Vom finanziellen Gottesdienst Teil 2
Der Zehnte im Neuen Testament
Wenn wir zu diesem Thema das Leben von Jesus Christus betrachten, fällt in erster Linie auf,
dass Jesus in einem frommen jüdischen Haus erzogen wurde. Das heißt, seine Eltern gaben
den Zehnten und machten Jesus selbst mit diesem Gebot vertraut. Auch das Alte Testament,
die einzige Bibel, die Jesus kannte, lehrte ihn, den Zehnten zu geben. Während seines Dienstes
wurde Jesus von seinen Feinden genau beobachtet und jeden möglichen Vergehens angeklagt.
Unter anderem wegen des Brechens des Sabbatgebotes. Doch klagte ihn niemals jemand
eines Vergehens gegen das Zehntgebot an. Der Talmud untersagte, dass ein Mensch, der das
Gesetz streng hielt, sich mit jemandem an den Esstisch setzte, der den Zehnten nicht gab.
Doch zu mehreren Gelegenheiten aßen die Pharisäer am selben Tisch mit Jesus. Offensichtlich
gab Jesus den Zehnten.
Es gilt zu erwähnen, dass es im Neuen Testament das Gebot des Zehnten als solches nicht
gibt. Doch in der Lehre unseres Herrn Jesus Christus finden wir deutliche Hinweise darauf, die
mehr für das Geben des Zehnten sprechen als dagegen:
Was sagt Jesus zum Zehnten?
- „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!“ (Mk. 12,17)
Während den vielen Auseinandersetzungen mit den Pharisäern versuchten diese Jesus mit der
Frage der Steuernabgabe zu fangen. Und das nicht ohne Grund: Geschichtsschreiber wie
Josephus Flavius berichteten davon, dass die Juden insgesamt zu 6 Millionen Denarien
Steuern pro Jahr an die Römer verpflichtet waren. Dabei stellt 1 Denar einen Tageslohn dar.
Diese hohen Abgaben führten zu erheblichem Unmut der jüdischen Bevölkerung gegenüber der
römischen Verwaltung und waren einer der Faktoren für den jüdischen Krieg (66-73 n. Chr.).
Jesus beantwortete nicht nur meisterhaft diese hochpolitische Frage, sondern beleuchtete
umfassend, wem wir eigentlich zur Abgabe verpflichtet sind. Seine Aussage muss im
alttestamentlichen Kontext verstanden werden. Demnach bestätigte Er auf der einen Seite,
dass die Juden zum Jüdischen Tribut, zur Tempelsteuer, Kopfsteuer, Zölle und Handelssteuer,
Grundsteuer und zur Zahlung an Steuereintreiber für die Römer verpflichtet waren.
Auf der anderen Seite betonte Er aber auch, dass weiterhin die Abgaben an Gott genauso für
Israel verpflichtet sind. In Mal. 3,8 klagt der HERR sein Volk deswegen an, weil sie die Zahlung
des Zehnten eingestellt hatten:
„Darf ein Mensch Gott berauben, wie ihr mich beraubt? Aber ihr fragt: »Worin haben wir dich beraubt?« In den Zehnten und den Abgaben!“
Daraus ist zu erkennen, dass das, was Gott gehört oder ihm zusteht, der Zehnte ist, den Jesus
durch seine Aussage wiederum bestätigte.
2. „Aber wehe euch Pharisäern, dass ihr die Minze und die Raute und alles Gemüse verzehntet und das Recht und die Liebe Gottes umgeht! Dieses sollte man tun und jenes
nicht lassen.“ (Lk. 11,42).
Es gab Gebote des Alten Testamentes, die Jesus konkret aufhob:
- Aus „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ wurde „Liebe deine Feinde.“
- Aus „Scheidung ist möglich.“ wurde „Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch
nicht scheiden.“ - Aus „Nicht falsch Schwören“ wurde „Überhaupt nicht schwören“.
Die Frage des Zehnten wurde durch Jesus nicht konkret aufgehoben. Jesus setzte sich
vielmehr für ein aufopferndes Geben ein. Mit seiner Betonung darauf deutete Er niemals auch
nur an, dass der „Boden“, den der Zehnte legte, nun keine Gültigkeit mehr hätte. Sondern Jesus
sagte, dass der Deckel des christlichen Gebens weit darüber liegt. Dies sehen wir auch an zwei
kurz aufeinanderfolgenden Begegnungen:
Jesus und der reiche Jüngling
Der privilegierte, reiche und junge Mann kommt zu Jesus mit einem Ziel: Er will herausfinden,
was er Gutes tun muss, um ewiges Leben zu erben. Jesus spricht zunächst verschiedene
Pflichten an und sagt dann:
„Eins fehlt dir noch: Verkaufe alles, was du hast, und verteile es an die Armen, so wirst du einen
Schatz im Himmel haben, und komm, folge mir nach! Als er aber dies hörte, wurde er ganz
traurig; denn er war sehr reich. Als aber Jesus ihn so sah, dass er ganz traurig geworden war,
sprach er: Wie schwer werden die Reichen ins Reich Gottes hineinkommen! Denn es ist
leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als dass ein Reicher in das Reich Gottes
hineinkommt.“ (Mk. 10,17-25)
Jesus stellt eindeutig klar, dass es denjenigen, die Vermögen haben, nahezu unmöglich ist, in
das Reich Gottes einzugehen, weil sie auf ihr Reichtum vertrauen. Darin liegt die Gefahr. Es ist
genauso schwer, viel Geld zu besitzen und nicht darauf zu vertrauen, wie es einem Kamel
gelingt, durch ein Nadelöhr zu gehen.
Reichtum kann nicht nur eine Gefahr sein, sondern als Gabe vom HERRN verstanden, auch ein
Mittel, seinem HERRN die Ehre zu bringen. Es kann Hilfsbedürftige speisen, Missionare
finanzieren, den Bau von Gemeindehäusern unterstützen und somit zur Ausbreitung seines
Reiches dienen.
Jesus und die arme Witwe
In seiner zweiten Begegnung mit der armen Witwe, beobachtet er, wie sie ihr gesamtes
Lebensunterhalt in den Schatzkasten des Tempels wirft und kommt zu folgendem Urteil:
„Da rief er seine Jünger zu sich und sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten gelegt als alle, die eingelegt haben.Denn alle haben von ihrem Überfluss eingelegt; diese aber hat von ihrer Armut alles eingelegt, was sie hatte, ihren ganzen Lebensunterhalt.“ (Mk. 12,43-44)
In der Welt konnte nichts unbedachter erscheinen als ihr Verhalten. Auch hätten die wenigsten
von uns womöglich den Mut, jemandem zu empfehlen, dasselbe zu tun. Als Jesus aber sieht,
dass die Witwe ganz nach seinem Gebot handelt und alles gibt, ruft er seine Jünger. Nicht, um
sie davor zu warnen, seine Worte wörtlich zu verstehen. Im Gegenteil: Er stellt die Besonderheit
und unübertroffene Größe ihres Opfers heraus und lässt sie dafür bewundert werden.
Ein aufopfernder Lebensstil
Das Neue Testament ruft uns zu einem finanziellen Dienst auf einem anderen Niveau. Es beruft
uns zu einem OPFERNDEN LEBEN! Diesem Ruf, Gott in allen Dingen, auch den der Finanzen,
zu vertrauen, folgte eine Missionarin der Missionsgesellschaft „Samaritian Aid Mission“ in
Kanada:
„Anfang dieses Jahres durfte ich für fünf Monate auf den Philippinen sein. Es war eine
herausfordernde, aber zugleich sehr segensreiche Zeit. Ich bekam die Gelegenheit, dort
Kindern zu dienen. Es gab Momente, in denen ich völlig erschöpft war und nichts mehr hatte –
kein Geld, keine Kraft. Ich fiel auf die Knie und rief zu Gott: „Herr, was soll ich tun? Ich habe
nichts mehr!“ Doch dann stand ich auf und machte weiter.
Eines Tages kam ich in mein Zimmer und fand dort auf meinem Bett einen Stapel Geld mit
einem kleinen Zettel, auf dem stand: „Alisa, Gott segne dich.“ Ich war sprachlos! Ich fragte alle,
doch niemand wusste, von wem es war. Es war für mich ein deutliches Zeichen, dass Gott
Gebete erhört. Schon damals nahm ich mir vor, dieses Zeugnis in der Gemeinde zu teilen.
Während meines Aufenthalts auf den Philippinen wurde mir auch bewusst, wie wertvoll
alltägliche Dinge sind – selbst das Essen. Ich sagte oft zu den Menschen dort: „Jesus ist das
Brot des Lebens.“ Doch sie lachten und antworteten: „Nein, nein, Alisa, Reis ist das Leben!“ Ich
war froh, dass die Bibel in diesem Punkt auf meiner Seite war. Als ich schließlich zurückkehrte,
schaute ich mir meine Finanzen an. Vor meiner Abreise hatte ich weniger als 1.000 Dollar auf
meinem Konto. Doch als ich alle meine Ausgaben zusammen zählte, stellte ich fest, dass ich
über 8.000 Dollar ausgegeben hatte – Geld, das ich eigentlich nie besaß. Aber Gott hatte auf
wundersame Weise versorgt!
Kaum war ich zu Hause, rief mich mein Cousin an: „Alisa, komm mit nach Bulgarien, wir
müssen dort den Kindern helfen.“ Wir waren bereits zweimal gemeinsam dort gewesen, und er
wollte, dass ich noch einmal mitkomme. Ich sagte: „Ich habe kein Geld, aber wir werden sehen.“
Als ich es meiner Mutter erzählte, schaute sie mich nur an und sagte: „Aber du hast doch kein
Geld!“ Ich antwortete: „Ja, Mama, ich weiß. Aber Gott hat schon einmal versorgt, er wird es
wieder tun.“ Sie war skeptisch, aber ich vertraute darauf.
Am selben Tag auf dem Weg zur Arbeit betete ich: „Herr, ich bin pleite. Aber wenn es dein Wille
ist, dann werde ich gehen. Wenn nicht, bleibe ich hier.“ Kurz darauf schrieb mir eine Freundin:
„Alisa, was sind deine nächsten Pläne?“ Ich erzählte ihr von Bulgarien. Daraufhin fragte sie: „Brauchst du Geld?“ Ich wusste nicht, wie ich antworten sollte. Natürlich brauchte ich Geld, aber
ich hatte Gott darum gebeten, zu versorgen. Während ich noch überlegte, was ich schreiben sollte, kam ihre nächste Nachricht: „Alisa, wir übernehmen deinen Flug. Mach dir keine Sorgen!“
Ich war überwältigt – Gott ist wirklich ein Gott der Wunder!
Als ich nach Deutschland reiste und wir uns auf den Weg nach Bulgarien machten, sagte mein
Cousin plötzlich: „Alisa, zwei unserer Pässe sind abgelaufen. Ich weiß nicht, ob wir über die
Grenzen kommen.“ Wir mussten vier Grenzen überqueren. Ich dachte nur: „Gott hat uns schon
so weit gebracht – wird er uns jetzt aufhalten?“ Also beteten wir.
An der Grenze schliefen die Kinder mit den abgelaufenen Pässen tief und fest. Wir deckten sie
mit einer Decke zu und gaben die gültigen Pässe ab. Die Grenzbeamten warfen nur einen
kurzen Blick ins Auto und ließen uns passieren. So gelangten wir durch vier Grenzen – mit zwei
ungültigen Pässen! Auf dem Rückweg jedoch waren die Kinder wach und wir mussten alle
Pässe vorzeigen. Ein Beamter fragte meinen Cousin: „Drei Kinder?“ Mein Cousin wollte: „Nein,
fünf.“ sagen, aber in Bulgarien bedeutet ein Kopfschütteln „Ja“. Der Beamte verstand es falsch
und ließ uns durch. So lautete unser Motto: „Mit Gott können wir nicht nur Mauern überspringen,
sondern auch Grenzen überqueren!“
Doch damit war es nicht zu Ende. Ich bekam die Gelegenheit, nach Uganda zu reisen und dort
Kindern zu dienen. Danach folgte eine Reise nach Kenia. Dort besuchten wir eine sehr arme
Familie – die Mutter war blind, ihr Kind ebenfalls. Wir beteten für sie und gingen weiter. Doch
etwas ließ mich nicht los. Ich sagte zu unseren Leitern: „Ich möchte noch einmal zu dieser
Familie zurückkehren.“ Als wir zurückkamen, berichteten sie uns, dass das blinde Kind nun ein
wenig sehen konnte. Auch die Mutter hatte etwas von ihrem Augenlicht zurückgewonnen!
Wir beteten erneut. Während des Gebets öffneten sich die Augen des Kindes plötzlich weit. Er
schaute sich erstaunt um. Nach der Gebetszeit reichte ich ihm meine Hand, er ergriff sie und
sah mir direkt in die Augen. Es war ein Wunder – Gott hatte ihm das Augenlicht geschenkt!
Wir dienen einem lebendigen Gott – einem Gott, der hört, der sieht und der antwortet. Ihm
gebührt alle Ehre! Amen.“
Vorschläge für die freiwillige Gabe im Neuen Testament
Im Anhang zu diesem Artikel möchte ich folgende Ratschläge für das Geben laut dem Neuen
Testament darbieten:
„Was aber die Sammlung für die Heiligen anbelangt, so sollt auch ihr so handeln, wie ich es für
die Gemeinden (beachte: in den Gemeinden) in Galatien angeordnet habe. An jedem ersten
Wochentag lege jeder unter euch etwas beiseite und sammle, je nachdem er Gedeihen hat,
damit nicht erst dann die Sammlungen durchgeführt werden müssen, wenn ich komme. Wenn
ich aber angekommen bin, will ich die, welche ihr als geeignet erachtet, mit Briefen absenden,
damit sie eure Liebesgabe nach Jerusalem überbringen.“ (vgl. 1.Kor. 16,1-3).
- An jedem ersten Wochentag – die Gabe soll regelmäßig und beständig sein.
- Lege jeder unter euch etwas beiseite – die Gabe ist etwas Persönliches, jeder individuelle Mensch ist gefragt
- Und sammle – es muss aktiv und systematisch sein (erster Tag der Woche)
- Je nachdem er Gedeihen hat – proportional zu deinem Einkommen
Richtungen, in die wir laut dem NT unterstützen sollen
- Gemeinde – Unterstützung der geistlichen Lehrer; der Zehnte gehört der Gemeinde
(1.Kor. 16,1-3; Gal. 6,6; 1.Kor. 9,9-14; Luk. 8,2-3). - Mission, Evangelisation (Gal. 6,6; 1.Kor. 9,9-14; Luk. 8,2-3)
- Arme – notleidende Brüder und Schwestern im Glauben (Gal. 6,10; Jak. 2,15-16); Analog zu Almosen, Gaben zusätzlich zum Zehnten
- Jeder biblische gute Dienst für den Herrn (2.Kor. 8,1-6; 1.Tim. 6,18-19)
Prinzipien des Gebens im NT:
- Geben ist seliger (Apg. 20,35; Pred. 11,1-2; Phil. 4,17)
- Jeder reife Christ soll geben (1.Kor. 16,2)
- Jeder soll mit Freude geben, nicht aus Unwillen (2.Kor. 9,7; 2.Kor. 8,2-3)
- Alle sollen freigiebig mit Einfältigkeit geben (2.Kor. 9,11)
Alles von Gott, für Gott, zu seiner Ehre. Amen!
