Am 11.08.2024 erhielten wir die Möglichkeit im Rahmen der regionalen Gebetsstunde, die in Blomberg stattfand, Bruder Josef Lenn zu interviewen. Josef Lenn ist Bischof der Region Bielefeld und verantwortlich für die Gefäße, die in den jeweiligen Gemeinden der BFECG ihren wertvollen Dienst tun. Ein Auszug des für uns sehr erbaulichen Gespräches ist nachfolgend im Jugendkompass abgedruckt.
- Die erste Frage, die sich viele Jugendliche bei uns stellen, lautet: „Wie besiege ich mein Fleisch?“
Das habe ich heute erst gelesen. Paulus sagt: „Das, was ich will, das kann ich nicht, das, was ich nicht will, das tue ich.“ Meine Antwort lautet: Uns fehlt heute die Salbung. Der Mensch wird aus eigenem Wollen niemals damit zurechtkommen. Auch Paulus entdeckte dieses Gesetz des Fleisches in sich. Aber im achten Kapitel des Römerbriefes schreibt er von der Kraft des Geistes, die uns von jeglicher fleischlichen Fessel freimacht. Wenn wir uns in die Gemeinschaft mit Gott begeben und die Kraft Gottes über uns kommt, sind wir in der Lage, unser Fleisch zu überwinden. Das ist die einzige Lösung. Aus der eigenen Kraft – so hat Jesus es seinen Jüngern gesagt – ist es den Menschen unmöglich.
- Eine weitere Frage zu diesem Thema: Wie erreiche ich die beständige Erfüllung im Heiligen Geist? Also nicht nur punktuell im Gebet, sondern dass mein ganzes Leben im Heiligen Geist erfüllt ist.
In Johannes 14,23 sagt Jesus: „Wenn jemand mich liebt, so wird er mein Wort befolgen, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen.“ Das Maß der Erfüllung im Geist ist abhängig von unserer Liebe zu Jesus. Wir müssen ihn und sein Wort liebgewinnen, um ständig erfüllt zu sein. Apollos war noch nicht getauft im Geist, aber ihm war das Wort so teuer, dass er ganz eingenommen von dieser Kraft war und den Juden die Schrift auslegte. Der Geist wirkte durch Apollos, sodass sie ihm nicht widersprechen konnten. Die persönliche Erfüllung im Heiligen Geist hängt demnach unweigerlich von der Tiefe meiner Liebe zu Jesus ab. Je mehr wir seine Nähe suchen, desto mehr wird seine Gegenwart und sein Wesen uns ergreifen und in uns wirken. Wir werden die Führung des Geistes ganz praktisch in unseren Alltagssituationen erleben und zugleich ein lebendiges Zeugnis für unsere Mitmenschen sein.
- Zum Thema „Falsches Feuer“: Oft wird in unseren Gemeinden vor dem falschen Feuer gewarnt. Was ist das falsche Feuer und wie kann ich mich persönlich davor bewahren? Denkst du, es gibt verschiedene falsche Feuer oder nur dieses eine?
Ich unterscheide nur zwischen zwei Feuern: Einmal das des Herrn und einmal das Falsche. Alles, was nicht vom Herrn ist, ist falsch. Ich erläutere es am Beispiel der zwei Söhne Aarons, die das falsche Feuer nahmen. Es war ausdrücklich verboten ein fremdes Feuer zu nehmen. Nur welches auf dem Altar brannte und vom Himmel herabgekommen war, war das Echte. Die Wichtigkeit wurde hiermit betont, dass sogar Personen beauftragt waren, ständig das Holz nachzulegen, damit das Feuer nicht erlischt. Geistlich gesehen bezeichnet man das als Gottes Feuer, was wirklich der Geist Gottes ist. Wenn beispielsweise durch charismatische Lieder die Menschen von Gefühlen geleitet werden, ist dies ein großer Unterschied zu einem mit Tränen erfüllten Prediger, der zur Heiligung aufruft. Ich hatte einmal sehr lange eine Frage vor dem Herrn und dann gab der Herr die Antwort durch eine Offenbarung: „Mein Feuer wirkt auf einen Menschen von innen nach außen. Das falsche Feuer verändert den Menschen von außen nach innen.“ Wenn mein Herz getroffen ist vom Geist Gottes, brauche ich plötzlich nicht das, was die Welt bietet. Diese Veränderung ist von innen rausgekommen und sondert alles ab. Das Falsche wäre, wenn ich mich an weltliche Dinge festhalte, sie im Herzen verankert sind und ich mit allen Mitteln versuche, dies oder jenes mit dem Glauben zu vereinbaren. Das ist nicht der Geist Gottes. Auch bei Elia sehen wir einen konkreten Gegensatz zwischen zwei verschiedenen Feuern. Gottes Feuer verzehrte die Steine, wohingegen der Gott Baal keine Reaktion zeigen konnte. Geistlich bezogen ist der Geist Gottes dazu fähig, unsere steinernen Herzen zu zersprengen, wenn er uns berührt. Dazu wird das falsche Feuer niemals in der Lage sein.
- Gerade in unserer Zeit merken wir immer deutlicher, dass uns das wahre Feuer fehlt. Was haben wir im Vergleich zu damals zu der Zeit in Russland verloren?
Mit dem Wandel der Zeit ändert sich der Mensch immer mit. Was man im heutigen Zeitalter jedoch deutlich merkt: Die Furcht Gottes ist gewichen. Ein Grund dafür ist, dass wir keine Verfolgung erleiden und im Wohlstand sehr gut leben. Warum sagte Gott zu Mose, sie sollen ein Lied singen und auswendig lernen? Der Inhalt des Liedes war etwa: „Wenn es euch gut geht, dann werdet ihr mich verlassen.“ Sobald es dem Menschen materiell an nichts mangelt, gerät die Furcht Gottes in den Hintergrund. Ist der Mensch aber in einer Notlage und wieder abhängig von Gott, kehrt er um und lebt in der Gottesfurcht. Die Furcht Gottes ist der Anfang der Weisheit. Wir erkennen dann, dass uns noch einiges in unserem geistlichen Leben fehlt. Vielleicht fragt manch einer sich, weshalb durch uns nicht wie bei den Aposteln die Kranken gesund werden. Nicht die Kraft oder Allmacht des Herrn hat sich verändert, wir Menschen sind es.
- Brauchen wir andere Umstände, um wieder zur Furcht Gottes zu gelangen? Oder können wir auch von selbst aus darin wachsen?
Ich nehme an, der Wohlstand spielt eine große Rolle, um uns davon wegzubringen, aber man kann das nicht pauschalisieren. Nicht allen reichen Menschen fehlt direkt die Gottesfurcht. Denkt an Daniel und seine drei Freunde. Ihnen hat es an nichts gemangelt während der königlichen Ausbildung und dennoch haben sie gelernt, in der Furcht Gottes zu wandeln. Das hängt viel mit der persönlichen Beziehung zu Gott zusammen.
Unsere Vorväter haben durch Verfolgung gelernt, Gott treu zu bleiben. Und diese Furcht wurde uns teilweise auch weitergegeben. Doch durch die Freiheit, Gottesdienste ohne Verfolgung zu genießen, haben viele die Furcht verloren. Dabei ist die Gottesfurcht doch genau das, was Christen fehlt, um die Kraft Gottes genauso zu erfahren wie früher.
