Mit Sicherheit kennst du diese Aussagen: „Wenn du dich auf ihn verlässt, dann bist du verlassen.“ Oder: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“ Solche und ähnliche Aussagen finden wir heute leider zu Genüge in unserer Gesellschaft. Diese werden aber nicht nur ausgesprochen, sondern auch gelebt. „Warum ist das so?“, könnte man sich fragen. Nun, dafür gibt es mit Sicherheit viele unterschiedliche Gründe. Ein Grund jedoch liegt klar auf der Hand.
Treue in einer immer untreuer werdenden, egoistischen Welt ist nahezu in vielen Lebensbereichen zur Rarität geworden. Obwohl Werte wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Gerechtigkeit, Beständigkeit und Loyalität nach wie vor begehrt und erstrebenswert sind, wird auf der anderen Seite eher schmunzelnd und labil (inkonsequent) über Treue nachgedacht und diese ausgelebt.
Hast du persönlich auch schon einmal die Erfahrung gemacht, dass dir ein nahestehender Mensch sein festes Versprechen doch nicht gehalten hat? Welche Gedanken und Gefühle kamen da in dir auf? Und hast du auch einmal selbst Situationen erlebt, in denen dir klar wurde: „Mensch, dieses Versprechen habe ich doch nicht halten können.“ Plagten dich da auch Schuldgefühle und die Erkenntnis, dass wir Menschen ganz schön schnell treulos und vergesslich werden?
Wenn wir uns also nicht immer aufeinander verlassen können, gibt es doch jemanden, der gewiss zu jeder Zeit Sein Wort hält. In 5.Mos. 32,4 wird Er wie folgt beschrieben: „Er ist der Fels; vollkommen ist Sein Tun; ja, alle Seine Wege sind gerecht. Ein Gott der Treue und ohne Falsch, gerecht und aufrichtig ist Er.“
Diese ewige, vollkommene Eigenschaft bezieht sich natürlich auch auf das, was er gesprochen, versprochen und verheißen hat. Er kann sich selbst und somit sein Wort unmöglich verleugnen.
Jakobs Treue zu Gott als Vorbild
Josef, eine zentrale Figur im Alten Testament, erlebte Gottes Treue sehr intensiv und gewaltig in seinem Leben. Dabei hatte er durchaus mit sehr harten Umständen und sehr vielen ungerechten Entscheidungen zu kämpfen. Doch was ihn besonders hervorhebt, ist das kompromisslose und unerschütterliche Festhalten an Gott und seinem Wort.
Josef wurde in einer rauen Umgebung als elfter Junge in seiner Familie geboren. Anders als seine Brüder verbrachte er seine frühe Kindheit zum Großteil zu Hause bei seinen Eltern. Erst später, als er in das jugendliche Alter kam, half er seinen Brüdern bei den Schafen aus. Dort war er großen Widersprüchen ausgesetzt. Auf der einen Seite kannte er das gute, gottesfürchtige Herz seines Vaters Jakobs. Er wusste, sein Vater dient seinem Gott aufrichtig und treu. Wir können davon ausgehen, dass Jakob nicht wenig unternahm, um Josef tiefe Einblicke von Gott und seiner Treue zu geben. Die Beziehung zwischen Jakob und Gott war für Josef sichtbar und prägte ihn fürs Leben.
Auf der anderen Seite sah Josef aber auch, dass seine Brüder einen ganz anderen Weg einschlugen. Sie hatten keinen guten Ruf und taten viele Dinge, die Gott nicht angenehm und somit böse waren. Josef teilte diese Missstände seinem Vater mit. Dies gefiel den Brüdern überhaupt nicht. Als Jakob einige Zeit später Josef auch noch mit einem noblen, bunten Leibrock beschenkte, steigerte sich der Hass der Brüder Josef gegenüber enorm. Der Hass wuchs sich ins Unermessliche, als Josef seinen Brüdern von einem Traum erzählte, den er selbst geträumt hatte.
In 1.Mos. 37,7 heißt es: „Siehe, wir banden Garben auf dem Feld, und siehe, da richtete sich meine Garbe auf und blieb stehen; und siehe, eure Garben stellten sich ringsumher und warfen sich vor meiner Garbe nieder!“
Ich fragte mich an dieser Stelle, wieso Josef gerade diesen einen Traum seinen Brüdern erzählte. Zugegeben, einen ähnlichen Traum erzählte er ihnen auch noch etwas später. Aber wir können davon ausgehen, dass Josef noch viel mehr Träume als nur diese beiden hatte. Das Faszinierende dabei ist, dass er diese beiden Träume von den anderen alltäglichen Träumen aussondert und sie seinen Brüdern und Eltern erzählt. Josef erkannte Gottes Inhalt darin und vertraute darauf. Er konnte natürlich nicht ahnen, unter welchen Voraussetzungen und auf welchen Wegen dieses von Gott gezeigte und gesprochene Wort in Erfüllung gehen würde.
Die Reaktionen auf diese Träume konnten unterschiedlicher kaum sein. Im elften Vers des gleichen Kapitels lesen wir: „Und seine Brüder waren eifersüchtig auf ihn; sein Vater aber bewahrte das Wort im Gedächtnis.“
Vertrauen als Grundfeste
Josef zahlte für sein Gottvertrauen einen hohen Preis. Der Hass seiner Brüder veranlasste sie dazu, einen grauenhaften Plan auszuführen, den sie zusammen ausheckten. Sie verkauften Josef, ihren eigenen Bruder, als Sklaven nach Ägypten. Dort in der Fremde erlebte Josef viele Höhen und Tiefen. Doch wir lesen an keiner Stelle, dass Josef seinen Glauben und sein Vertrauen Gott gegenüber absagte. Seine Beziehung zu Gott war unerschütterlich, Sünde blieb für ihn Sünde. Zu der Frau des Potiphars sagte er in 1.Mos. 39,9b, als sie ihn verführen wollte: „Wie sollte ich nun eine so große Missetat begehen und gegen Gott sündigen?“
Hier sehen wir den festen Grund, auf dem Josef geistlich stand. Für ihn war es in erster Linie wichtig, Gott die Treue zu halten. Unabhängig davon, welche Auswirkungen und Folgen diese Entscheidung mit sich bringen würde. Die Folgen dieser Entscheidung waren verheerend und scheinbar aussichtslos: Josef musste ins Gefängnis.
War das der Lohn, die Erwiderung Gottes auf seine Treue? „Das ist doch ungerecht, das hat er nie und nimmer verdient!“, würden wir heute sagen, nicht wahr? Natürlich, menschlich gesehen, ist das alles andere als Gerechtigkeit und gerechtfertigter Verdienst. Er könnte murren, unzufrieden sein, ja gar gegen Gott rebellieren, sich sogar von Gott absagen. Doch tat er das? Nein, er vertraute Gott und Gott war auch dort mit ihm.
Der Lohn der Treue
In der weiteren Geschichte lesen wir, wie Gott Josef aus dem Gefängnis herausholt und ihn auf wunderbare Weise zum zweitmächtigsten Mann Ägyptens macht. Es ist wieder ein Traum, den Josef mit Gottes Fingerzeig dem Pharao deuten und auslegen kann. Der Traum kündigt einen siebenjährigen Überfluss sowie eine siebenjährige, darauffolgende Hungersnot an. Josef bekommt die Aufgabe, in der guten Zeit Fürsorge für die schlimmen Jahre zu treffen. Diese Aufgabe löst er mit Bravour. Die folgende Hungersnot ist hart und erreicht den ganzen Orient. Die umliegenden Nationen kommen alle nach Ägypten, um Brot zu kaufen.
Interessant an diesem Lebensabschnitt von Josef ist, dass er keinen Versuch unternimmt, seine Brüder und seinen Vater selbstständig aufzufinden. Warum tat er das nicht? Er hatte doch gerade jetzt sehr gute Voraussetzungen dazu. Mochte er seine Familie nicht mehr?
Keineswegs, sondern auch hier vertraute er allein auf Gottes Führung und wollte sich nicht in den Plan Gottes einmischen. Gottes Wege sind wunderbar und das, was er ausgesprochen hat, geschieht und erfüllt sich zur gottgegebenen Zeit. In 1.Mos. 42,6 u. 9a erlebt Josef die Erfüllung seiner Träume, denn seine Brüder stehen vor ihm.
„Joseph aber war Regent über das Land; er allein verkaufte dem ganzen Volk des Landes Korn. Darum kamen die Brüder Josephs und beugten sich vor ihm nieder, das Angesicht zur Erde gewandt.“ Vers 9a: „Und Joseph dachte an die Träume, die er von ihnen geträumt hatte…“
Jetzt endlich war der Zeitpunkt da; jetzt erwidert Gott Josefs Treue und erfüllt sein versprochenes Wort. Ja, Gott hält sein Wort, er kann sich selbst nicht verleugnen. Doch er möchte Treue, Geduld, Vertrauen und Aufrichtigkeit von uns sehen. „Dem Demütigen gibt Gott Gnade.“, heißt es in seinem Wort. Das bedeutet, dass wir keinesfalls Rebellion aufkommen lassen dürfen. Auch wenn wir den Weg, den wir nun einmal gehen müssen, nicht verstehen können. Konnte Josef Gottes Weg nachvollziehen? War er denn nicht gerecht und darauf bedacht, an seinem Wort festzuhalten? Ja, er war es, und dennoch hat er viele Täler durchmachen müssen. Murrte er deswegen? Machte er Gott Vorwürfe? Nein, denn er sagt selbst in 1.Mos. 45,7-8a: „ Aber Gott hat mich vor euch her gesandt, um euch einen Überrest zu sichern auf Erden, und um euch am Leben zu erhalten zu einer großen Errettung. Und nun, nicht Ihr habt mich hierher gesandt, sondern Gott.“
Josef hatte stets an Gottes Wort festgehalten. Er kannte Gott, er wusste, dass Gott sein Wort, seine Verheißungen, getreu erfüllen würde. Weißt du es heute auch? Kennst du seine Verheißungen, die dir heute zustehen, wenn du Gott wirklich liebst und ihm treu nachfolgst? Vielleicht sind sie dir nicht immer bewusst, aber sie sind auch FÜR DICH da.
1. Gott hält sein Wort, es bleibt nichts aus. (Jos. 23,14)
2. Gott hat jedem Vergebung/Freiheit versprochen. (1.Joh. 1,9)
3. Gott legt nur das auf, was wir tragen können. (1.Kor. 10,13)
4. Gott sorgt sich um uns, wenn wir ihm bedingungslos nachfolgen. Mt. 6,33
5. Gott verheißt uns ewiges Leben. 1.Joh. 2,25
6. Gott beendet alle Sorgen, allen Schmerz und Tod. Offb. 21,4