, die Obdachlosen und Verlorenen immer wieder in unseren Gottesdiensten erwähnt, zu denen wir mit unseren teuren Autos fahren und die wir in teuren Gebäuden feiern, schön abgelegen, weit weg von dem Schmutz und Stank dieser Welt, oft in den Industriegebieten, dass uns ja keiner stört oder sich zu uns verläuft.
Wie oft schauen wir diejenigen schief an, die den Ruf Gottes erkennen und einen Unterschied machen wollen? Wir denken uns: „Er oder sie hat doch keine Ahnung von dem, wie es wirklich ist“. Wir verstehen unter „Mission“ etwas, das weit weg liegt, wo ich mal für zwei Wochen hingehen kann, sei es nach Afrika oder nach Indien, wo ich ein bisschen was verteilen und ein paar coole Insta-Fotos (#MissionaryLife) machen kann, die ich nach Hause nehme … zurück in die Komfortzone.
Ist das wirklich der Jesus, den wir kennengelernt haben? Würde nicht Jesus vielmehr einen Bogen um unsere luxuriösen Häuser machen und sich in die dunklen Ecken unserer Städte begeben? Würde er nicht die Kranken suchen, würde er nicht lieber die Hände und Schuhsohlen schmutzig machen, um auch nur einen Verlorenen zu finden? Würde er sich nicht direkt auf den Boden neben einen Obdachlosen setzen? Würde er nicht sagen, die Gesunden brauchen keinen Arzt, sondern die Kranken? Würde er nicht lieber Licht in die dunklen Ecken bringen? Natürlich würde er das, denn er selbst ist das Licht.
Florence Nightingale als Vorbild
In diesem Aspekt war Florence Nightingale Jesus so ähnlich. Mit ihrem Gehorsam gegenüber dem Ruf Gottes hat sie die Welt der Medizin verändert. Sie arbeitete bekanntermaßen 20 von 24 Stunden am Tag und opferte sich für die Verlorenen, Vergessenen, Unpopulären und Unerwünschten dieser Welt auf.
Jean Henri Dunant sagte:
„Obwohl man mir die Gründung des Roten Kreuzes zuschreibt … ist es eine englische Frau, der diese Ehre gebührt. Florence Nightingale.“
Es benötigt nicht viel, um die Welt zu verändern. Manchmal reicht es, ein 17-jähriger Jugendlicher zu sein, der dem Ruf Gottes gehorsam ist und sich dafür entscheidet, sein Leben voll und ganz dem Dienst für Gott zu widmen. Manchmal reicht es, Menschen in der Not zu sehen, anzuhalten und mit einer kleinen Hilfe anzufangen.
ursprünglich erschienen im REACH Magazin „Good News“ 2021