Direkte Christenverfolgung hat aus unserer in Deutschland aufgewachsenen Generation bisher so gut wie niemand erleben müssen. Jedoch gibt es unter unseren Vorfahren Personen, die auch schwere Zeiten der Unterdrückung durchstehen mussten und uns mit ihrer Lebensweise ein Beispiel für ein von Gott geführtes Leben geben. Aus diesem Anlass möchten wir über Peter Janzen berichten.
Peter wurde am 11.05.1921 in der Ukraine in Saporoschje geboren. Er wuchs in einer wohlhabenden Familie auf, doch sein Leben änderte sich schlagartig, als im Alter von 15 Jahren sein Vater und seine älteren Brüder nach Sibirien deportiert wurden. Er sah sie seither nie wieder. Von da an musste er schnell erwachsen werden. Auch die finanzielle Sicherheit wurde der Familie damit genommen und sie zogen in ein kleines, ärmeres Dorf. Hier beendete er die Schule mit acht Klassen. Zur damaligen Zeit besuchte die Familie eine mennonitische Gemeinde, jedoch hatte Peter sich noch nicht fest für Gott entschieden.
Der Krieg verändert
Ein wichtiger Einschnitt in seinem Leben ergab sich mit der Einberufung ins Militär bei Kriegsausbruch 1941. Schnell wurde klar, dass die deutschstämmigen Soldaten schikaniert und nach Sibirien getrieben wurden. Einmal versuchte Peter mit zwei Kameraden nach Hause zu fliehen, doch sie wurden erwischt und zum Erschießen verurteilt. In diesem aussichtslosen Moment betete Peter folgende Worte: „Gott, wenn es dich gibt, dann rette mich aus dieser Situation und lass mich am Leben, dann will ich dir dienen.“ Und Gott erhörte dieses Gebet, denn nach Schichtwechsel ließ der neue Verantwortliche das Urteil überraschend fallen.
Dreimal erlebte Peter so eine lebensbedrohliche Situation, in der er Gott ein Versprechen gab. Doch zweimal nahm er es auf die leichte Schulter und tat Gottes Erhörung als Zufall ab. Beim letzten Mal verhungerte er beinahe im Arbeitslager. Aufwundersame Weise sorgte Gott dafür, dass Ärzte noch rechtzeitig ins Lager kamen und ihn versorgten. Nach diesem Erlebnisentschied er sich endgültig für Gott. Von diesem neugewonnen Glauben ließ er bis zum Schluss nicht ab.
Der Glaube reift
Nach dem Krieg ließ Peter sich in Tschelabinsk nieder. Dort lag ihm die Evangelisation sehr am Herzen. Wenn er sah, dass er die Möglichkeit hatte auf einer Beerdigung ein paar Worte an die Trauernden zu richten, nutzte er die Möglichkeit, Gottes Wort zu verkünden. Zu dieser Zeit lebte Peter alleine, da er nicht wusste, wo sich seine Familie befand.
Seine Verbindung zu Gott wurde immer stärker. Sie reichte sogar so weit, dass Gott ihm einmal einen Tagesablauf vollständig offenbarte, der sich daraufhin genau so zugetragen hatte, wie von Gott angekündigt. Der Herr stärkte mit dieser Art und Weise Peters Glauben und zeigte ihm, dass Er sein Leben in der Hand hält. Sehr oft zeigte Gott ihm seinen Willen ganz konkret durch Offenbarungen.
In Leninabad heiratete Peter 1952 seine Frau Lydia. Diese lernte er bei dem dort gebildeten Hauskreis, bestehend aus Gläubigen verschiedener Konfessionen, kennen und lieben. Für den Hauskreis wurde Peter als Ältester eingesegnet.
Über den Heiligen Geist hatten sie damals keine Erkenntnis. Erst als eine junge Besucherin des Hauskreises dort in Zungensprache redete, forschten sie in der Bibel nach dem Heiligen Geist und erkannten, dass dieser unbedingt notwendig ist und dass sie für die Zungensprache beten müssen.
Standhaft in der Verfolgung
Peter betreute noch drei weitere kleine Gemeinden und fuhr dort immer wieder hin, um dort das Abendmahl zu halten.
Der KGB bereitete ihnen immer wieder große Sorgen. Die Repression aufgrund des Glaubens der Familie reichte so weit, dass Peter verurteilt wurde und der KGB ihr gesamtes Hab und Gut konvertierte. Sie durchsuchten das ganze Haus und nahmen die wenigen wertvollen Gegenstände mit. So auch die Nähmaschine, die für die Familie sehr notwendig war, da Lydia die Kleidung selbst nähte. Auch enorme Lohnkürzungen musste Peter hinnehmen und irgendwann wurde er auf Schritt und Tritt überwacht. Die Familie musste sehr viel einstecken. Zudem kam es in der Gemeinde immer wieder zu verschiedenen Vorfällen: So gaben sich zwei Spitzel des KGB als gottsuchende Menschen ausund schlichen sich in die Gemeinde ein. Doch Gott offenbarte Peter diesen Schwindel und die Männer konnten enttarnt werden und verschwanden.
Besonders in der Zeit von 1975-1977 waren die Verfolgungen gegenüber den Gläubigen sehr stark und die Behörden störten die Gottesdienste. Der Gemeindeälteste Peter wurde dabei einmal während eines Gebets am Kragen gezogen und aufgefordert, mit dem Beten aufzuhören. Doch von Gott gestärkt beendete Peter das Gebet ohne Rücksicht auf die Störer. Die Versammelten wurden aufgeschrieben und die kostbaren, selbstgeschriebenen Liederbücher sowie etliche Bibeln weggenommen.
Ein Leben mit Gott
Mit drei Söhnen und zwei Töchtern wanderten Peter und Lydia Janzen dann nach Erhalt der langersehnten Erlaubnis nach Deutschland aus und wurden in Speyer ansässig. Auch diesen Weg hatte Gott für sie vorgesehen. Peter war ein überzeugter Christ ohne Zweifel, er stand mit beiden Füßen fest im Glauben. In der Gemeinde Speyer predigte er in den Gottesdiensten. Immer wieder fragte Peter bei der Polizei um Erlaubnis, evangelisieren zu dürfen und nachdem er die Zustimmung bekam, evangelisierte er in Speyer auf dem Königsplatz. Sein Herz brannte für die Evangelisation der Ungläubigen.
Am 30.09.1990 ging Peter in die Ewigkeit zum Herrn über.