Glaubensvorbilder #5 – Alexander Konradi

Ohne Vater aufwachsen, da dieser nach Sibirien verschleppt wurde. Eine hungrige und kalte Kindheit. Verfolgungen, Schikane und Haft aufgrund des Glaubens und der Herkunft. Bloßstellungen durch den KGB. Hausdurchsuchungen.

Das sind Lebensumstände, die uns heutzutage vollkommen fremd sind. Doch handelt es sich hier um Umstände, die einige unserer Eltern beziehungsweise Großeltern durchleben mussten. So auch der Bischof Alexander Konradi, der trotz dieser beschwerlichen Lebensabschnitte Gott bis zum Tod treu blieb. Außerdem oder gerade wegen diesen schwierigen Zeiten schöpfte er Kraft und Willen, um anderen Menschen in ihrer Not und ihrem Leid zu helfen.

Im Kindesalter musste Alexander bereits lernen, was es heißt, Hunger zu leiden. Die Vorräte waren so knapp, dass seine Großmutter und sein kleiner Bruder nicht überlebten. Armut war ihm kein Fremdwort. Die Schule konnte er nur abwechselnd mit seiner Schwester besuchen, da sie sich die Stiefel und die Jacke teilen mussten. Bereits mit 13 Jahren begann Alexander zu arbeiten, um seine Mutter zu unterstützen. Trotz dieser Entbehrungen zeigte er sich kämpferisch.

„Ich werde dich retten!“

Während Alexander in seinen jungen Jahren Gott nicht direkt suchte, betete seine Mutter als gläubige Lutheranerin viel für ihren Jungen. So offenbarte Gott sich ihm eines Tages in einer Vision: „Ich befand mich in einem Gewitter. Es blitzte und donnerte gewaltig. Schwarze Wolken verfolgten mich. Ich bekam schreckliche Angst und fing an zu laufen – doch wohin? Ich fand keinen Ausweg. Verzweifelt fiel ich auf die Knie und schrie: ,Herr, rette mich!‘. Da verstummte das Gewitter augenblicklich. Auf einer weißen Wolke sah ich plötzlich Jesus Christus, wie Er Seine Arme ausbreitete. Er sagte: ,Ich werde dich retten!‘“.

Nach diesem Wendepunkt brannte Alexanders Herz für Gott. Wo auch immer er sich dann befand, sang oder erzählter er unablässig von Jesus.

Fünf Jahre Haft – unnachgiebige Treue 

Doch die offene Auslebung des Glaubens brachte auch Gefahren mit sich, da die Christenverfolgung in der Sowjetunion zur damaligen Zeit stark ausgeprägt war. Versammlungen wurden verboten und Christen schikaniert. Vor allem zu seiner Zeit als Pastor wurde Bruder Alexander häufig zum Verhör vorgeladen. So wurde er auch 1963 zur Staatsanwaltschaft bestellt. In den Verfahren, in denen Christen wegen ihres Glaubens beschuldigt wurden, ging es alles andere als gerecht zu. Bruder Alexander wurde so zu fünf Jahren Freiheitsstrafe sowie Konfiszierung seines Eigentums verurteilt. Ein hartes Urteil, welches das Ehepaar Konradi tapfer annahm und in Gottes Hände legte. Dennoch war die Gefangenschaft schwer zu ertragen: Zwecklose Arbeiten und ständige Verhöre mit dem KGB standen regelmäßig auf dem Programm. Die Beamten wollten den Glauben dieses Christen, den sie für naiv und jung hielten, brechen. Doch Bruder Alexander schlug sie mit ihren eigenen Waffen. In der Gefängnisbibliothek nutzte er die wenige freie Zeit, um Werke von Lenin und Marx intensiv zu lesen und sich den Inhalt einzuprägen. In Diskussionen konnte er dann frei auf die Werke des Marxismus verweisen und die gedanklichen Widersprüche der Schöpfer dieser Ideologie aufdecken.

Durch sein gerechtes und hilfsbereites Wesen erlangte Alexander schnell die Anerkennung bei den anderen Häftlingen, die sich alle mit ihm freuten, als der Tag der Entlassung näher rückte. Dieser Tag war besonders emotional, da Alexander von seiner geliebten und ihn immer unterstützenden Frau Frieda sowie der fünfjährigen Tochter Larissa empfangen wurde. Die kleine Larissa war kurz nach seiner Inhaftierung auf die Welt gekommen.

Im selben Gefängnis, in dem er fünf Jahre verbrachte, durfte er viele Jahre später als freier Mann evangelisieren.

Die Untergrund-Druckerei

Familie Konradi ließ sich nach der Haft in Makinsk nieder, wo Alexander zum Pastor eingesegnet wurde.  Aufgrund des Mangels an geistlicher Literatur in Mittelasien, nahm der Pastor sich eines neuen, streng geheimen Projekts an, von welchem zu Beginn nicht einmal seine Frau und Kinder wissen durften. In einer geheimen Druckerei wurde das kostbare Wort Gottes gedruckt und gebunden, um anschließend an Christen weiterverbreitet zu werden, die keinen Zugang dazu hatten. Gearbeitet wurde, aufgrund der Gefahr entdeckt zu werden, meist nachts. 

Neues Land, neue Möglichkeiten

Als sich Ende der Achtziger Jahren das politische Klima änderte und das Ausreisen nach Deutschland möglich wurde, wanderte Alexander mitsamt seiner Familie nach Deutschland aus.

Erinnerungen an die schwer verlebten Jahre in der Sowjetunion entfachten in der Seele von Bischof Alexander Konradi ein großes Verlangen danach, eine Wohltätigkeitsorganisation zu gründen. Der Wohlstand und der hohe Lebensstandard in Deutschland interessierten ihn nicht. Doch die Möglichkeit, von Deutschland aus helfen zu können, faszinierte ihn sehr. 1989 erfolgte auf einer bundesweiten Brüderversammlung die Zustimmung zur Gründung des Missionswerkes CDH Stephanus e.V. 

Bischof Alexander Konradi fungierte hierbei als 1.Vorsitzender. Angefangen hatten die Gründer quasi mit nichts, ihnen stand lediglich ein kleiner Raum und ein Kleintransporter zur Verfügung. Durch Gottes Führung und die völlig selbstlose Hingabe der Mitarbeiter konnte sich das Hilfswerk bis heute zu Gottes Ehren um ein Vielfaches weiterentwickeln.

Bis zu seinem Tod lag die Mission Alexander sehr stark am Herzen. Er opferte viel Zeit und Kraft, oft bis spät in die Nacht, für den Dienst. Er war überzeugt davon, dass die Mission fest mit dem christlichen Glauben an Gott verankert ist. 

Jesu Beispiel zu folgen und dem Nächsten zu dienen, das war eine seiner Prinzipien und eine Eigenschaft, die sich jeder Christ aneignen sollte. Wir alle haben die Möglichkeit anzupacken und anderen in ihrer Not zu helfen.

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