Du wirst herausgefordert! Das Markus-Evangelium im Überblick

Es ist Abend im Garten Gethsemane. Wie gewohnt geht Jesus mit seinen Jüngern in diesen Garten. Dieses Mal nimmt er nur drei seiner engsten Vertrauten in seine unmittelbare Nähe mit: Jakobus, Johannes und Petrus. Sie werden Zeugen seines geheimnisvollen Leidens. Er kämpft, ringt und bittet auf den Knien. Als der Kampf auf den Knien ausgefochten wurde, weiß Jesus, dass er überliefert wird.

Es ist die Stunde, in welcher sich die Schrift erfüllen wird. Jesus nannte sie „eure Stunde und die Macht der Finsternis“ (vgl. Lk. 22,53). Alle Jünger, die ihm vorher versprochen hatten, bei ihm zu bleiben, fliehen. Darunter ist auch ein „junger Mann, der ein Leinenhemd um den bloßen Leib geworfen hatte“ (vgl. Mk. 14,51). Sein Name ist Markus. Als die Soldaten ihn ergreifen wollen, sucht er auch das Weite.

Markus ist der Sohn der Maria, bei welcher sich die Gemeinde im Haus versammelte, als sie für Petrus beteten (vgl. Apg. 12,12). In das geistliche Amt wird er durch Barnabas, seinem Verwandten, eingeführt (vgl. Apg. 12,25). Er ist auf der ersten Missionsreise mit Paulus und Barnabas dabei, kehrt ihnen aber während der Missionsreise den Rücken zu. Gründe werden hierfür nicht genannt.

Als Barnabas ihn zur zweiten Missionsreise mitnehmen wollte, wehrte Paulus sich dagegen. Die Meinungsverschiedenheit war so groß, dass Barnabas mit Markus nach Zypern segelte, während Paulus seine Mission in Asien fortsetzte. 

Später sagte Paulus über Markus, dass man ihn zum Dienst wohl gebrauchen könne“ (vgl. 2.Tim. 4,11). Genau dieser Markus schrieb ein Evangelium. Laut Überlieferung erzählte Petrus Markus seine Erlebnisse, die er sorgfältig und genauestens niederschrieb. Daraus entstand dann das Markus-Evangelium.

Hintergrund

Man nimmt an, dass Markus das Evangelium in Rom um ca. 50 n. Chr. schrieb. Adressiert ist das Evangelium an die Heiden bzw. die Römer. Im Vergleich zu dem Matthäus-Evangelium werden jüdische Sitten und Gebräuche kaum erwähnt. Wenn Markus sie nennt, erklärt er sie jedoch ausführlich. Der knappe, klare und treffende Schreibstil von Markus hat für die damalige Zeit genau die Römer angesprochen. Sie interessierten sich mehr für die Handlung als für die Lehre. Für sie war jemand der ideale Römer, wenn er den empfangenen Auftrag ausführte und so schnell wie möglich zurückkam und berichtete, dass die Mission erfüllt war. Genau so stellt Markus Jesus in seinem Evangelium dar: Als einen Mann der Handlung.

Die Besonderheit im Markus- Evangelium

Insgesamt werden von 35 Wundern alleine nur 18 im Markus Evangelium verwendet. 42 Mal taucht das Wort „sofort“ oder „sogleich“ auf. Es ist die Besonderheit des Markus-Evangeliums, dass viel mehr Wert auf die Handlung als auf die Lehre gelegt wird. Von Anfang an macht sich eine Schnelligkeit bemerkbar. Jesus steuert in großem Tempo auf ein Ziel zu. Dieses Ziel formuliert er, bevor er nach Jerusalem einzieht, wie folgt: „Denn auch der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele“ (vgl. Mk. 10,45).

Sein Leben – Eine Herausforderung für dich

Im Matthäus-Evangelium wird Jesus noch als der erwartete Messias und König dargestellt. Im Markus-Evangelium jedoch wird seine dienende Seite sehr betont. Er wird als der vollkommene Diener dargestellt. Die Art, wie Jesus seinen Dienst ausführt, wie er sich den Menschen widmet und sich aus Liebe für diese auf Golgatha aufopfert, fordert uns heraus. Das Evangelium wurde nicht geschrieben, damit wir nur eine geballte Abfassung über Jesu Wunder haben. Es wurde geschrieben, damit wir seinem Beispiel nachfolgen. Es handelt sich um keine graue Theorie, sondern um Worte des Lebens, die unser Leben verändern und das unserer Mitmenschen. 

Dieser Artikel soll dich ermutigen, dich mehr mit dem Markus-Evangelium zu beschäftigen. Je mehr du das tun wirst, desto stärker wirst du merken, dass es dich herausfordert. Es fordert dich heraus, genauso zu dienen, wie Jesus es getan hat.

Das Markus-Evangelium etwas genauer betrachtet

Im Folgenden wird dir ein Überblick über das Markus-Evangelium gegeben, bevor es zur eigentlichen Hauptsache geht: Die Prinzipien des Dienens, die für jeden Jünger Jesu, egal in welcher Zeit man lebt, gelten.

Das Markus-Evangelium im Überblick

Die 16 Kapitel im Markus-Evangelium lassen sich in fünf Abschnitte einteilen:

1. Die Vorbereitung Jesu auf seinen Dienst     – Kap. 1,1-13

2. Jesu Wirken in Galiläa             – Kap. 1,14-8,26

3. Jesu Identität und Auftrag             – Kap. 8,27-10,52

4. Der Einzug in Jerusalem             – Kap. 11-13

5. Jesu Tod und Auferstehung                           – Kap. 14-16

Bemerkenswert ist, dass die letzten Wochen von Jesu Leben fast 40 % des gesamten Evangeliums ausmachen. Markus hatte also einen großen Schwerpunkt auf die Beschreibung der Verhaftung, Kreuzigung und Auferstehung von Jesu Christi gelegt. Golgatha ist Christi Ziel, Mission und Bestimmung, wie er schon in Mk. 10,45 zu den Jüngern geredet hatte. Von diesem Punkt aus ist das gesamte Evangelium zu betrachten. Alles ist in diesem Evangelium auf das einmalige Erlösungswerk ausgerichtet.

In dem ersten Abschnitt (-> Die Vorbereitung Jesu auf seinen Dienst; Kap. 1,1-13) wird von Anfang an unmissverständlich klar gemacht, dass Jesus der Sohn Gottes ist. Dies wird von Markus als dem Schreiber bestätigt und von Johannes dem Täufer und von Gott, dem Vater, während der Wassertaufe. Es ist bemerkenswert, dass der Sohn Gottes von einem Menschen getauft wird. Aber das zeigt gerade den Weg der Niedrigkeit, den Jesus gehen sollte. Markus beschreibt in nur 13 Versen die Vorbereitung Jesu auf seinen Dienst, während Matthäus ganze vier Kapitel dafür verwendet. Somit wird schon in diesem Punkt die Schnelligkeit des Evangeliums deutlich.

Im zweiten Abschnitt (-> Jesu Wirken in Galiläa; Kap. 1,14-8+26) wird diese Schnelligkeit fortgeführt. Man erkennt, wie der Dienst Jesu an den Menschen aussieht. Oft wird beschrieben, dass Jesus und seine Jünger nicht einmal Zeit hatten, um zu essen. Es gab Momente, in denen die Kranken und Notleidenden sich auf Jesus stürzten, damit sie geheilt würden. Und Jesus nahm sich jeder Not an. Er stoß die Menschen nicht ab, sondern ging auf jede persönliche und individuelle Not ein: „Denn nicht die Starken brauchen einen Arzt, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder zur Buße“ (vgl. Mk. 2,17).

So wird Jesus in diesem Abschnitt beschrieben; als der große Arzt. Er ging nicht dorthin, wo alles perfekt oder in Ordnung war. Seine Füße trugen ihn dorthin, wo Elend herrschte und Menschen Befreiung brauchten von Krankheiten, familiären Problemen oder dämonischen Mächten.

Er wurde nicht nur von den Menschen willkommen geheißen, sondern erlebte auch heftigen Widerstand von den Pharisäern. Schon im dritten Kapitel wird von der führenden Schicht Israels beschlossen, dass sie ihn umbringen. Sein Ziel ist ganz klar. Sein Tod ist beschlossene Sache, aber noch ist die Zeit dazu nicht „erfüllt

Jesus widmete sich ganz besonders der Ausbildung seiner Jünger. Es ist interessant zu beobachten, dass sein Dienst darin bestand, anderen Menschen zu dienen. Er legte seinen Jüngern immer alles besonders aus (vgl. Mk. 4,34) und machte sie darauf aufmerksam, dass im Reich Gottes das Wachsen und Gedeihen alleine von Gott abhängt. Er nahm sie mit, als er den besessenen Gesarener heilte, um ihnen zu zeigen, wie sehr die heidnische Welt von der Macht der Dämonen gefangen ist. Sie erlebten die Speisung der 5.000 und 4.000 Menschen und sahen, dass es nicht darauf ankommt, wie viel sie an Mittel haben, sondern dass es Jesus ist, der alles beliebig vermehren kann. Sie erlebten, wie Jesus in einem Augenblick den Sturm stillte und stellten sich immer noch folgende Frage:

„Wer ist denn dieser, dass auch der Wind und der See ihm gehorchen?“ (vgl. Mk. 4,41).

Diese Frage wird in dem dritten Abschnitt (-> Jesu Identität und Auftrag; Kap. 8,27-10+52) geklärt. In Cäsarea Philippi wird das Geheimnis gelüftet. Davor gebot Jesus den Menschen und den Geistern immer, dass sie schweigen sollten. Das sogenannte „Messiasgeheimnis“ ist eines der Motive, die sich durch das gesamte Markus-Evangelium ziehen. Die Vorstellung der Juden und der Jünger über Jesus war noch zu stark von ihren eigenen Wünschen und Hoffnungen bestimmt: Ein König, der Israel befreien soll. Das würde der wahrhaftige Messias sein. 

Aber als Jesus ihnen in der Stadt Cäsarea Philippi die Frage stellte, wer er sei, antwortete Petrus folgerichtig: „Du bist der Christus!“ (vgl. Mk. 8,29). In einer Stadt voller Götter wird der wahre Gott erkannt. Direkt danach gibt Jesus den Jüngern seine Bestimmung zu erkennen: Er wird leiden, sterben und auferstehen müssen. Und wieder waren die Jünger noch nicht in der Lage, dieses Bild zu begreifen. Ihre Diskussion darüber, wer der Größte sei, zeigte ihren Zustand deutlich. Jesus korrigierte ihr Bild, in dem er ihnen erklärte, dass derjenige, der bereit ist, zu dienen und sich selbst zu verleugnen, wahrhaftig groß ist.

Was diese Worte wirklich bedeuten, zeigte der Meister seinen Jüngern auf Golgatha. Es war für die Jünger das größte Lehrbeispiel in ihrem dreijährigen Ausbildungsprozess. Bevor Jesus aber leiden würde, zog er in Jerusalem ein und redete ausführlich über die Endzeit.

Darum geht es im vierten Abschnitt (-> Der Einzug in Jerusalem; Kap. 11-13). Nicht wie ein großer Herrscher zieht Jesus ein, sondern auf einem Fohlen. Er geht nicht in einen Königspalast und beansprucht den Thron für sich. Nein, sein Weg führt ihn in den Tempel und dort stellt er die Ordnung wieder her. In keinem der Streitgespräche mit der religiösen Schicht ist er unterlegen. Jedes Mal weiß Jesus, wie er antworten muss. Inmitten all dieser Streitgespräche und Anfeindungen leuchten trotzdem die ehrliche und aufrichtige Frage eines Schriftgelehrten nach dem ersten Gebot und die Gabe der armen Witwe klar und hell hervor. Jesus macht bei der Beantwortung der Frage unmissverständlich klar, dass das erste Gebot darin besteht, Gott und die Mitmenschen zu lieben. Er legt den Wert vielmehr auf die persönliche Beziehung. Aus dieser Beziehung heraus sind ihm die Opfer angenehm. Ein religiöses, totes Leben ohne die lebendige Beziehung zu Gott, ist letztendlich wie der Feigenbaum, den Jesus verfluchte (vgl. Mk. 12-14), weil er nur Blätter brachte, aber keine Frucht. Kurze Zeit später wird das Opfer der Witwe beschrieben. Die Gabe war sehr gering, aber ihre Opferbereitschaft war sehr groß. Diese besondere Hingabe veranlasste Jesus, seinen Jüngern zu zeigen, was opfern wirklich bedeutet. Nicht die größten Kenner der Thora hob Jesus hervor, nicht diejenigen, die versuchten, das Gesetz peinlichst genau zu beachten, sondern eine arme Witwe, die bereit war, alles zu geben, was sie zum Lebensunterhalt besaß.

Danach trat Jesus, vor seiner Passion, als großer Prophet auf und sagte voraus, dass Verfolgungen seine Jünger erwarten werden, aber dass er trotzdem noch einmal kommen wird, um seine Kinder abzuholen. Deswegen betonte er in seiner letzten großen Rede, wie wichtig es ist, zu wachen, damit keiner verführt wird. Wie wahr und treffsicher diese Worte sind, zeigt sich an dem Leben der künftigen Apostel. Elf von zwölf Aposteln würden später als Märtyrer sterben. 

Nachdem Jesus seine Rede beendet hatte, beginnt das letzte große Werk des Herrn. Darum handelt es sich im fünften und letzten Abschnitt (-> Jesu Tod und Auferstehung; Kap. 14-16).

Dort wird die Größe der Liebe und des Friedens Christi sichtbar. Seinem Verräter, Judas, wäscht er die Füße. Seine Jünger, in die er drei Jahre seiner Zeit investierte, fliehen alle von ihm. Petrus sagt sich sogar drei Mal von ihm ab. Er leidet in Einsamkeit Todesangst und wird zu Unrecht und gegen alle Regeln eines ordentlichen Gerichtsprozesses verurteilt. Trotzdem behält Jesus die Ruhe und verliert nicht die Fassung. Stumm wie ein Lamm leidet er. Das, was im Kapitel 1 angedeutet wurde, findet in den Kapiteln 14-16 seine Vollendung. Am Kreuz wird sein Dienst sichtbar. Am Kreuz gibt sich Jesus tatsächlich zu erkennen. Nirgendswo als am Kreuz findet die größte Offenbarung über seine Person und seine Liebe zu uns statt.

Aber es bleibt nicht dabei. Jesus steht von den Toten auf und gibt den Jüngern einen klaren Auftrag:

„Geht hin in die ganze Welt und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung! (vgl. Mk. 16,15).

Prinzipien des Dienens 

Hast du diesen Auftrag von Jesus schon angenommen? Kannst du aus diesem Auftrag die herausfordernde und drängende Art herauslesen? Jesus fordert uns nicht nur heraus, in die Welt zu gehen und zu evangelisieren. Es ist weit aus mehr. Jesus fordert uns heraus, so zu dienen, wie er es tat. Sein Dienst zeigt dir drei zeitlose Prinzipien, die für dich und auch für alle Jünger zu jeder Zeit gelten:

1. Dienen bedeutet Selbstverleugnung

In unserer heutigen Zeit ist Selbstverwirklichung die neueste Mode. Jeder will seine Ziele erreichen und sich selber verwirklichen. Aufopferung und Bereitschaft, zu dienen, wird eine immer größere Seltenheit; auch und vor allem in den Gemeinden. 

Das Leben von Jesu Christi zeigt aber, dass gerade dienen sehr stark mit Selbstverleugnung zusammenhängt. Es geht nicht mehr um deine Person, sondern um das Reich Gottes. Es geht nicht darum, dass du viel Zeit für dich hast, sondern um die Aufgabe deiner eigenen Person. Du legst alle deine Wünsche und Ziele in Gottes Hände und folgst ihm bedingungslos nach, in dem Vertrauen, dass sein Weg der Beste für dich ist. 

2. Der Erfolg des Dienstes wird anders gemessen

Oft beurteilen wir unseren Dienst nach menschlichen Maßstäben und versuchen so, uns zu erklären, ob ein Dienst jetzt erfolgreich ist oder nicht. Würden wir den Dienst Jesu nach menschlichen Maßstäben beurteilen, würden wir mit Sicherheit sagen, dass sich gar nicht so viele während seiner Zeit auf der Erde zu ihm bekannt bzw. zum Glauben gekommen sind. Würden wir den Dienst eines Jeremias als Beispiel nehmen, müssten wir zu der Erkenntnis kommen, dass sich nach einer 40-jährigen Predigttätigkeit keine Person aus Israel bekehrt hatte. Aus menschlicher Sicht scheinen diese Dienste der Personen gescheitert. Aber auf was es ankam und ankommt, ist, dass der Wille Gottes ausgeführt wird. Es ist nicht entscheidend, was Menschen meinen und wollen, sondern ob das Handeln im Dienst im Willen Gottes steht.

3. Anderen Menschen dienen

Jesu Hauptanliegen war der Dienst an Menschen. Er ging dorthin, wo Not war und half den Menschen. Das war auch eine der größten Prioritäten der ersten Gemeinden im frühen Christentum. Wir sollten auch wieder in dieser Hinsicht zurück zum Ursprung kommen. Du musst nichts Großartiges tun oder vollbringen. Gebe acht auf dein Umfeld in der Jugend, auf der Arbeit oder sogar in deiner Nachbarschaft. Wahrer Dienst findet an Menschen statt. 

Der größte Dienst, den du einem Menschen erweisen kannst, der noch nichts von Gott weiß, ist, ihm von der frohen Botschaft zu erzählen. 

Wann hattest du das letzte Mal jemandem von Jesus erzählt?

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