Musik im Alten Testament
Wenn wir unsere gemeinsamen Gottesdienste anschauen, dann sehen wir, dass sie aus drei „Säulen“ gestaltet werden: Das Wort Gottes (Joh. 1,1), das Gebet und die Musik. Alle drei haben aber ein gemeinsames Ziel, nämlich in unseren Herzen die Anbetung Gottes zu bewirken zur Verherrlichung unseres Herrn, Jesus Christus. Diese Dreiteilung gab es schon im Alten Testament: Am Tempel wurde das Gesetz gelesen, da wurden die Opfer gebracht und es wurde musiziert. Die Musik als Bestandteil des Gottesdienstes war keine menschliche Erfindung, sondern wurde von Gott durch Seine Propheten direkt angeordnet (2. Chr. 29,25). Der musikalische Dienst an der Stiftshütte und später am Tempel wurde genauso gründlich und umfangreich organisiert wie der Priester- und Levitendienst (vgl. 1. Chr. 25, 23-24). Durch das Erscheinen Seiner Gegenwart ausgerechnet während des Lobgesangs zeigte Gott, welchen Stellenwert Er selbst dem Lobgesang einräumt (2. Chr. 5). Die Schilderungen des AT über die dort eingerichtete Musik gelten auch heute noch für uns als Vorbild, welche Art und welchen Klang Musik haben soll, die nach Gottes Geschmack gestaltet ist.
Musik im Neuen Testament
Während im Alten Testament der Gottesdienst sehr stark vom Opferdienst geprägt war, steht im Gottesdienst des Neuen Testaments das Wort Gottes im Zentrum (Joh. 1,1; Röm. 10,17), gefolgt vom Gebet (Apg. 6,4; Tim. 2,1). Weil Christus unser Opferlamm ist, suchen wir die Gemeinschaft mit Ihm durch Sein Wort und das Gebet (Hebr. 5,7). Wir sehen aber, dass die Apostel mit Musik als absolut festem Bestandteil der Gottesdienste rechneten (1. Kor. 14,26; Eph. 5,19). Auch im Neuen Testament dient die Musik der Verherrlichung Gottes (Hebr. 13,15), und das geschieht nur dann, wenn wir Musik so verwenden, dass durch sie Christi Wort in uns reichlich wohnen kann (Kol. 3,16). So dienen alle 3 Säulen unseres Gottesdienstes dazu, uns auf Christi Wiederkunft vorzubereiten, und uns zum Dienst an unseren Mitmenschen zu heiligen.
Musik im Alltag
Auch im Alltag des Christen soll Musik nach biblischem Vorbild eine Rolle spielen (Jak. 5,13), vor allem der aktive Lobgesang, nicht bloß das Hören, vielleicht sogar nur im Hintergrund. Wenn wir einen Liedtext bewusst singen, dann ist dieser Text unser Bekenntnis vor Gott. Und selbst wenn wir uns eingestehen müssen, dass
unser Herz noch nicht „Amen“ sagen kann zu dem Text, den wir singen, so ruft unsere Seele während des Gesangs doch zu Gott um Seine Barmherzigkeit und Hilfe, unser Herz nach Seinem Willen auszurichten.
Entwicklung in unserer Bruderschaft
In diesem Bewusstsein haben wir schon 1990 damit begonnen, erste Treffen der Dirigenten aus verschiedenen Gemeinden zu organisieren, zunächst in Speyer, dann in Pforzheim, Bremen und weiteren Gemeinden. Zwar beherrschten die meisten ein Instrument und waren verantwortlich für die Leitung des Gesangs oder
des Chores in ihrer Gemeinde, doch niemand unter uns hatte eine Ausbildung zum Dirigenten. Aber unser Drang und Eifer zum Dienst für den Herrn, durch den Heiligen Geist und aus der Kraft, die Gott gibt (1. Petr. 4,11), waren groß. Entsprechend hat uns der Herr auch nach dem Reichtum Seiner Gnade all die Jahre auf wunderbare Weise geleitet und zur Erbauung Seiner Gemeinde gerüstet. Der Durst war groß, und wir trafen uns bis zu sechs Mal im Jahr. Bald sahen wir aber ein, dass solche Treffen nicht ausreichten, wir brauchten mehr Arbeiter und wollten auch junge Brüder heranziehen. Nach intensiven Beratungen und Gebet gab uns Gott die Möglichkeit, ab 2003 mit der Hilfe unserer Brüder aus den Baptisten eine Dirigentenschule zu organisieren. Geplant war zuerst nur ein Kurs, aber schnell wurde es zu einer dauerhaften Einrichtung. 14 Jahre später, im Jahre 2017, waren wir dann so weit, die Dirigentenschule vollständig mit eigenen Lehrkräften fortzuführen, d.h. mit den Geschwistern aus unserer Bruderschaft, die größtenteils seinerzeit selbst die Dirigentenschule besucht haben. Aber die Arbeit bleibt nicht stehen, wir müssen weiterhin wachsen und dienen. Wir alle haben den Auftrag, dem Herrn in Anbetung zu dienen: Alles, was Odem hat, lobe den HERRN! (Ps. 150,6). Zu diesem Lob ist
jedes Mitglied der Gemeinde verpflichtet. Natürlich, wer dazu noch eine musikalische Gabe hat, ist berufen im Chor, Orchester oder im Gruppengesang dem Herrn damit zu dienen.
Musik zur Erbauung
In 1. Kor. 14,26 betont Paulus, dass unser musikalischer Dienst die Gemeinde erbauen soll. Die Musik ist nicht das Ziel, sondern nur ein Werkzeug, welches sich dem Zweck – Ehrfurcht in unseren Herzen zu wecken – unterordnen soll. „Eigenartige“ Aufführungen, in denen der Mensch oder die Musik im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen, lenken von der tiefen Wirkung des Heiligen Geistes ab! So soll es bei uns nicht sein! Gottes Werk ist stets von Ruhe und Würde gekennzeichnet. Deshalb sollen wir den musikalischen Dienst in
der Gemeinde auf solche Art und Weise durchführen, dass wir dadurch den Herrn und Seine Heiligkeit stets mehr erkennen! Wir haben noch viel zu arbeiten, bis wir dem biblischen Vorbild entsprechen. Wir sehen z.B. so einige Gemeinden, welche die Praxis ihrer Orchestervorträge ändern und umstellen: Es werden nicht
mehr Werke gespielt, die der Gemeinde unbekannt sind, sondern nur noch Werke, deren Text die Gemeinde (größtenteils) spontan mitsingen könnte. Und warum? Weil nur das Anbetung bewirkt, was den Glauben erbaut. Oder ein anderes Beispiel: Wie viele von uns, insbesondere von den Musikern, haben schon erreicht, was Paulus in 1. Kor. 14,15 beschreibt – Singen im Verstand, aber auch im Geist?
Eben deshalb ist es uns ein Anliegen, dass unsere Geschwister an der Dirigentenschule lernen. Dort erhalten sie nicht bloß eine technisch-musikalische Ausbildung, sondern bekommen ein tieferes Verständnis davon, wie musikalische Arbeit auf geistliche Weise gelingen kann. Im Austausch mit den Gemeinden sehen wir
leider viel zu oft Dirigenten, die entweder nachlässig werden, oder zwar leidenschaftliche Musiker sind, aber kaum Ideen haben, wie sie ihre Chor- oder Orchesterprobe in eine echte Andacht verwandeln können, in der die Musik mit tiefer Gottesfurcht und Seiner Anbetung verbunden werden kann.
Möge der Herr uns reichlich segnen, dass wir in Seiner Erkenntnis wachsen und in Seiner Gemeinde mit Musik nach Seinem Willen dienen!