“Wie aber sollen sie an den glauben, von dem sie nicht gehört haben? Wie aber sollen sie hören ohne einen Prediger?” (Röm. 10,14)
Vielleicht kennst du diesen Moment: Nach der Jugendstunde wird vermeldet, dass Leute gebraucht werden für die nächste Straßenevangelisation. Du weißt aber nicht so recht, ob du mitgehen sollst. Eigentlich ist es ja der Auftrag des Herrn Jesus und du willst dich gerade für die Aktion melden, bis folgende Gedankenflut dich aufhält:
- Was werden die Leute auf der Straße von mir denken, wenn ich sie einfach so anspreche?
- Das wird doch bestimmt peinlich, wenn ich das noch nie gemacht habe und ich nicht weiß, was ich sagen soll?!
- Was ist, wenn ich so wissenschaftliche Fragen gestellt bekomme und die Leute mich direkt zerlegen? Wie soll ich denn darauf antworten?
Und so zuckt dein Arm schnell wieder nach unten und du beruhigst dich mit dem Gedanken, dass es ja viel erfahrenere Jugendliche gibt, die das machen können.
Die Verklemmtheit besiegen
Oftmals führen wir den Auftrag unseres Herrn Jesus nicht aus, weil einfach unser Denken im Bereich Evangelisation verklemmt ist. Erst wenn durch das Wort Gottes unser Denken erneuert wird, sind wir auch bereit, zu gehen. Folgende Wahrheiten können dir dabei helfen, dein Denken zu verändern:
Es geht nicht um mich, es geht um Gottes Auftrag (vgl. Mk. 16,15)
Es ist und bleibt Gottes Hauptabsicht, dass Menschen erlöst werden. Deshalb sandte er seinen Sohn Jesus Christus. Deswegen sandte Jesus auch wiederum seine Jünger und letztendlich auch uns. Wir sind nicht dazu berufen, in den Reihen unserer Kirchen sitzen zu bleiben. Wir sind dazu auserwählt, die Tugenden dessen zu verkündigen, der uns aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht berufen hat.
Es ist nicht meine Botschaft, sondern Gottes Wort an die Menschen
Wir brauchen uns nicht etwas ausdenken, um die Menschen zu erreichen. Nicht unsere Worte sind es, die die Menschen schlussendlich bewegen. Es ist und bleibt Gottes Wort und seine Botschaft, welche den entscheidenden Unterschied macht. Gott sagt selber in Jesaja 55,11:
“So wird mein Wort sein, das aus meinem Mund hervorgeht. Es wird nicht leer zu mir zurückkehren, sondern es bewirkt, was mir gefällt, und führt aus, wozu ich es gesandt habe.”
Was ich immer wieder lernen durfte, sei es beim Predigen in der Gemeinde oder beim Evangelisieren: Gott steht für seine Botschaft ein und er wacht darüber. Wenn du sein Wort an die Menschen bringst, dann darfst du daran glauben, dass es auf alle Fälle eine Wirkung haben wird.
Wir sind dazu befähigt und ausgerüstet durch den Heiligen Geist (vgl. Apg. 1,8)
Oftmals wird der Einwand gebracht: „Nicht jeder kann auf der Straße die Leute einfach so offen ansprechen.” Das stimmt. Es gibt unterschiedliche Typen von Menschen und nicht für jeden ist diese Art von Evangelisation genau passend. Was aber bestehen bleibt und durch die Bibel bestätigt ist, ist, dass wir durch den Heiligen Geist ausgerüstet und befähigt sind, Zeugen unseres Herrn Jesus Christus zu sein. Nicht wir aus unserer eigenen Kraft heraus müssen die Arbeit leisten, sondern wir haben eine Kraft, die in uns lebt und uns für diese Arbeit befähigt.
Gerade in der letzten Zeit hatte ich es immer wieder erlebt, wie eine unerklärbare Angst beim Evangelisieren auf der Straße sich in mir eingeschlichen hat. Ich war wie gelähmt und konnte einfach niemanden mehr ansprechen. Erst nach einigen Gebeten in Gedanken merkte ich, wie die Angst wich und Gott in den Gesprächen die Herzen der Passanten öffnete.
Wie du vielleicht gemerkt hast, drehen sich alle diese zweifelnden Fragen um uns selber. Alle Antworten darauf beziehen sich auf Gott und stellen sein Wort in den Vordergrund. Je mehr unser ICH abnimmt, desto eher sind wir bereit, seinen Missionsauftrag zu erfüllen.
Sein Beispiel gibt uns Mut
Es macht einem immer wieder Mut, auf das perfekte Vorbild Jesus Christus zu schauen. Sein Lebensbeispiel ist unfehlbar und für uns der absolute Maßstab. Und deswegen ist es so wichtig, gerade wenn es um Evangelisation geht, sich damit auseinanderzusetzen, wie Jesus selbst eigentlich das Evangelium verkündet hat.
Was seine Rede so besonders gemacht hat, waren nicht hohe Worte, sondern die Vollmacht, die er besessen hatte.
“Und sie erstaunten sehr über seine Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, und nicht wie die Schriftgelehrten.” (vgl. Mk. 1,22)
Vollmacht empfängt man von jemand anderem. Niemand bevollmächtigt sich selber. Genauso wurde auch Jesus vom Vater bei seiner Taufe am Jordan als sein Sohn bestätigt, als der Heilige Geist auf ihn herabkam (vgl. Mk. 1,11).
Doch wie erhalte ich die Vollmacht in meinem Leben?
Der Weg zur Vollmacht führt über den Weg der Demut. In 1.Petr. 5,5 steht klar geschrieben:
“…denn Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er Gnade.”
Hochmut und Vollmacht sind zwei Dinge, die unvereinbar sind. Mose war der sanftmütigste Mensch auf Erden und zugleich der größte Führer, den die Israeliten je gesehen hatten. Auch Jeremia galt in seinem Volk nichts, aber der Herr gab ihm die geistliche Stellung, schwerwiegende Prophezeiungen über Königreiche und Nationen auszusprechen. Paulus sah sich selber als eine unzeitliche Geburt und den ersten unter allen Sündern. Doch der Herr wirkte gewaltig durch ihn.
Wenn wir verstanden und verinnerlicht haben, dass wir absolut abhängig von Gott sind, befinden wir uns auf dem Weg der Demut (vgl. 1.Petr. 5,6-7). Und aus dieser Einstellung heraus erhalten wir mehr und mehr geistliche Vollmacht.
Es kommt also nicht auf deine Fähigkeiten an. Es kommt darauf an, wie weit du bereit bist, dich unter Gottes Hand zu demütigen. Das ist der entscheidende Punkt in der Verkündigung des Evangeliums.
Geschwindigkeit auf die Straße bringen
Vielleicht kennst du das von unangekündigten Tests in der Schule. Auf einmal überfällt dich Panik und du bist nervös. Warum? Oftmals deswegen, weil man nicht darauf vorbereitet ist. Und gewissermaßen trifft das auch auf die Evangelisation zu. Wir haben oftmals Angst, weil wir einfach nicht vorbereitet sind oder nicht wissen, wie man vorgehen könnte.
Deswegen hier einige Tipps, die dir dabei helfen können, dich persönlich auf die nächste Evangelisation vorzubereiten:
Suche dir einen Partner
Wenn du noch nie so richtig Leute angesprochen hast und auch keine Übung darin hast, ist es hilfreich, mit einer zweiten erfahreneren Person Menschen anzusprechen. So sinkt die Hemmschwelle deutlich und du bekommst ein Gefühl dafür, wie du auf die Menschen zugehen kannst.
Halte Ausschau
Bei der Evangelisation gibt es kein Schema F und genau das macht es auch so spannend. Es ist absolut notwendig, vom Heiligen Geist geleitet zu sein. Dafür verbleibe innerlich immer wieder im Gebet, damit du spürst, wen du als Nächstes ansprechen sollst. Denn die Not des Nächsten können wir nur mit geistlichen Augen sehen.
Oftmals werden Gedanken kommen wie: „Wie sieht der denn aus? Die könnte doch gar nicht in unsere Gemeinde passen” oder „Die blockt bestimmt ab. Es lohnt sich sowieso nicht”.
Wenn du Ausschau hältst, dann schaue nicht aufs Äußere. Mache dir immer wieder bewusst, dass es um verlorene Seelen geht.
Small-Talk führen
Wenn du eine Person ausgesucht hast und auf sie zugehst, dann denke an folgende Dinge:
- Bleibe echt und verstelle dich bloß nicht
- Beobachte die Person ganz genau. Vielleicht gibt es einen Anhaltspunkt für dein Gespräch
- Mache dir Gedanken, wie du einen Small-Talk aufbauen kannst
Menschen direkt zu konfrontieren, bringt meistens wenig Erfolg. Wichtig ist es, in den ersten Momenten den Kontakt aufzubauen und das Vertrauen im Menschen zu wecken.
Warte auf den Moment, in welchem dir der Heilige Geist sagt, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist.
Erzähle dein Zeugnis
Wenn du merkst, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist, dann beginne mit deinem Zeugnis. Erzähle darüber, wie Gott angefangen hat, dein Leben zu verändern. Dein Zeugnis könntest du zum Beispiel so gliedern:
- Wie sah mein Leben davor ohne Gott aus?
- Wie hat Gott mein Leben verändert?
- Wie sieht mein verändertes Leben jetzt aus?
Und das ist der ausschlaggebende Punkt. Achte darauf, dass du nicht die Gemeinde oder dich selber darstellst, sondern Jesus Christus.
Predige das Evangelium
Nachdem du dein Zeugnis erzählt hast, könntest du damit fortfahren, das Evangelium zu predigen. Dieser Punkt sollte gut zu Hause vorbereitet sein. Als Gedankenstütze für deine Vorbereitungen möchte ich dir eine grobe Gliederung mitgeben:
- Erzähle von dem Plan Gottes (Das Herz als Symbol)
- Zeige auf, welches Problem jedoch durch die Menschen aufkam (Das Geteilt-Zeichen als Symbol)
- Mache die Liebe Jesu Christi dem Menschen deutlich und berichte klar von dem einmaligen Versöhnungswerk (Das Kreuz als Symbol)
- Leite deinen Gegenüber zu der wichtigsten Entscheidung in seinem Leben hin (Das Fragezeichen als Symbol)
Verteile die Gnade
Ich möchte dich mit diesem Artikel dazu motivieren, Gnade zu verteilen, die gute Botschaft zu verbreiten und Menschen zu Christus zu führen. Als vor einiger Zeit in unserer Jugend ein Bruder unerwartet verstorben ist, stellte ich mir folgende Frage:
„Auf was kommt es in meinem Leben als Christ an?” Die Antwort war für mich klar: „Andere Menschen zu Jesus führen!”
Wenn du diese Ausgabe zu Ende gelesen hast, dann möchte ich dich dazu anregen, dir genau dieselbe Frage zu stellen. Ich bin davon überzeugt, du wirst die gleiche Antwort finden.