Hugo Janzen

Glaubensvorbilder: Hugo Janzen

Kindheit in Zentralasien  

Hugo Janzen wurde am 6. April 1940 in Rot-Front (auch genannt „Bergtal“) in Kirgistan geboren und wuchs in einer christlichen Familie auf. Alle Kinder der Familie Janzen ehrten Gott von klein auf nach dem Vorbild ihrer Eltern. Auch wenn die Familie in bescheidenen Verhältnissen lebte, diente sie Gott aufrichtig und unterstützte andere Geschwister in Not. Die schwierigen Lebensumstände verschlimmerten sich noch mehr, als sein Großvater mit seinen Söhnen (darunter auch Hugo´s Vater Franz Janzen) in ein Arbeitslager geschickt wurde. Als sein Vater zurückkam, zog die Familie in die Stadt Frunse (heutige Bischkek), wo Hugo die 7. Klasse abschloss und später eine Arbeitsstelle für Baumaterial bekam. 

Hugo erinnert sich: „Ich hatte das Glück in meinen ersten Schuljahren (1948 – 1950), den Unterricht in der Schule von den Brüdern Nikolaj und Andrej zu besuchen. Sie und ihre Frauen dienten uns in allen Dingen immer als ein gutes Vorbild in der Frömmigkeit. Ich war traurig, als die beiden wegziehen mussten, denn viel mehr als ihren Unterricht liebte ich es, ihren Predigten zuzuhören im Sonntagsgottesdienst, welchen wir versuchten, immer zu besuchen.“ 

1958 zog Hugo gemeinsam mit seinen Eltern weiter in die Stadt „Nakhodka“, in der sich viele Christen versammelt hatten. Hugo gefielen die Jugendgottesdienste in dieser Stadt und ein Jahr später (1959) schloss er den Bund mit Gott. Während einer Jugendstunde sprach der Herr durch ein Gefäß zu ihm: „Mein Sohn! Es kommt die Zeit, wo ich dich prüfen werde. Prüfen und nochmal prüfen werde!“ Als er diese Worte hörte, kam eine große Ehrfurcht über ihn und so betete er noch stärker: „Gott, Allmächtiger und Allessehender! Wer bin ich, dass du mich kennst? Stärke mich, damit ich standhaft bleiben kann während deiner Prüfungen.“ 

Gott hörte sein aufrichtiges Gebet und begegnete ihm mit einem tröstenden Wort: „Mein Sohn, dein Platz ist in meinem Volk!“ Diese Worte erquickten sein Herz und er pries Gott noch stärker.

Erste Prüfungen  

Nachdem Hugo im darauffolgenden Jahr die Gesundheitsüberprüfung beim Arzt durchging, wurde er in die Militärregistrierungsstelle für Wehrpflichtige geschickt. Der Grund dafür war, dass er angab, kein Mitglied des kommunistischen Jugendverbands zu sein und an Gott zu glauben. Vor dem Gremium kam es zu folgenden Fragen:  

 „Warum bist du gläubig? Wieso nimmst du keine Waffe in deine Hände? Warum bist du Mitglied einer Sekte? Wer sind eure Diener? Mit wem gehst du zum Gottesdienst?“  

Hugo war auf so ein Gespräch nicht vorbereitet, doch Gott gab ihm die Kraft, die Befragung durchzustehen und nicht einzuknicken. Als die Männer dies bemerkten, drohten sie ihm: „Wir werden dich erschießen.“ 

„Erschießt mich – hier und jetzt auf der Stelle, ohne Zeugen, denn ich stehe hier alleine vor euch.“ Fest und entschieden sagte er diese Worte, während er den Männern in die Augen sah. Hugo war entschlossen, keine Waffe in die Hände zu nehmen und keinen Schwur zu leisten. 

So begann der Prozess gegen ihn vor der Staatsanwaltschaft. Die Parteiangehörigen und der Geheimdienst legten große Mühe daran, aus dieser Gerichtsverhandlung ein öffentliches Schauspiel zu veranstalten. Die vielen anwesenden Zuschauer waren bereit, den Angeklagten in Stücke zu zerreißen. Aufnahmen von der Verhandlung wurden über Lautsprecher und Radio in der Öffentlichkeit abgespielt. Die Richter versuchten, Hugo mit Geschrei und Drohungen einzuschüchtern, ohne ihm die Gelegenheit zu geben, auch nur ein Wort zu äußern.  

Hugo verstand während der Verhandlung, dass das die erste Prüfung ist, von der Gott gesprochen hatte. Er wurde zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren verurteilt. Im Gebet dankte er Gott für die Prüfungen, murrte nicht und ertrug die Schwierigkeiten mit Demut.  

Anfang 1960, während den kältesten Monaten, befand sich Hugo als Gefangener bereits bei den Holzfällern. Dort arbeitete er bis zum Becken in Schnee bedeckt an den Bäumen, hackte die kleinen Äste ab und machte sie bereit zum Transport. Erschöpft durch die Rationen bestehend aus Brei und Brot, verletzte er sich beim Stapeln von Holzbalken. Nachdem die Wunde sich über die Zeit zunehmend verschlechterte, stellte die Ärztin ihn von der Arbeit frei. 

Das hielt Hugo aber nicht lange aus. Er sprach ein Gebet und ging daraufhin ins Sägewerk. Nach einiger Zeit beherrschte er die Tätigkeit schon so gut, dass die Arbeit durch seine Hilfe viel zügiger fortschritt. Es dauerte nicht lange, da war sein Name im ganzen Gefängnis für seine Hilfsbereitschaft und seinen Fleiß bekannt.  

Hinterlistige atheistische Attacken  

Unter den Häftlingen war Hugo der Jüngste und viele wunderten sich über seinen Freiheitsentzug. Hugo erzählte gerne, warum er im Gefängnis saß, und nutzte diese Unterhaltungen zum Evangelisieren. Er sprach über Gott und den Erretter Jesus Christus, den Sinn des Lebens und Gottes Plan für jeden Menschen.

Der Leitung missfiel dies und so wurde er unter Begleitung wieder zurück nach Wladiwostok ins Gefängnis geschickt. Dort war das Ziel der Gefängnisleitung, Hugo vom Glauben abzubringen. Mit dieser Aufgabe wurde ein erfahrener KGB-Agent beauftragt – Major Chlopov. Einmal wöchentlich holte man Hugo aus seiner Zelle und führte ihn in ein Verhörzimmer. Dort wurde er über mehrere Stunden konfrontiert. Chlopov wusste mehr über die Bibel als Hugo in seinen jungen Jahren und dieses Wissen nutzte er aus. Mit gekonnten Bibelstellen manipulierte er ihn, um Zweifel aufkommen zu lassen und die feste Überzeugung möglicherweise zu zerbrechen. Hugo hatte zunächst Schwierigkeiten, sich dem Major zu widersetzen und so war er den hinterlistigen atheistischen Attacken machtlos ausgesetzt. 

Gottes rettende Hilfe  

Hugo betete jedoch für diese Not und bat Gott um Schutz und Führung. Darauf offenbarte Gott ihm in seinen Träumen die Fragen, die Major Chlopov stellen würde. So bereitete Gott ihn in den Nächten vor einem Verhör im Schlaf vor, damit er in den Gesprächen standhalten konnte. Mit Gottes Unterstützung ging Hugo schließlich voller Selbstsicherheit in die Verhöre hinein. Er hatte vollstes Vertrauen in Gott und wollte mit tiefem Frieden und Ruhe in der Seele den verirrten Major retten. Nach und nach bemerkte Major Chlopov zu seiner Überraschung, dass sein angeblich unerschütterlicher Standpunkt ins Schwanken gekommen war. Die atheistische Weltanschauung bröckelte langsam und er erkannte, dass er mit der Aufgabe nicht mehr zurechtkam. So wurden nun Doktoren, Wissenschaftler und Dozenten mit zu den Verhören genommen, um auf den jungen Christen zusätzlichen psychologischen Druck auszuüben. Die ideologisch gleichgesinnten Parteiangehörigen versuchten mit ganzer Kraft, den jungen Bruder durch Verleumdungen vom Glauben abzubringen. Aus den langen und anstrengenden Kämpfen ging Hugo moralisch bekräftigt und noch mutiger als vorher hinaus. 

Aufgrund seines Fleißes, Bescheidenheit und Disziplin setzte man ihn für die verschiedensten Aufgaben im ganzen Gefängnis ein. Die Aufseherinnen, überzeugt von seiner Unschuld, hatten Mitleid mit ihm und so beauftragten sie ihn damit, Pakete an die Häftlinge zu verteilen. Als Belohnung gewährte man ihm außerplanmäßige Besucher.

Als Hugo einmal durch die Gefängnistüren ging, wurde ihm – ohne dass es die Gefängniswärter merkten – ein Zettel aus dem Fenster der Krankenstation geworfen. Aus diesem erfuhr er, dass sein Glaubensbruder Nikolaj Goritoj und weitere Geschwister Haftstrafen erhalten hatten und diese im selben Gefängnis wie er absitzen. Hugo wurde sehr traurig, weil er in keinster Weise seinen Brüdern helfen oder sie besuchen konnte. 

Goldene Hände  

Der Gefängnisleitung wurde bekannt, dass Hugo gut mit Schlüsseln und Schlössern umgehen konnte. So wurde er beauftragt, die veralteten Schlösser im Gefängnis auszutauschen und zu reparieren. Hugo nutzte die ihm gegebene Aufgabe und suchte seine Glaubensgeschwister im Gefängnis auf. Er brachte ihnen Produkte, hatte Gemeinschaft mit ihnen, wurde ihr Sprachrohr nach draußen und überbrachte Neuigkeiten.

Endlich Freiheit?

Bei seiner Entlassung wurde Hugo von vielen Glaubensgeschwistern voller Freude direkt vor den eisernen Toren des Gefängnisses begrüßt. Auch die anderen Gefangenen freuten sich, dass einer ihrer Kameraden in die Freiheit entlassen wurde. Das Gefängnispersonal hingegen bedauerte es, einen so fähigen Spezialisten für Schlüssel, Schlösser und Feinmechanik gehen lassen zu müssen. 

Hugo reiste am nächsten Morgen in die Stadt Nachodka, wo ihn seine Familie und Freunde schon sehnsüchtig erwarteten. Jeden Abend kamen nicht nur Glaubensgeschwister zu ihm nach Hause, sondern auch Mitarbeiter des KGB. Sie warnten ihn davor, dass die Treffen der Gläubigen nicht zu Versammlungen werden dürften. Hugo erkannte, dass die KGB-Beamten nicht vorhatten, ihn in Ruhe zu lassen. 

Dies wurde auch durch neue Offenbarungen Gottes bestätigt, die er während den Gebeten empfing. Gott machte deutlich, dass Hugo Nachodka so schnell wie möglich verlassen sollte, um nicht in Gefahr zu geraten, erneut ins Gefängnis geworfen zu werden. 

Nur eine Woche konnte er im Haus seiner Eltern verbringen. Nach dem Abschied von seinen Freunden reiste er zu seinem Onkel Iwan Germanowitsch Janzen nach Usbekistan. Drei Monate später folgten ihm auch seine Eltern. Sie ließen sich im Dorf Azadbash nieder, in einer halb in den Boden eingelassenen Lehmhütte.

Mit der Ankunft des Ältesten Afanasiev Dripko aus Karaganda, der viele Leiden und Prüfungen im Gefängnis durchgemacht hatte, entstand dort eine neue Pfingstgemeinde. 

1967 heiratete Hugo Janzen Lydia Naumowna. Zwei Jahre später zog er mit seiner Frau und seinen Eltern schließlich in den Nordkaukasus, in die Stadt Baksan, wo seine Verwandten lebten. Dort baute Hugo mit Hilfe seiner Verwandtschaft ein Haus. Die örtliche Gemeinde war klein und zählte etwa 40 bis 50 Mitglieder.

Doch auch hier blieb Hugo nicht von Angriffen verschont. Mehrmals stürmten KGB-Agenten sein Haus und suchten dann alles nach Hinweisen durch. Da ihnen bekannt war, dass Hugo enge Beziehungen zu anderen leitenden Brüdern hatte, waren sie besonders gründlich dabei.

Im Dienst für den Herrn

Die Bischöfe Nikolai Kaminski und Iwan Juschakow segneten Hugo 1975 zum Diakon der Pfingstgemeinde in der Stadt Boksan ein. 

Seinen Lebensunterhalt für die Familie verdiente Hugo in einem der örtlichen Werke, wo er 26 Jahre als Dreher arbeitete. Mit eigenen Händen baute er zusammen mit seiner Frau ein Lehmhaus und zog fünf Töchter und einen Sohn groß.  

Im Jahr 1981 folgte die Einsegnung von Hugo zum Ältesten. Zu jener Zeit erlebte Hugo viele gesegnete Begegnungen und Gottesdienste auch in Zusammenkunft mit anderen Brüdern. Er wurde Zeuge, wie Gott auf wunderbare Weise Kranke heilte, Menschen von Besessenheit befreite und sie mit dem Heiligen Geist taufte.

Diese Treffen wurden oft nachts abgehalten, damit sie nicht von den KGB-Agenten entdeckt wurden.  Sie versuchten weiterhin mit aller Kraft herauszufinden, wer als Diener eingesegnet worden war, um gegen diese die Unterdrückungsmaßnahmen durchzuführen.

Im Jahr 1988 segnete Bischof Viktor Belych Hugo zum bischöflichen Dienst für die Region Nordkaukasus ein.

Zwei Jahre später, 1990, baute die Gemeinde ein Gebetshaus mit 400 Sitzplätzen. Die Gläubigen genossen großes Ansehen unter der einheimischen Bevölkerung – den Kabardinern. Oft baten diese die Gemeinde, für ihre kranken Verwandten zu beten. Und Gott heilte sie, indem er Barmherzigkeit und Macht offenbarte. Aus Dankbarkeit warnten die Kabardiner die Christen stets vor möglichen Verfolgungen und Durchsuchungen durch die Polizei und den örtlichen Behörden.

Nach Deutschland zog Bischof Hugo im Jahr 1995, wo er bis zu seinem Tod in der Gemeinde Zweibrücken diente.

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