Gemeinde im Fokus: Galatien

Alarmstufe rot! Der Apostel Paulus sieht sich gedrungen, ein feuriges Schreiben an die Gemeinde der Galater zu verfassen. Sie befinden sich, auf ihren geistlichen Zustand bezogen, in Lebensgefahr: „Ich fürchte um euch, dass ich am Ende vergeblich um euch gearbeitet habe.“ (Gal. 4,11). 

Wie konnte es nur dazu kommen? Dieser Frage wollen wir hier und jetzt nachgehen. Was bewegte damals die Galater dazu, das von Apostel Paulus verkündete Evangelium anzuzweifeln? Welche Lektion können wir heute daraus lernen, um diesen Fehler unmissverständlich zu vermeiden? 

Bei Galatien handelte es sich um eine Gegend in der heutigen zentralen und östlichen Türkei. Auf seiner ersten und zweiten Missionsreise begegnete Paulus hier Menschen, denen er das von Gott durch eine Offenbarung empfangene Evangelium verkündigte (vgl. Gal. 1,11&12). 

Welchen Anlass hatte der Brief des Apostel Paulus? Das zentrale Problem der Galater in ihrem Glaubensleben bestand darin, dass Ihnen versucht wurde, von außen zusätzliche Gebote aufzuerlegen. Dieser Zwang ging am ehesten von judenchristliche Strömungen aus, die der Meinung waren, dass diese Gebote auf dem Weg zur Erlösung notwendig seien. Konkret ging es um:

  1. Die Beschneidung 
  2. Das Halten bestimmter Feste 
  3. Speiseverbote 

Somit lautet die Devise des Galaterbriefes: „Der Weg zur Erlösung geht nur über den Glauben an Jesus Christus!“ Das ist auch der Grund, warum der Galaterbrief in seinem Kampfescharakter unter allen anderen Briefen als einzigartig dasteht. Paulus macht keinen Hehl daraus, sondern spricht Klartext: „Wie wir es zuvor gesagt haben, so sage ich auch jetzt wiederum: Wenn jemand euch etwas anderes als Evangelium verkündigt als das, welches ihr empfangen habt, der sei verflucht!“ (Gal. 1,9). Der Brief gliedert sich, neben dem Einleitungs-  (Gal. 1,1-5) und Schlussteil (Gal. 6,11-18), im Prinzip in drei große Abschnitte: 

1) Galater 1,6-2,21: Apologetischer Teil: 

  • Berufung des Paulus durch den Herrn Jesus Christus
  • Verkündigung des durch göttliche Offenbarung empfangenen Evangeliums 

2) Galater 3,1-5,12: Dogmatischer Teil:

  • Der Weg zur Erlösung geht nur über Gerechtigkeit, die durch den Glauben an Jesus kommt.

3) Galater 5,13-6,10: Ermahnung & Warnungen: 

  • Aufruf zum Verbleiben in der Freiheit im Geist, die aus dem Evangelium Christi entspringt

Immer wieder geht in aller Deutlichkeit hervor, dass es in Bezug auf die Errettung niemals einen Mittelweg zwischen Gesetz und Glauben gibt: entweder sind wir schuldig, alle Gebote und Satzungen des mosaischen Gesetzes zu halten oder wir setzen unser Vertrauen ganz auf Gottes Gnade. Und sind somit Söhne Abrahams, der ebenfalls durch Glauben gerechtfertigt wurde (vgl. Gal. 3,6-7). Alle, die versuchen den Mittelweg zu gehen, sollen hören: „Ihr seid losgetrennt von Christus, die ihr durchs Gesetz gerecht werden wollt; ihr seid aus der Gnade gefallen!“ (Gal. 5,4). 

Das Gesetz wird hier in seinem Sinn und Zweck recht eingeordnet: es ist keine Alternative zur Glaubensgerechtigkeit des Patriarchen Abraham, sondern es ist in seiner Funktion ein Erzieher auf Christus hin (vgl. Gal. 3,24). Das Gesetz ist das Salz auf unserer Zunge, das uns durstig nach Christus macht. 

Der Galaterbrief hat schließlich seinen Höhepunkt in dem glorreichen Satz des Apostels, indem er lautstark verkündet, dass sowohl eigenes Tun als auch der fromme Selbstruhm niemals vor Gott als rechtmäßige Gerechtigkeit gelten werden: „Von mir aber sei es ferne, mich zu rühmen, als nur des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus, durch das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt. Denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittensein etwas, sondern eine neue Schöpfung.“ (Gal. 6,14-15). 

Hoffnung für unser sündiges Fleisch ist nur am Fuße des Kreuzes Christi zu finden. Dort mag es sterben – täglich. Am Grabe des Auferstandenen ersteht dann mit Christus eine neue Kreatur, die in der unverfälschten Freiheit des Evangeliums verbleibt und von außen klar zu erkennen ist: „Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung. Gegen solche Dinge gibt es kein Gesetz. Die aber Christus angehören, die haben das Fleisch gekreuzigt samt den Leidenschaften und Lüsten.“ (Gal. 5,22-24). 

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