Nicht gewollt und doch geführt – Mein Missionseinsatz in Ghana
„Wir sind auf dem Weg in ein Dorf, das von den Konkomba (ein ghanaischer Volksstamm) bewohnt wird. Neben mir sitzt eine Frau. Die Tribemarks (d.h. Stammeszeichen) auf ihren Wangen sind noch dunkler als der Rest der Haut. Auf ihrem Schoß hält sich ein Kind auf, allerdings nicht ihr eigenes. Die zweite Frau ihres Ehemannes verstieß es, als es damals erkrankte. Meine Sitznachbarin kam daraufhin zu uns ins Ernährungszentrum und bat um Hilfe.
Jetzt schläft das Kind auf ihrem Schoß tief. Es scheint nichts von der Spannung, die im Inneren des Wagens herrscht, zu spüren. Doch wie als hätte der Kleine gespürt, dass wir kurze Zeit später die Dorfeinfahrt passieren, erwacht er und beginnt unruhig zu weinen.
Diese Frau neben mir wurde von Frauen aus ihrem Volk beschuldigt, eine Hexe zu sein. Heute versuchen wir mit ihnen zu sprechen. Doch kurz darauf brechen wir das Gespräch ab – die Situation ist kurz vor der völligen Eskalation. Die Angst dieser Menschen vor der Kraft der Hexen und anderen dunklen Mächten ist dermaßen real, dass alles Tun und Reden vergebens scheint. Das Urteil fällt – die Frau wird verstoßen.“
Der vorhandene Glaube an die Zauberei sitzt tief in den Menschen, die im Norden Ghanas leben. In den Monaten meines bisherigen Aufenthalts wurde ich schon etliche Male damit konfrontiert. Doch wenn ich diese Frau sehe, die ein krankes Kind aus Mitleid zu sich nahm, und deswegen wie eine Aussätzige behandelt wird, dann überwältigt mich die Eigenart dieser Kultur.
Ich habe zwar keine Angst, denn Jesus ist so viel stärker, aber mein Herz blutet für dieses Volk.
Ich bin überrascht, wie anders diese Menschen sind und erlebe darin aber auch, wie sehr Gott mich dadurch verändert. Jetzt gerade bin ich hier in Ghana/Westafrika auf meinem achtmonatigen Missionseinsatz und darf erfahren, wie groß und vielseitig Gott ist.
Seine Wege sind höher
Als ich noch jünger war, hätte ich mir nie vorstellen können, jemals in die Mission zu gehen – geschweige denn nach Afrika. Dennoch bin ich jetzt hier auf diesem Kontinent und überglücklich. Das Gefühl des Glücks bekomme ich nur durch Jesus. Ich bin hier mit ihm und tue genau das, was er möchte.
Mein Name ist Kristina und ich komme aus der Gemeinde Ulmen. Die letzten Jahre sprach Gott immer wieder zu mir. Dies geschah vor allem durch sein Wort. Die Botschaft, wir sollten die Verkündigung seines Königreichs allen Menschen weitergeben, ließ mir keine Ruhe. Gleichzeitig stieß mich dieses von Luxus geprägte Leben in Deutschland zunehmend ab. Mein Wunsch war es, Nachfolge so zu erleben, wie es in der Bibel geschrieben stand. Die Begebenheit aus dem Lukasevangelium wurde mir besonders wichtig. Jesus sendete hier seine Jünger aus, gab ihnen nichts Materielles mit und sagte, der Glaube an ihn genüge für die Reise. Dann las ich das Kapitel 8 aus der Apostelgeschichte, in der Philippus vom Geist geführt auf einer Straße den fremdem Kämmerer von Jesus erzählte und diesen anschließend auch taufte.
„Jesus – das möchte ich auch erleben!“ Dieser Satz begleitete mich über drei Jahre hinweg immer und immer wieder. Manchmal betete ich ihn verzweifelt, meistens mit brennender Leidenschaft. Doch nachdem Jahr um Jahr nichts geschah, schlug meine Freude in Frustration um. Irgendwann kam ich an einen Punkt, der mich zu Gott sagen ließ, er dürfe mit mir machen, was er wolle – ich sei dazu bereit. Ich sagte:„ Wenn du willst, dann sende mich – egal wann, egal wohin, egal zu wem…“
Und das hat er auch gemacht. Gott ist einfach so groß!

Mutig mit Jesus leben
Ich glaube und hoffe, dass gerade meine Geschichte dich dazu ermutigt, neue Schritte mit Jesus zu wagen. Gott hat mich, die örtlichen Missionare, die Gemeinde und Familien wunderbar vorbereitet und zusammengefügt.
Unser Ziel ist es, vorrangig zu den Menschen eine freundschaftliche Beziehung aufzubauen und dadurch ihnen von Jesus erzählen zu können.
Die Frau, die beschuldigt wurde, eine Hexe zu sein, nahmen wir deshalb als Teil unserer Gemeinschaft auf. Wir möchten ihr zeigen, dass sie bei uns willkommen und das Jesus die Grundlage unseres Handeln ist.
Wir sehen das tägliche Miteinander als Augenmerk unserer Arbeit. Natürlich liegt hierbei der Schwerpunkt auf die Schwachen und Ausgestoßenen der Gesellschaft, wie den Frauen, Kranken und Kindern. Aber eigentlich geht es darum, mit den Menschen aus dem Ort zu leben – dabei zu sein, wenn jemand krank ist oder jemand stirbt; sich zu freuen, wenn ein Kind geboren wird und gemeinsam zu beten, wenn kein Ausweg in Sicht ist.
Natürlich bin ich aufgrund meines Berufes auch im Schulprojekt miteingebunden, aber man muss sehr flexibel sein. Daher erledige ich mittlerweile auch andere Sachen im Büro, die ich zwar nicht so gerne mache, aber das gehört nun mal auch dazu. Es ist für mich manchmal frustrierend, wenn man aus einer leistungsorientierten Gesellschaft an einen Ort wie diesen hinkommt und lebt. Man sieht dann, wie hier z.B. die Leute so ganz anders sind. Da könnte ich dir super viel erzählen, aber das würde den Rahmen sprengen. Überhaupt gibt es so viele Dinge, die aus europäischer Sicht einfach unvorstellbar sind – aber in dem allen darf ich lernen und erleben, wie mächtig Gott da ist.
Die Grenzerfahrung mit der verstoßenen Frau war für unser Missionsteam eine schwere Herausforderung. Immer wieder waren wir ratlos, doch unser Handeln wurde schlussendlich von der Frage: „Was würde Jesus jetzt eigentlich machen?“ geprägt.
Oft kommt mir der Gedanke, dass ich nicht mutig genug bin. Aber wenn ich Jesus meine Gedanken mitteile, dann darf ich erneut wissen und darauf vertrauen, dass der Geist, der in Jesus wirkt, auch in mir lebt.
Hast du schon mal überlegt, länger in die Mission zu gehen? Ich habe eine kleine Checkliste zusammengestellt, mit Eigenschaften, die auf dem Missionsfeld helfen:
- Standfestigkeit und Reife im Glauben
- Vertrauen darauf, dass Gott dich hier haben möchte
- Gebetsleben, dass echt und regelmäßig ist
- Liebe zu Menschen
- Offenheit für Fremdes
- Flexibilität
- Opferbereitschaft
- Durchhaltevermögen
- Disziplin
- Belastbarkeit
- Gesundheit
- ggf. Sprachfähigkeiten
„Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen“ (Eph. 2,10).