Was traust du Jesus zu? Ein Überblick über das Johannesevangelium

„Und das Wort wurde Mensch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, die Herrlichkeit des einziggeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ (Joh. 1,14)

Kennst du dieses Gefühl, wenn du für ein gewisses Anliegen betest und trotzdem noch kleine Zweifel bestehen? „Kann Jesus wirklich mich aus dieser Lage führen? Ist es möglich, dass genau diese Veränderung in meinem geistlichen Leben stattfinden wird? Ich bete schon so lange für diese Person und irgendwie tut sich nichts. Wann greift Jesus ein?!“

Mit genau diesen oder ähnlichen Gedanken wurde jeder von uns schon einmal konfrontiert. Manchmal ist es so, dass wir die aufkommenden Zweifel besiegen können. Es gibt aber auch solche Situationen, in welchen diese Bedenken sich festsetzen. Über eine längere Zeit begleiten und beschäftigen uns die Zweifel. Dann stellt sich die entscheidende Frage für uns: Was traue ich Jesus noch zu? Glaube ich daran, dass sein Arm nicht zu kurz ist? Glaube ich daran, dass, egal wie aussichtslos die Situation ist, er die Macht hat, alles zu verändern? 

Die einfache Antwort lautet: Du kannst Jesus alles zutrauen. Das Johannes-Evangelium zeigt dir auch warum.  

Jesus, Gottes Sohn

Johannes setzt in seinem Evangelium zwei Themenschwerpunkte:

  1. Gott, der sich in einem Menschen den Menschen offenbart
  2. Ewiges Leben in Jesus Christus

Alle Evangelisten hatten Jesus aus einer unterschiedlichen Sichtweise betrachtet:

  • Matthäus hebt besonders die  Eigenschaften Jesu hervor
  • Markus war es wichtig gewesen, Jesus als Diener zu beschreiben
  • Lukas dagegen stellt in seinem Werk Jesus als den Sohn der Menschen dar

Und was ist mit Johannes? Seine Sicht auf Jesus lässt sich aus seinen zwei Hauptthemen erkennen. Nämlich: Jesus als der ewige Sohn Gottes. Als der Schöpfer des Universums. Als Gott offenbart im Fleisch.

Was macht das Evangelium des Johannes so einzigartig?

Genau dieser Punkt macht das Evangelium einzigartig und unterscheidet sich somit in seiner Themenwahl von den anderen drei Evangelien.

In den Werken von Matthäus, Markus und Lukas findest du die Verklärung des Herrn auf dem Berg. Dabei handelt es sich um die offizielle, amtliche Herrlichkeit des Herrn als Sohn des Menschen. Doch Johannes ist der einzige, der diese wunderbare Tatsache nicht berichtet, denn er beschreibt die persönliche göttliche Herrlichkeit des Herrn:

,,[…] die Herrlichkeit des einziggeborenen Sohnes vom Vater“.

Auch alle geschichtlichen Ereignisse, die er berichtet, dienen nur dazu, dieses große zentrale Thema hervorzuheben.

Als König Israels, wie er im Matthäusevangelium beschrieben wird, muss der Herr ein Geschlechtsregister haben, das seine Abstammung über den König David auf Abraham zurückführt (Mt. 1). Als Sohn des Menschen muss sein Geschlechtsregister auf Adam, also  auf die Erschaffung des Menschen, zurückgehen (Lk. 3). Bei einem Knecht und Diener, wie Markus ihn beschreibt, fragt man nicht nach der Abstammung. Es ist deshalb auch kein Geschlechtsregister nötig.

Aber wie könnte der ewige Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erde, ein Geschlechtsregister haben? Johannes beginnt darum mit der fernsten Vergangenheit, an die ein Mensch überhaupt nur denken kann und sagt: Damals war das Wort, und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott! Das Wort wurde nicht erschaffen, es ist von Ewigkeit her! Es hat keinen Anfang.

Um diese Göttlichkeit zu bekräftigen, wählt Johannes unter anderem zwei Ansätze:

  • Zum einen schreibt er nicht von den Wundern des Herrn. Er spricht vielmehr von Zeichen, die die unumstößliche und herrliche Wahrheit bestätigten. Jesus wurde wahrhaftig als Gottes Sohn in die Welt gesandt. Daran soll es keinen Zweifel geben. 
  • Zum anderen berichtet er in seinem Evangelium von acht Wundern, die kaum in den anderen Evangelien vorkommen. Möglicherweise um die Einzigartigkeit dieser Zeichen hervorzuheben. Alleine nur zwei dieser Zeichen findest du in den anderen synoptischen Büchern, nämlich die Speisung der 5.000 und Jesu Gang auf dem See zu Kapernaum. 

Jesus zeigt seine göttliche Allmacht

Aber auch thematisch konzentriert sich Johannes voll und ganz darauf, zu zeigen, dass Jesus Gottes Sohn ist. Besonders in  den Kapiteln 2-12 offenbart Jesus seine Gottheit.

Er ist der Allwissende, wie du  z.B. in den folgenden Versen sehen kannst:

,,Aber Jesus vertraute sich ihnen nicht an; denn er durchschaute sie alle und hatte es nicht nötig, dass jemand ihm über den Menschen berichtete, denn er wusste selbst, was imMenschen steckt.“ (Joh. 2,24-25)

,,Aber es sind einige unter euch, die glauben nicht. Denn Jesus wusste von Anfang an, welche es waren, die nicht glaubten, und wer ihn verraten würde.“ (Joh. 6,64)

Er ist auch der Allmächtige! Dafür werden im Folgenden einige Beweise aufgelistet:

  • Er kann lebendiges Wasser geben (Kap. 4, 1-14)
  • Mit wenigen Worten heilt er Kranke und macht sogar einen Blindgeborenen sehend (4,50; 5,8; 9,7). 
  • Er weckt Tote auf (11,43). 
  • Seine Stimme weckt die geistlich Toten auf (5,25) und er wird einmal alle Toten aus ihren Gräbern hervorkommen lassen (5,28-29). 
  • Er tut alles, was er den Vater tun sieht (5,19).
  •  Er vermehrt die Brote und wandelt auf See (6,10-21). 
  • Er hat Gewalt, sein Leben zu lassen und Gewalt, es wieder zu nehmen (10,18).

Widerstand gegenüber seiner göttlichen Natur

Obwohl die Beweise seiner Allmacht und Allwissenheit und die Wahrheit seiner Worte unwiderlegbar sind, findest du hier einen ständigen intensiven Widerstand der Juden, wie du ihn in den anderen Evangelien nicht finden wirst. Sie wagen es, zu ihm zu sagen, er sei ein Samariter und habe einen Dämon (8,48.52; 7,20; 10,20).

Sie wagten es sogar, die wunderbare Geburt des Herrn mit einer schändlichen Anspielung in den Schmutz zu ziehen!

,,Da sagten sie zu ihm: ,Wir sind nicht durch Hurerei geboren; wir haben einen Vater, Gott´“ (Joh. 8, 41).

Diese Menschen zeigen ganz offen ihre Abneigung gegenüber Jesus und seinen wunderbaren Taten auf dieser Erde. Doch Jesus erträgt das alles von seinen Geschöpfen, denn er war gekommen, um durstige Seelen zu befriedigen und verlorenen Seelen zu suchen. Seine Liebe und Gnade gegenüber den Menschen ist so groß, dass du einmal wieder seine göttliche Natur bestaunen darfst. Nur ein Gott kann so viel Geduld und Barmherzigkeit mit seinen Geschöpfen besitzen.

,,Ich bin“ im Johannesevangelium

Gott hatte sich Mose gegenüber als der „Ich bin, der ich bin“ offenbart (2. Mos. 3,13-15). Das ist sein Name als der Ewige, der Bleibende, der immer war und immer sein wird.

Johannes greift diesen Namen Gottes ganz besonders wieder auf. Genau genommen ist es Jesus selbst, der diesen Namen für sich in Anspruch nimmt und damit eigene Herrlichkeiten verbindet. Sieben verschiedene spezielle Herrlichkeiten seiner Person fügt er dem betonten

„Ich bin“ hinzu. Es war der „Ich bin“, der auf die Erde gekommen war. Diesmal hatte Gott nicht einen großen Diener wie Mose gesandt. Diesmal war er selbst gekommen, indem er Mensch wurde, um als Knecht und Gott in einer Person das Volk zu befreien. Es ist nicht verwunderlich, dass die vollkommene göttliche Herrlichkeit in dieser Weise mit Christus verbunden wird. Einige Beispiele:

  1. „Ich bin das Brot des Lebens“ (Joh. 6,35.41.48): Der Herr Jesus ist der Himmlische, der aus dem Himmel gekommen ist, um den Hunger des Menschen zu stillen. Dazu musste er als Mensch sein Leben geben: „Das Brot aber, das ich geben werde, ist mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben der Welt“ (Joh. 6,51).
  2. „Ich bin das Licht der Welt“ (Joh. 8,12). „Gott ist Licht“ (1. Joh. 1,5). Und der Sohn Gottes hat dieses Licht in dieser Welt offenbart, denn er ist Gott. Als der große „Ich bin“ war er dann auch als Mensch dieses „Licht der Welt“, das jeden Menschen erleuchtet und ins Licht Gottes stellt. Das wird besonders in den ersten 11 Versen des achten Kapitels offenbart, in denen sein Licht der Wahrheit auf die heuchlerischen Pharisäer und sein Licht der Gnade auf diese sündige Frau fallen ließ.
  3. „Ich bin die Tür der Schafe“ (Joh. 10,7.9). Christus ist der einzige Weg zu Gott. Nur wer durch ihn „eingeht“, wird Errettung finden. Gott ist Mensch geworden und nur durch diesen einen Menschen gibt es Errettung. Jede andere Tür führt in die Irre.
  4.   „Ich bin der gute Hirte“ (Joh. 10,11.14). Normalerweise zeichnet sich ein Hirte dadurch aus, dass er seine Schafe führt und beschützt. Der „Ich bin“ jedoch – der Ewige – war bereit zu sterben, als er Mensch geworden war. Denn seine „Schafe“ konnten nur dadurch zu Gott geführt werden, dass er stellvertretend für sie starb.

Unterweisung und Offenbarung

In den Kapiteln 13-17 des Johannesevangeliums empfangen die Jünger persönliche Offenbarungen von Jesus und erhalten von ihm konkrete Anweisungen, wie sie sich in der Zeit nach seinem Tod verhalten sollen. Jesus macht ihnen klar, dass sie nur bestehen können, wenn sie in ihm bleiben, denn ohne Jesus sind sie machtlos: ,,Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts tun“ (Joh. 15, 5).

Jesus versucht, die Jünger auf die Zeit vorzubereiten, in denen sie ohne ihn auf der Erde weiterwirken sollen. Er weiß, dass den Jüngern Verfolgungen und Drangsal bevorstehen und das sagt er ihnen auch. Doch Jesus weiß auch, dass die Jünger auch nur Menschen sind und Unterstützung brauchen. Deshalb verspricht er ihnen, den Heiligen Geist zu ihnen zu senden, der ihnen als Tröster (Joh. 14,16), Lehrer (14,26), Zeuge (15,26) und Führer in aller Wahrheit (16,13-15) dienen wird.

Die Struktur des Johannesevangeliums

Johannes berichtet in den Kapiteln 1 und 2 über eine Woche des Dienstes des Herrn Jesus vor der Gefangennahme Johannes des Täufers und damit vor dem Zeitpunkt, zu dem die anderen Evangelien ihre Mitteilungen beginnen. Die anderen Evangelien beschreiben dann praktisch nur den Dienst des Herrn in Galiläa, während Johannes mit Ausnahme von Kapitel 4,45–54; 6,1–71; 7,1–9 sowie 10,40–42 nur das Werk des Herrn unter den Juden in Jerusalem beschreibt. Wenn du dieses Evangelium nicht hättest, wüsstest du kaum etwas über den Dienst des Herrn in Judäa.

In Kapitel 20,31 erfährst du den zweifachen Zweck des Buches:

  1. damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes
  2. damit ihr glaubend Leben habt in seinem Namen

Erste Einteilung

In Verbindung mit dem ersten Punkt nennt der Herr in Kapitel 5,33-37 drei Zeugnisse für das, was er ist: das Zeugnis Johannes des Täufers, die Werke, die er tat und das Zeugnis des Vaters. So kommst du zu folgender Einteilung:

a) Das Zeugnis Johannes des Täufers (1,19-37 und 3,26-31): Der Herr Jesus ist das Lamm Gottes, der Sohn Gottes und der Christus.

b) Das Zeugnis des Herrn Jesus selbst, bestätigt durch die Werke, die er tat. Er ist: 

Kapitel 3: der eingeborene Sohn;

Kapitel 4: der Christus;

Kapitel 5: der Sohn Gottes, der lebendig macht, wen er will, und der die Toten auferwecken wird;

Kapitel 6: der Sohn des Menschen, der das wahre Brot aus dem Himmel ist und der Welt das Leben gibt.

Kapitel 7: Er wird den Heiligen Geist jedem geben, der an ihn glaubt.

Kapitel 8: Sein Wort, dass er das Licht der Welt ist.

Kapitel 9: Sein Werk bezeugt dies auch.

Kapitel 10: Er ist der gute Hirte.

c) Das Zeugnis des Vaters:

Kapitel 11: Er ist der Sohn Gottes in der Kraft der Auferstehung.

Kapitel 12: Bei dem Einzug in Jerusalem zeigt Gott, dass er der Sohn Davids, der König Israels ist und bei der Frage der Griechen, dass er der Sohn des Menschen ist.

d) Wenn durch das oben Genannte das Zeugnis gegenüber der Welt vollendet ist, dann siehst du fin den Kapiteln 13-17, wie der Herr in der Nacht vor seinem Sterben mit seinen Jüngern allein ist. Er sagt ihnen, dass er sie verlassen wird, dass aber der Tröster, der Heilige Geist, dann kommen wird, um bei ihnen zu bleiben. Er zeigt ihnen, dass er weiterhin um sie bemüht sein und bei dem Vater für sie bitten wird (Kp. 17). Danach wird er für sie wiederkommen, um sie in das Haus des Vaters einzuführen (Kp. 14).

Schließlich folgt der Bericht von seiner Gefangennahme, Kreuzigung und Auferstehung und wie er den Seinen erscheint.

Zweite Einteilung

In Verbindung mit dem zweiten Punkt von Kapitel 20,31, dem ewigen Leben, können wir folgende Einteilung vornehmen:

  1. Joh. 1,1 – 2,22 – Einleitung: Das ewige Leben in seiner Quelle: Christus, der Eingeborene des Vaters, voller Gnade und Wahrheit.
  2. Joh. 2,23 – 17,26: Das ewige Leben, uns mitgeteilt, aber abhängig von der Quelle.
  3. Kapitel 18 – 21: Das vollkommene Opfer und das Leben in dem Auferstandenen.

Sei kein Thomas!

In den vorherigen Abschnitten hast du besonders viel von der Allmacht und der Göttlichkeit Jesu Christi gelesen. Das ist auch der Grund, warum du ihm alles zutrauen kannst. Weil er Gott ist, ist ihm nichts unmöglich. Weil er Gott ist, kann er direkt und konkret in deinem Leben eingreifen. Glauben an Jesus ist keine graue Theorie. Es ist Kraft und Leben. Deshalb lass niemals den zweifelnden Gedanken zu, seine Macht in Frage stellen. Sei kein Thomas, sondern vielmehr wie Maria. Du kannst dir sicher sein, wenn du all deine Hoffnung auf ihn setzt, dass du nicht enttäuscht wirst.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert