Berufen für ein heiliges Leben

Erfüllung findest du, wenn du deinem Herzen nachfolgst.“

Dein inneres Feuer führt dich zu deiner Bestimmung.“

Sei derjenige, der du wirklich sein willst.“

Solche und viele ähnliche Werbesprüche sind ein Merkmal unserer heutigen Zeit. Durch die aufkommenden Krisen fangen Menschen an, sich Gedanken über ihr Leben zu machen. Die Frage nach dem höheren Sinn beschäftigt sie zunehmend.

Daraus schlagen natürlich Firmen, Persönlichkeitsentwickler und Motivationstrainer Kapital. Sie versuchen anhand menschlicher Methoden und Weisheit den Sinnsuchenden eine Lösung anzubieten, wie sie die „Berufung“ für ihr Leben finden und ausleben können.

Die Frage nach der eigenen Berufung ist genauso in der christlichen Welt präsent. Vor allem während der Jugendzeit stellt man sich nicht nur einmal die Frage:

In welchem Dienst will der Herr mich sehen?“

Was hat Gott in der Zukunft mit meinem Leben vor?“

Wie kann ich seinen Willen und Berufung für mein Leben erkennen und ausüben?“

Dabei wird in diesem Bezug oft dem Wort Gottes nicht der Stellenwert eingeräumt, der ihm gebührt. Der Großteil des Willen Gottes und die Berufung für unser Leben ist in seinem Wort offenbart. Folgen wir der allgemeinen Berufung nach, wird er uns auch seinen speziellen Willen zu erkennen geben. 

Berufen, heilig zu sein

Eine grundlegende Berufung, die wichtiger kaum sein könnte, finden wir in 1.Petr. 1,15-16:

Sondern wie der, welcher euch berufen hat, heilig ist, sollt auch ihr heilig sein in eurem ganzen Wandel. Denn es steht geschrieben: ´Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig!´“

Immer wieder fordert Gott sein Volk zur Heiligkeit auf. Sowohl im Alten Testament als auch im Neuen Testament lesen wir nicht selten davon. Und das ist nicht einfach nur ein Wunsch oder eine Absicht Gottes, sondern vielmehr eine klare Forderung an sein Volk. 

Gott begründet seine Forderung mit einem einfachen Satz: „Denn ich bin heilig.“ Er ist heilig und kann mit Unheiligem oder Sünde nichts zu tun haben. Da Gott aber weiß, dass wir auf ihn angewiesen sind und er Gemeinschaft mit uns haben möchte, gilt heute wie damals seine Forderung an uns: „Seid heilig!“

„Heilig“ bedeutet „abgesondert“ oder „Gott geweiht“: Also getrennt, losgelöst von Unreinheit, Sünde und ausgesondert für den Herrn.

„Heilig“ umfasst nicht nur bestimmte Dinge oder Handlungen in unserem Leben, wie unser Verhalten, Reden, unser äußeres Erscheinungsbild; es umfasst alles. Alle Bereiche unseres Lebens: unseren Wandel, unsere Gesinnung, Motive, das Sichtbare und das Unsichtbare.

Und gerade das steht im Gegenzug zur Forderung des Gesetzes im Alten Testament. Der Anspruch der Heiligkeit im Neuen Testament steht viel höher als die Forderung der Gerechtigkeit im Alten Testament. 

Die Erwartung der Heiligkeit im Neuen Testament

Wenn im Alten Testament beispielsweise geschrieben steht: „Du sollst nicht töten“ oder „Du sollst nicht ehebrechen“, dann war das Gesetz darin erfüllt, wenn nicht getötet oder nicht die Ehe gebrochen wurde. Dabei wurde außer Acht gelassen, welche Gedanken den Menschen in diesem Moment beschäftigen. Das Gesetz war erfüllt, der Mensch war als gerecht zu sehen.

Weitaus höher steht der Maßstab der Heiligkeit im Neuen Testament. Das Neue Testament sagt: „Wer seinen Bruder hasst, der ist ein Mörder.“ Jesus sprach: „Wer eine Frau ansieht, um sie zu begehren, der hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.“

Noch ist keine sichtbare Handlung geschehen, kein Mensch getötet, keine Ehe gebrochen worden. Es liegen lediglich Gedanken vor, die im Inneren des Herzens entstanden sind. Doch verurteilt Gott diese zutiefst und stellt die Beurteilung der unsichtbaren Gesinnung auf das gleiche Niveau der sichtbaren Handlung selbst.

Eine unerfüllbare Forderung?

Es ist wichtig zu verstehen, dass Gott der Maßstab für die Heiligkeit ist. Nicht wir Menschen legen fest, was „Heilig“ bedeutet, sondern Gott selbst gibt die Richtschnur für ein heiliges Leben vor.

Und allein dieser Gedanke lässt uns erzittern. Es ist menschlich gesehen unmöglich, dem Maßstab Gottes gerecht zu werden. Tagtäglich machen wir diese Erfahrung in unserem Fleisch. Paulus selbst stand als Apostel im Kampf mit demselben Problem: „Das was ich will, das tue ich nicht, sondern das was ich nicht will, das tue ich.“ 

Wie oft haben wir uns vorgenommen: „Ich werde mich bemühen, mich richtig zu verhalten, kein leeres Geschwätz von mir zu geben, mich nicht zu verunreinigen, nicht zu sündigen“? Und auf einmal klappt es doch nicht, die Anfechtung ist zu groß. Immer wieder werden wir von der Realität eingeholt: Wir können dem Maßstab der göttlichen Heiligkeit nicht gerecht werden.

Aber wie ist es dann zu verstehen, dass Gott eine Forderung an den Menschen stellt, die gar nicht erfüllbar ist? Oder ist sie doch erfüllbar?

Heiligkeit im praktischen Leben

Wenn Gott an den Menschen eine Forderung stellt, dann gibt Er auch alle notwendigen Voraussetzungen, um diese Forderung zu erfüllen, sonst wäre Er nicht gerecht.

Gott gab Noah nicht einfach nur den Auftrag, die Arche zu bauen. Sondern stellte auch die dafür notwendigen Mittel zur Verfügung, sodass es möglich war, die Arche zu errichten.

Wenn der HERR  also sagt, wir sollen heilig sein, ist es uns möglich. Die Frage ist nur: wie?!

  1. “Deshalb umgürtet die Lenden eurer Gesinnung, seid nüchtern und setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch zuteil wird in der Offenbarung Jesu Christi.” (1.Petr. 1,13)

Das bedeutet, dass ohne Wachsamkeit keine Heiligung möglich ist. Dazu gehört ein ständiges Überprüfen unserer Handlung im Lichte des Wortes Gottes. Dadurch bleiben wir nüchtern und geben uns keinen unbedachten und übereilten Entscheidungen hin.

Unsere Gesinnung umgürten wir mit der Wahrheit, wenn wir in seiner Heiligen Schrift verbleiben und nicht auf unsere eigene Klugheit bauen. Wenn wir fragen: “Herr, hier bin ich. Was möchtest du, dass ich tun soll?”, macht das uns in unserem geistlichen Wandel stark und standhaft gegen Versuchungen und Schwierigkeiten.

  1. “So seid nun Nachahmer Gottes als geliebte Kinder.” (Eph. 5,1)

Heiligung hängt auch mit dem Gehorsam und Nachahmen dem Herrn gegenüber, aufgrund seiner Lehre zusammen. Gehorsamkeit zeigt sich im Vertrauen gegenüber Gott und dem Glauben daran, dass er alles gut machen wird. Es ist wichtig zu verstehen, dass man in der Gehorsamkeit wachsen muss und diese Tatsache verdeutlicht die Notwendigkeit, Jesus nachzuahmen. Gott möchte nicht, dass wir bestimmte Dinge und Schwierigkeiten einfach nur ertragen, sondern inmitten der Lasten in voller Hingabe weiter nachfolgen. Manchmal schreien wir: Befrei mich davon! Aber oft ist es viel wichtiger zu sagen: “Jesus, hilf mir bitte diesen Abschnitt durchzugehen und das zu tragen, was du willst, das ich tragen soll.”

  1. “Denn ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichen Dingen, mit Silber oder Gold, erlöst worden seid von eurem eitlen, von den Vätern überlieferten Wandel, sondern mit dem kostbaren Blut Christi als eines Lammes ohne Fehler und ohne Flecken.” (1. Petr. 1,18)

Dieser Vers sagt aus, dass Heiligung auch bedeutet, von dem eitlen und nichtigen Wandel befreit zu sein. Die Welt herrscht heute über den Menschen durch Spaß und Lust, sodass das Leben in erster Linie davon bestimmt wird, ob einem etwas gefällt oder nicht. Gott erlöste uns jedoch dafür, dass wir ihm im Geist gehören und ähnlicher werden und uns nicht jedem möglichen Vergnügen hingeben. Es geht nicht darum, nur den ganzen Tag Bibel zu lesen und nichts anderes zu machen. Es stellt sich vielmehr die Frage, was unser Leben erfüllt und welchen Stellenwert Gott in unserem Leben einnimmt. 

Für einen heiligen Wandel brauchen wir auch die ständige Hinwendung zum Kreuz Christi. Ohne das Kreuz Christi gibt es überhaupt keinen heiligen Wandel. Dieser besteht darin, dass wir überall und immer unserem Herrn dienen wollen, Liebe zeigen und uns zum Kreuz Christi kehren. Jeder Mensch, der Jesus nachfolgen möchte und in Heiligkeit wachsen will, wird sehen, wie viele Fehler er macht. Oft versuchen Christen noch mehr Mühe und Arbeit daran zu setzen, dass was Gott nicht wohlgefällig ist, aus ihrem Leben auszulöschen und sind niedergeschlagen, wenn es nicht funktioniert. Doch hier ist eine andere Methode notwendig: Komme öfter nach Golgatha. Stell dir Golgatha vor. Lies von Golgatha und sage: “Jesus, ich kann das nicht besiegen, aber du bist für mich gestorben. Zu dir möchte ich kommen.”

  1.  Der Heilige heilige sich weiter!“ (Offb. 22,11)

Es gibt für uns keinen Endpunkt des Heiligungsprozesses hier auf Erden. Je mehr wir uns Gott nähern, desto mehr erkennen wir unsere menschlichen Unvollkommenheiten und den Bedarf, uns noch mehr zu reinigen und zu heiligen. Es ist wichtig, in diesem Prozess nicht stehen zu bleiben oder sich mit seinem Zustand zufrieden zu geben. Die Schrift weist uns dazu an, fortlaufend unsere Gesinnung erneuern zu lassen (Röm. 12,2), was durch den Heiligen Geist geschieht. Hört dieser Prozess in meinem Leben auf, fange ich an, mich wieder mehr den Prinzipien dieser Welt anzupassen. Einen Zustand der „Neutralität“ oder eine „graue Zone“ gibt es nicht. Die Heiligung ist kein Ruf zur geistlichen Passivität.

Sie besteht nicht in dem, was wir jetzt tun oder lassen. Sie ist das Werk Gottes in uns. Er selber zieht uns in diesen Prozess. Er fordert zwar etwas von uns, vollbringt es aber im Endeffekt selbst. Er benutzt uns zwar auf der einen Seite als Werkzeuge für unseren eigenen Heilungsprozess, aber bewirkt ihn auf der anderen Seite selbst. Alles mündet in ihm.

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