Francis Asbury

Gereist, um zu retten

Was bist du bereit, zu geben, um das Leben eines anderen Menschen zu retten?

In einer Zeit, wo Bequemlichkeit, Komfort und Menschenfurcht unsere größten Hindernisse sind, um unerschrocken für die Wahrheit einzutreten, sind es Menschen wie Francis Asbury, deren Beispiele uns unsere eigene Lauheit vor Augen führen.

Er war ein Mann, der eine ganze Nation geprägt hatte. Seine Liebe zu Jesus und zu den Menschen ließ ihn Zeit seines Lebens über 400.000 km zu Pferd reisen, über 17.000 Predigten halten und vor Präsidenten sowie Sklaven stehen.

Dabei war er keineswegs unter privilegierten Umständen aufgewachsen. 1745 wurde er in Hamstead Bridge als zweites Kind von Joseph und Elizabeth Asbury geboren. Durch den Tod seiner älteren Schwester Sarah waren seine Eltern Methodisten geworden. Sein Elternhaus hatte einen großen Einfluss auf ihn, besonders Elizabeth war für Francis ein eindrückliches Vorbild. Ihr Haus war Zentrum für Bibelstunden, Andachten, Frauentreffs und reisende Prediger. In einer Zeit, in der die Methodisten bei einem Großteil der englischen Bevölkerung zutiefst verachtet wurden, war es für die Familie nicht leicht, ihrem Glauben treu zu bleiben. Da er in der Schule von den Lehrern geschlagen und von den Mitschülern gehänselt wurde, begann Francis bereits mit zehn Jahren zu arbeiten.

Als er dreizehn Jahre alt war, wurde er durch die Predigt von Alexander Mather vom Heiligen Geist berührt, sodass er seiner eigenen Schuldhaftigkeit bewusst wurde und Heiligung erlebte. Mather predigte im Kontrast zu vielen anderen Geistlichen seiner Zeit frei und sprach, was der Heilige Geist ihm aufs Herz legte. Diese Art übernahm auch Francis und prägte damit seine späteren Anhänger. Bereits mit 15 Jahren begann er, selbst zu predigen und versuchte, durch einfache Worte die Botschaft vom Kreuz weiterzugeben.

In seiner Jugendzeit konzentrierte er sich ganz darauf, seine geistliche Entwicklung zu fördern und besuchte zusammen mit Gleichgesinnten jeden Sonntag vier Gottesdienste in zwei unterschiedlichen Gemeinden. Seine Mutter weckte ihn jeden Morgen um vier Uhr, sodass er nach getaner Arbeit in der Schmiede noch Zeit für die Andachten und Gebetsversammlungen hatte.

Als Jugendlicher predigte er bereits mehrmals die Woche, wann immer er gebeten wurde. Bei all diesem Engagement ist anzunehmen, dass Francis ein außergewöhnlich begabter Prediger war, doch tatsächlich schreibt er über sich: „Ich frage mich manchmal, warum irgendjemand sich die Zeit nimmt, mir zuzuhören, aber der Herr verbirgt meine Schwachheit durch seine Kraft.“

1771 fand in Bristol eine Konferenz statt, die den Auftakt zu einem entscheidenden Wendepunkt in seinem Leben darstellte. Von der Kanzel ging der Ruf nach Freiwilligen aus, die bereit wären, ihren Brüdern und Schwestern in den Kolonien das Evangelium zu bringen. Asbury fühlte eine innere Berufung und nahm Abschied von seinen geliebten Eltern, die er Zeit seines Lebens nicht mehr sehen sollte.

Die Reise nach Amerika war sehr beschwerlich. Doch trotz aller Strapazen verkündigte er täglich das Wort Gottes an Deck, selbst wenn er sich bei stürmischer See an einen Mast binden musste, um nicht von Bord zu fallen.

Nach seiner Ankunft in Amerika wurde er einem Bezirk in Philadelphia zugeteilt. Seine Predigtarbeiten in der Stadt konnten ihn jedoch nicht ganz erfüllen. Bald schon quälte ihn der Gedanke: 

„Wie steht es mit der Evangelisation auf dem Land und unter denen, die am Rande der Gesellschaft stehen?“

Diese Frage trieb ihn hinaus in die Dörfer ringsherum. Er fand eine Familie, die ihn aufnahm, predigte dort, betete mit ihnen und hinterließ eine neue kleine methodistische Gemeinschaft. Dieses Vorgehen behielt er auch in den 40 Jahren seines Dienstes als Reiseprediger bei.

Die ersten zehn Jahre in Amerika waren allerdings von keinem durchschlagenden Erfolg gekrönt. Probleme innerhalb der streng hierarchischen, methodistischen Leitung und der anbahnende Unabhängigkeitskrieg verhinderten eine effektive Arbeit.

Die feindliche Einstellung der Kolonisten führte zu einem Rückzug der methodistischen Prediger nach England, auch Asbury wurde zur Rückreise aufgefordert. Doch seine Liebe zu dem Land und zu den Menschen war zu groß, als dass er jetzt gehen konnte. Er blieb als einer der wenigen Engländer in dem vom Bürgerkrieg aufgewühlten Land zurück.

Doch seine einsame Situation ließ ihn nach kurzer Zeit in eine tiefe Melancholie fallen. Er fühlte sich allein gelassen und litt unter der ständigen Gefahr, misshandelt oder sogar getötet zu werden. Zuflucht fand er schließlich im Haus von Thomas White, wo er 18 Monate zurückgezogen lebte und sich seinen Studien widmete. Über diese Zeit schrieb er: „Ich bin früher der Meinung gewesen, dass es für mich wie der Tod sein würde, wenn ich das Wort Gottes nicht mehr verkündigen könnte, aber nun bin ich in einer gewissen Weise ganz zufrieden. Es scheint mir der Wille Gottes zu sein, dass ich eine Zeit lang schweige, um mich darauf vorzubereiten, nach dieser Zeit umso nützlicher für das Reich Gottes sein zu können.“

Und so kam es auch, nach Beendigung des Unabhängigkeitskrieges hatte sich der Methodismus trotz aller Anfeindungen ausgebreitet und Asbury wurde zum ersten Bischof der „Methodist Episcopal Church“ gewählt. 

Diese neue Position nutzte er nun, um seinen Wunsch nach einer ausgedehnten Evangelisation umzusetzen. Er reiste im ganzen Land bis in die abgelegensten Gebiete umher und segnete dort fähige Männer ein, um neu entstandene Gemeinschaften weiter zu betreuen und die Evangelisation in angrenzenden Gebieten fortzusetzen.

Er selbst lebte ganz im Sinne der methodistischen Lehre und besaß kaum das Nötige, um für sich und sein Pferd Nahrung und Obdach zu erhalten. Das Leben eines Wanderpredigers zu diesen Zeiten war extrem gefährlich. Neben den schwierigen Witterungsverhältnissen, im Sturm, bei Schnee oder in der gleißenden Sonne, drohten ihnen auf dem Weg die Gefahr, von wilden Tieren angegriffen oder von Indianern überfallen zu werden. Die Männer, die sich zu einem solchen Dienst entschieden, wurden oft nicht älter als 33 Jahre. Sie waren für einen Bezirk von einem Ausmaß von 300 – 800 km verantwortlich und predigten an jedem Ort alle zwei bis sechs Wochen. Ihr Gehalt reichte kaum aus, um den täglichen Bedarf zu decken. Ein bekanntes Sprichwort bei Schlechtwetter besagte: „Heute ist niemand draußen, nur ein paar Krähen und Methodistenprediger.“

Und doch waren sie es, die ein Einigkeitsgefühl in der gesamten Nation hervorriefen. Francis war ein wandelndes Informations- und Nachrichtenzentrum. Ein Brief mit der Aufschrift: „Bischof Francis Asbury“ fand in jedem Fall einen Weg zu ihm. Er bereiste jeden Staat mindestens einmal im Jahr und war damit der am weit gereistete Mann zu seiner Zeit. Was seine Botschaft besonders anziehend machte war die Liebe Christi,  die er allen Menschen unabhängig von Rasse, Nationalität oder Stand nahe brachte. Für ihn war die Gleichheit aller Menschen eine göttliche Ordnung. Ganz im Sinne des Hirten, der für ein einzelnes Schaf die Herde verlässt, war Asbury sich nie zu schade, eine beschwerliche Reise zu unternehmen, auch wenn ihn nur eine kleine Gruppe von drei oder vier Personen erwartete. 

„Keine Familie war zu arm, kein Haus zu schmutzig, kein Städtchen zu abgelegen und kein Mensch zu dumm, um die frohe Botschaft zu empfangen, dass es ein besseres Leben gibt“.

Dieses harte Leben ließ deutliche Spuren an seinem Körper zurück. Er alterte vorzeitig und hatte oft entzündete Füße, Zähne und andere Krankheiten. Laufen konnte er kaum mehr, vor seinem Tod bewegte er sich nur noch mit Krücken vorwärts. Manchmal musste man ihn an sein Pferd festbinden, um zu gewährleisten, dass er unterwegs nicht vor Schwachheit herunterfiel. Und doch waren alle diese Schmerzen nichts im Gegensatz zu seiner Liebe, die er zu den Menschen besaß. Getrieben von einem heiligen Eifer war er bis zur letzten Minute seines Lebens unterwegs, um Menschen die Botschaft des Reiches Gottes zu verkündigen. Ein Biograf schrieb nach seinem Tod folgende Worte über ihn:

„Als er nach Amerika kam, mietete er sich weder ein Haus noch ein möbliertes Zimmer und traf keinerlei Vorkehrungen, irgendwo sesshaft zu werden, sondern machte sich schlicht und einfach auf einen sehr langen Weg, auf dem er 45 Jahre später noch immer unterwegs war, als der Tod schließlich auch ihn ereilte.“

Er starb am Sonntag, dem 31. März 1816, im Alter von 71 Jahren. 

Sein Grundsatz, nach dem er wirkte, ist auch für uns eine lehrreiche Lektion:

„Wir sollten so arbeiten, als würden wir durch unsere Werke errettet; und uns so auf Christus verlassen, als täten wir keinerlei Werke.“

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