2. Anbetung und Lobpreis

Lobpreis und Anbetung sind elementare Begriffe in der Christenheit. Und trotzdem mangelt es häufig an klarem Verständnis darüber, was Lobpreis und wahre Anbetung wirklich sind. Geht es um eine Gottesdienstform? Finden Lobpreis und Anbetung ausschließlich in der Kirche statt? Ist mit den Begriffen Lobpreis und Anbetung eigentlich dasselbe gemeint? Was lesen wir in der Bibel darüber?

Was ist Lobpreis?
In den nachfolgend erwähnten Bibelstellen (darüber hinaus gibt es eine Vielzahl anderer Bibelverse) stellen wir fest, dass es beim Loben oder Preisen um Anerkennung geht, die mit Worten geschieht. Jedoch geht es beim Lobpreis nicht um Anerkennung Menschen gegenüber, sondern Gott gegenüber. Siehe Ps. 34,2: „Ich will den HERRN preisen allezeit, sein Lob soll immerzu in meinem Mund sein“. Oder auch Ps. 109,30, Jak. 3,9 und auch Hebr. 13,15: „Durch ihn lasst uns nun Gott beständig ein Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen!“.


Diese Anerkennung mit Worten beschränkt sich allerdings nicht bloß auf Musik und Gesang und ist auch keinesfalls eine bestimmte Gottesdienstform. Immer wenn wir Gottes Größe, Allmacht, Herrlichkeit und Erhabenheit anerkennen, sei es in der Predigt, im Gebet, im Zeugnis, in Gedichtform oder auch im Gesang,
lobpreisen wir Gott.


Im Hebräerbrief lesen wir von der Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen. Diese Frucht entsteht dann, wenn das Herz überfließt von Dankbarkeit und Anerkennung der wunderbaren Güte Gottes, siehe Lk. 6,45. Um Gottes Namen zu bekennen, reicht es nicht, ein schnelles und womöglich oberflächliches Lob an
Gott zu adressieren. Damit der Mund von Lob und Preis überfließt, muss zuerst das Herz voll werden von Bewunderung der Liebe, Treue und Barmherzigkeit Gottes (vgl. Eph. 3,18 und Röm. 11,33). Beim Lobpreis geht es also um bewusste Verherrlichung des großen Namen Gottes mit Herz und Mund. In Mt. 11,25-26 lesen wir von Jesu Lobpreis: „Zu jener Zeit begann Jesus und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen geoffenbart hast! 26 Ja, Vater, denn so ist es wohlgefällig gewesen vor dir.“ Bemerkenswert ist, dass Jesus als Sohn Gottes es für nötig erachtet hat, seinem Vater im Himmel Lob und Preis zu bringen. Dabei ist aber auch wichtig zu sehen, dass es Jesus darum ging, was seinem Vater im Himmel wohlgefällig ist. Er hat sich unter den Willen
seines Vaters gestellt.


Was ist Anbetung?
Bei der Anbetung geht es um weit mehr als Lob und Dank. Vielmehr geht es um die Herzenshaltung oder auch Lebensausrichtung Gott gegenüber. Es geht um die Abhängigkeit des Menschen von Gott. Diese Abhängigkeit umfasst alle Bereiche des Lebens zu jeder Zeit.
Im Bibeltext nach Joh. 4,7-24 geht es um die Begegnung zwischen Jesus und der samaritischen Frau am Jakobsbrunnen in Sichar. Beide, sowohl Jesus als auch die Samariterin, hatten Durst. Die Samariterin hielt sich auf Abstand zu Jesus und weigerte sich, ihm Wasser zu geben. Sie sah Jesus im Nachteil, weil er kein Gefäß zum Schöpfen hatte. Wir würden heute sagen: Die Samariterin war „am längeren Hebel“. Jesus dagegen offenbarte ihr, dass er lebendiges Wasser geben könne. Wer aus dem Jakobsbrunnen trinkt, wird immer wieder durstig zurückkommen. Wer von Jesu lebendigem Wasser bekommt, den wird nicht mehr dürsten. Sondern das Wasser wird zu einer Quelle in ihm werden. Bei diesem Angebot wird die Samariterin
hellhörig. In Vers 15 lesen wir, wie sie ihren Vorteil sucht: „Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich nicht dürste und nicht hierherkommen muss, um zu schöpfen!“ Das ist unser typisches menschliches Verhalten – Vorteil und Bequemlichkeit genießen und dabei am besten unabhängig sein. Bei dieser Gelegenheit deckt Jesus der
Samariterin die Geheimnisse ihres Lebens auf und spricht über wahre Anbetung.


Beim Lesen des genannten Bibeltextes drängen sich einige Fragen auf: Um wen geht es? Wer löscht wessen Durst? Wer ist von wem abhängig?
Jesus war nicht von der Samariterin abhängig. Er hatte lebendiges Wasser, welches der Jakobsbrunnen nicht geben konnte. Diese Wahrheit musste die Samariterin erkennen. Sie erkannte auch, dass dieser Mann am Brunnen der erwartete Messias ist. Aus der selbstbewussten Samariterin, die abgeneigt war von dem Juden
Jesus, wurde durch diese Begegnung eine Verkündigerin geboren, welche Menschen zu Jesus rief. Viele Samariter in Sichar bekamen eine neue Lebensausrichtung, indem sie an Jesus Christus glaubten.


Anbetung und die aufgehende Sonne

Zu der Frage „Wer ist von wem abhängig?“ durfte ich mit einem Jugendlichen bei einer Jugendfahrt im Jahr 2021 eine besondere Erfahrung machen. Nachdem wir beim morgendlichen Jogging eine Strecke gelaufen waren, kehrten wir um in Richtung Jugendheim. Bei dem Anblick, welcher sich uns bot, blieben wir überwältigt von der aufgehenden Sonne stehen. Wir beobachteten, wie am fernen Horizont ein leuchtender gelbroter „Ball“ über den Baumwipfeln hervortrat. Wir hielten inne. Uns bot sich ein unbeschreibliches Bild
der Herrlichkeit Gottes. Je größer die aufgehende Sonne wurde, umso kleiner fühlte ich mich. Der Herr redete zu mir durch diese herrliche Kulisse seiner Pracht.


Die Sonne ist nicht von der Menschheit abhängig. Dagegen sind wir Menschen aber von der Sonne abhängig. Die aufgehende Sonne spendet der ganzen Schöpfung Leben. Und ohne Sonnenlicht wäre kein Leben möglich.


Genauso ist es auch mit unserer Abhängigkeit von Gott. Nicht Gott ist auf uns Menschen angewiesen, sondern wir sind auf Gottes Barmherzigkeit, Gnade und Liebe angewiesen. Manche Menschen denken ähnlich wie die Samariterin „Du hast nichts, womit du schöpfen könntest“ und sind verstrickt in dem Betrug, dass Jesus unbedingt unsere Anerkennung braucht. Das ist großer Irrtum. Es geht nicht um den Menschen, sondern um Gott – nicht um das Geschöpf, sondern den Schöpfer der Menschheit und des ganzen
Universums (vgl. Jes. 40,28).

Um wen geht es?
Als Jugendlicher hörte ich vor vielen Jahren in einem Kindesgebet folgende Aussage: „Herr, hilf mir doch, weil … ich bitte dich doch!“ Immer wieder muss ich an dieses Gebet denken. Muss Gott wirklich helfend beistehen, nur weil ihn jemand darum gebeten hat? Wie reagieren Väter auf so eine Bitte ihres Kindes? Muss der Vater so handeln, wie das Kind will, weil das Kind es möchte? Nein, sicherlich nicht. Denn Anbetung muss auf Gott ausgerichtet sein. Hierzu haben wir viele Beispiele in der Heiligen Schrift. Ich nenne lediglich drei
von ihnen:


Ps. 79,9: „Hilf du uns, Gott, unser Helfer, um deines Namens Ehre willen! Errette uns und vergib uns unsre Sünden um deines Namens willen!“


Ps. 23,3: „Er erquickt meine Seele; er führt mich auf rechter Straße um seines Namens willen.“

Hes. 36,22: „Darum sprich zu dem Haus Israel: So spricht GOTT, der Herr: Nicht um euretwillen tue ich dies, Haus Israel, sondern wegen meines heiligen Namens, den ihr entweiht habt unter den Heidenvölkern, zu denen ihr gekommen seid.“

Leider stehen manche Christen genauso wie das genannte Kind bei Gott und denken: „Gott muss doch, weil ich zu ihm gebetet habe.“ Das ist jedoch großer Irrtum. Es geht nicht um den Menschen, es geht um Gottes Namen und die Ehre seines Namens.

Die Samariterin musste erkennen, dass Gott auch das Verborgene kennt. Sie war von dem lebendigen Wasser des Christus abhängig und nicht Jesus von ihrem Gefäß. Wir sind von Gott abhängig, nicht Gott von uns. Wir müssen uns nach Gott ausstrecken, d.h. erkennen: Wir ermangeln der Herrlichkeit Gottes (vgl. Röm. 3,23 ELB). Gott ist heilig – der Mensch ist sündig.


In Apg. 8,4-24 lesen wir von dem Evangelisationsdienst des Philippus in Samaria. Dort war der Zauberer Simon, der die Volksmenge mit seinen Zauberkünsten in seinen Bann zog. Durch die Predigt des Philippus bekehrten sich viele Menschen zu Gott, darunter auch der Zauberer Simon. Vor allem war Simon von den Zeichen und Wundern, die Gott gewirkt hat, begeistert. Allerdings offenbarten sich die Motive von Simon sehr schnell, nachdem Petrus und Johannes kamen und Gott durch ihr Handauflegen mit dem Heiligen Geist taufte. Simon war davon begeistert und wollte diese Gabe kaufen, damit er andere wieder begeistern kann. Petrus waren die Hintergedanken offenbart und er wies ihn scharf zurecht. Diese böse Wurzel der selbstsüchtigen Natur hat Simon verfolgt und zu Fall gebracht, obwohl er getauft war und sich zu Philippus hielt.


Anbetung Gottes oder doch Menschengefälligkeit?
Wir lesen in 2. Mos. 24 von der Begegnung Moses mit Gott auf dem Berg Sinai. Mose musste dort Gottes Willen erkennen. Gott offenbarte seinem Knecht, wie die Stiftshütte aufgebaut sein sollte und wie der Priesterdienst verrichtet werden sollte. Mose musste sich mit Gottes heiligem Wesen beschäftigen. Moses Theologie war echte Gotteserkenntnis.


Während Moses Abwesenheit vollzieht Aaron einen beispiellosen Abfall, vgl. 2. Mos. 32,1-6. Er goss ein Kalb aus Gold und erklärte es zum Gott Israels. Aarons Theologie war gesteuert von den Lustgefühlen der Menschen, vgl. 2. Tim. 4,3.


Auch in unserer Zeit sehen wir einen gewaltigen Abfall von echter Frömmigkeit und vom Streben nach wahrer Gotteserkenntnis. Die Lehre Chrisi wird stark infrage gestellt und durch menschengefällige
Gottesdienstformen und menschlich logisch nachvollziehbare Auslegungen ersetzt.


Gott helfe uns, damit Christus Zentrum unseres Lebens bleibt und wir echte Anbeter in Geist und Wahrheit
sind.

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