Verlass dich nicht auf deine eigene Stärke

Es liegt in der Natur des Menschen, seine eigenen Wege zu gehen, sich Ziele zu setzen und sie auch mit eigenen Kräften zu erreichen. Wenn wir auf die Entwicklung und den Fortschritt der Zivilisation sehen, dann erkennen wir, dass Gott selbst den Menschen die Fähigkeit gegeben hat, kreativ und schaffend zu wirken. Dies erfüllt den Menschen aber oft mit Stolz und Selbstsicherheit.

Im Lukasevangelium begegnet Simon, mit dem Beinamen Petrus, dem Herrn Jesus erstmals im eigenen Haus und später beim Fischen (Lk. 5,1-8). Auf den Befehl des Herrn hin wirft Petrus, nachdem er die ganze Nacht fischte und nichts fing, die Netze aus und zieht eine große Menge Fische an Bord. Seine Reaktion folgte prompt.

Da Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sprach: Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch“ (Lk 5,8).

Jesus schickt ihn nicht weg, sondern beruft ihn zum Menschenfischer (5,10). Seit diesem Zeitpunkt beginnt eine wunderbare Geschichte der Entwicklung im Leben des Petrus.

Vom Charakter her war Petrus ein sehr willensstarker Mann, der sich selbst allerhand zutraute. Er erkannte aber auch, dass Jesus der Messias ist (Lk. 9,20) und wusste auch von seiner Abhängigkeit von ihm.

In der Schule Jesu

Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen (Mt 16,18).

Jesus möchte Petrus mit der Leitungsaufgabe betrauen, aber um dieser Aufgabe gerecht zu werden, muss der „erste“ Jünger noch so manch eine Lehrstunde in der Schule Christi absolvieren.

Hier einige Beispiele aus seiner Schule

Durchgängig spielt Petrus die Rolle eines lernwilligen Schülers, der auf der Erzählebene an allen entscheidenden Ereignissen beteiligt ist. Und so wird er als Mann der ersten Stunde gezählt, der aktiv in vielen Ereignissen eingebunden ist. Aber die größte und schwerwiegendste Lehre wartete noch auf ihn.

Petrus zerbricht

Als Jesus nach dem Abendmahl seinen Tod und auch das Versagen der Jünger ankündigte, widersprach ihm Petrus energisch, indem er beteuerte, bis zum Tode treu zu sein (Mk. 14,27-31). Petrus wird oftmals exemplarisch als Versager in der Passionsgeschichte gesehen. Man sollte aber bedenken, dass gerade Petrus derjenige war, der Jesus mit dem Schwert verteidigte, als man den Messias gefangen nehmen wollte (Joh. 18,10-11). Er war es auch, der es bis in den Innenhof schaffte, Jesus zu folgen, obwohl die anderen Jünger geflohen waren (Lk. 22,56-62). Als er aber frontal mit der Frage konfrontiert wurde, ob er auch zu Jesus gehöre, versagte er gänzlich. Als der Hahn krähte und der Herr Jesus ihn ansah (22,61), ging er hinaus und weinte bitterlich (V. 62).

Vom Scheitern des Petrus berichten alle vier Evangelien, wahrscheinlich um den Leser zu zeigen, dass der Mensch von sich aus unmöglich Gott wohlgefällig leben kann.

Petrus hat gelernt

Nach der Auferstehung des Herrn Jesus ist Petrus der erste Jünger, der den Herrn sieht (Lk. 24,34), aber erst am See Genezareth kommt es zu einem bedeutenden Treffen zwischen Jesus und Petrus. Nach dem Johannesevangelium Kp. 21 sind Petrus und die anderen Jünger wieder beim Fischen, als plötzlich Jesus auftaucht und ihnen zum Fang verhilft. Beim Frühstück stellt Jesus dem ersten Jünger eine folgenschwere Frage. Simon Jona, liebst du mich mehr als diese anderen? Er sagte zu ihm: Du weißt, dass ich dich lieb habe (nach Joh. 21,15). Diese Frage stellt Jesus dreimal auf ähnliche Weise und jedes Mal ist die Antwort ein demütiges „Du weißt, dass ich dich lieb habe“. Keine Spur mehr vom selbstsicheren „Ich werde…“ Petrus hat verstanden, dass er ohne Jesus nicht treu sein kann, er zerbricht förmlich vor Jesus.

Der Herr Jesus wiederum betraut Petrus mit der Aufgabe, die Gemeinde zu leiten.

Lernen wir auch?

Finden wir uns nicht auch in dieser Geschichte? Petrus liebte Jesus aufrichtig und legte auch alle erdenkliche Mühe daran, ihm treu zu sein. Und trotzdem ist er gescheitert, weil er sich auf seine eigene Kraft verlassen hat. Auch bei Gesprächen mit Jugendlichen sehen wir immer wieder diese Problematik. Junge Menschen bekehren sich zum Herrn und machen die ersten Erfahrungen mit Gott. Sie sind überglücklich bei diesen Erlebnissen und wenn ihnen klar wird, dass Gott ihre Gebete erhört und er sie auch von verschieden Lastern befreit. In diesen Momenten möchte man immer näher zu Gott kommen und heilig und rein vor ihm leben. Die Gefahr ist aber, dass man nach einer gewissen Zeit sich einige geistliche Fortschritte selbst zuschreibt; man beginnt selbstsicher das Christenleben zu führen und verlässt sich auf die eigenen Kräfte. Logischerweise folgt dieser Denkweise der geistliche Absturz und der Christ merkt, dass er ohne Jesus ein Nichts ist. Solche Erfahrungen im Christenleben führen uns in die Abhängigkeit Christi und zeigen, dass wir nur durch Christus siegen und leben können.

„Seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. 11 Zieht an die Waffenrüstung Gottes, damit ihr bestehen könnt gegen die listigen Anschläge des Teufels“ (Eph. 6,10-11).

Es ist interessant zu beobachten, welch eine positive Wandlung in jungen Herzen vorgeht, wenn sie gelernt haben, auf Gott zu vertrauen und nicht auf ihre eigene Fähigkeiten. Hier ein paar Folgerungen.

Im Christenleben ist es wichtig zu verstehen, dass wir in Gottes Schule sind. 

Je früher wir verstehen und lernen, nicht selbstbestimmt zu leben, sondern in allen Lebenssituationen Gott vorangehen zu lassen, umso früher werden wir ein glückliches, erfülltes Christenleben führen können (Röm. 12,1-2).

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